Straße und Wildwechsel – Lieber langsam als tot


Was von der Natur eigentlich zum Vorteil der Wildtiere vorgesehen ist, in der Dämmerung auf Nahrungssuche zu gehen, entwickelt sich gerade im Pendler und Feierabendverkehr zu ernster Gefahr für Mensch und Tier. Tiere kennen keine Verkehrsregeln und manche Arten sind gerade in den Morgenstunden verstärkt unterwegs. Gerade in den nebligen Morgenstunden werden sie erst oft zu spät gesehen und schon hat es geknallt. Was aber tun wenn man ein Wildtier angefahren hat. Polizei Oberkommissar Andreas Schmidt von der Polizeiinspektion Westerburg, wie auch viele seiner Kollegen im Land raten sofort die Polizei zu benachrichtigen. Auch wenn scheinbar kein Schaden am Fahrzeug zu sehen ist, kann das betroffene Tier verletzt sein. Jeder Dienststelle liegen Listen von Jagdaufsehern vor, die dann eine Nachsuche starten können um das Tier aufzuspüren.
In manchen Gegenden, an viel befahrenen Straßen, ist die Zahl der Tiere, die ihr Leben im Straßenverkehr lassen, oft größer als die von Jägern erlegt und vermarktet werden. Der Forderung nach blinkenden, reflektieren Begrenzungspfosten auf Landstraßen wird vielerorts inzwischen nachgekommen. Nur überall ist diese teure Maßnahme noch nicht realisiert. Vereinzelt sind auch Wildzäune, an besonders frequentierten Wildwechselstrecken montiert oder eine elektronische Wildwarnanlage leuchtet auf, wenn Reh und Fuchs in Straßennähe auftauchen. Ein Tropfen auf den heißen Stein im Verhältnis zu den vielen Unfällen, die sich bei zunehmendem Autoverkehr jährlich auf den Straßen ereignen. Deshalb gilt für den Verkehrsteilnehmer auf zwei oder vier Rädern grundsätzlich Fuß vom Gas an unübersichtlichen Wald und Feldrändern.
Bei Tempo 60 ist der Bremsweg 35 Meter lang und bei 100 bereits 79. Erhöhte Vorsicht ist auch bei neuen Umgehungsstraßen und autobahnähnlichen Schnellstraßen geboten, denn das Wild ändert seine vertrauten Wege kaum. Wenn Wild auf der Straße steht, sollte man abblenden, kontrolliert abbremsen und hupen. Als Gebot gilt langsam weiterfahren, wenn auch kein Wild mehr zu sehen ist, erklärt Andreas Schmidt, der auch selbst Jäger ist und beide Seiten des Betroffenseins kennt. Er rät eher zu einem kontrollierten Aufprall, als zu unkontrolliertem Ausweichen, was für viele Verkehrsteilnehmer im Straßengraben, an einem Baum,
oder günstigsten Falls an der Leitplanke enden kann. Wildtiere können keine Geschwindigkeiten abschätzen und werden dazu noch oft geblendet, was sie orientierungslos macht. Rehe, Wildschweine und Füchse kommen oft nicht allein und ein Autofahrer erlebt häufig, dass noch Nachzügler plötzlich am Wegrand erscheinen. Wenn ein Wildtier unmittelbar vor der Kühlerhaube auftaucht, ist das Gebot bremsen, Lenkrad festhalten und geradeausfahren, damit entgegen kommende Fahrzeuge nicht gefährdet werden. Die Versicherungen, so Oberkommissar Andreas Schmidt, bezahlen meist den entstandenen Schaden, sofern man Teilkasko versichert ist. Besser allerdings ist, man beherzigt den Rat in einer Broschüre des ADAC, des Deutschen Jagdverbands und des Verkehrssicherheitsrat DVR, dann können schon eine Menge Todes- und Verletzungsfälle bei Mensch und Tier vermieden werden. (mabe ) Fotos: Becker/Wachow