NEUWIED – AWO Kreisverband Neuwied e.V. bricht Tarifverhandlungen ab – Beschäftigte gehen in den ersten Warnstreik

NEUWIED – AWO Kreisverband Neuwied e.V. bricht Tarifverhandlungen ab – Beschäftigte gehen in den ersten Warnstreik

Der AWO Kreisverband Neuwied e.V. hat die Tarifverhandlungen mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di abrupt abgebrochen. Dies geschieht trotz der klaren Verpflichtungen im Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt (AWO), das eine angemessene Entlohnung und die Einhaltung von Tarifverträgen für alle Beschäftigten vorsieht.

„Wir verpflichten uns, angemessen zu entlohnen und für gleiche Arbeit gleichen Lohn zu zahlen. Wir bieten Mitarbeitenden transparente Arbeits- und Entlohnungsbedingungen. Wir bekennen uns zur Tarifbindung und arbeiten mit Gewerkschaften und Betriebsräten eng zusammen. Kein Arbeitsverhältnis mit der AWO soll ohne Anbindung an einen Tarifvertrag mit einer Gewerkschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes geschlossen werden.“ So steht es wortwörtlich im Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Seit nunmehr knapp 21 Jahren beschäftigt der AWO Kreisverband Neuwied seine derzeit 560 Mitarbeiter jedoch tariflos und zahlt dabei Gehälter, die deutlich unter den Gehältern der AWO bei den rheinland-pfälzischen Bezirksverbänden liegen. So verdient beispielsweise eine Heilerziehungspflegerin in einer stationären Einrichtung für „besondere Wohnformen“ beim AWO Kreisverband Neuwied je nach Berufserfahrung allein beim Brutto-Grundentgelt zwischen 380 und 1650 Euro pro Monat wenige, als beim AWO-Bezirksverband Pfalz und im öffentlichen Dienst. Hinzu kommen weitere Entgeltverluste durch tarifliche Zulagen, Jahressonderzahlung und Ausgleiche für Sonderformen der Arbeit (Sonntagsarbeit, Feiertagsarbeit, Überstundenzuschläge u.a.), die der AWO Kreisverband Neuwied seinen Beschäftigten derzeit ebenfalls nicht zahlt.

„Bereits im Mai 2024 haben wir die Geschäftsführung für die beiden Betriebsteile AWO Gemeindepsychiatrie gGmbH und den AWO Kreisverband e.V. im Auftrag der Beschäftigten zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Erst im Oktober 2024 war die Arbeitgeberseite zu einer ersten Verhandlungsrunde bereit“, berichtet Frank Hutmacher, der ver.di-Verhandlungsführer. Im Zuge der 6. Verhandlungsrunde am vergangenen Montag, den 10. März 2025 brach die Arbeitgeberseite die Verhandlung dann schlussendlich ab und war nicht mehr weiter verhandlungsbereit.

Das letzte Gesamtangebot der Arbeitgeberseite beinhaltete u.a. die Übernahme der auf 90% heruntergerechneten Brutto-Grundentgelte des AWO-Bezirksverbands Pfalz, mit einer stufenweisen Angleichung der Entgelte auf das JETZT aktuelle Niveau der AWO Pfalz bis zum Jahr 2028. Diese Herunterrechnung der Entgelttabellen auf 90% würde je nach Entgeltgruppe und Stufe für die Beschäftigten zwischen 220 und 797 Euro weniger Brutto-Grundentgelt im Vergleich zur AWO Pfalz bedeuten. Auch die Jahressonderzahlung soll zunächst nicht vollständig gezahlt werden. Des Weiteren würden sämtliche zukünftigen Entgelterhöhungen bei der AWO Pfalz nicht für die Beschäftigten des AWO Kreisverband Neuwied e.V. und die AWO Gemeindepsychiatrie gGmbH übernommen werden. Das würde bedeuten, dass auch 2028 die Beschäftigten im Entgeltniveau immer noch deutlich hinter dem der AWO Pfalz liegen würden.

Des Weiteren verwehrt der Arbeitgeber die vollständige Anerkennung von Berufserfahrungsjahren und besteht auf eine deutlich zu niedrige Eingruppierung von Beschäftigten der Integrationsbereiche OptiServ und AWO Arbeit, die unter anderem im Bereich Garten- und Landschaftsbau tätig sind.

„Die ver.di-Tarifkommission, die ausschließlich aus betroffenen Beschäftigten besteht, hat dieses Angebot des Arbeitgebers zurecht als vollkommen inakzeptabel einstimmig abgelehnt und nach nunmehr 10 Monaten seit Verhandlungsaufforderung den ersten Warnstreik für den 13. und 14. März beschlossen“, so Frank Hutmacher weiter.

„Das Verhalten der Verantwortlichen des AWO Kreisverbands Neuwied gegenüber ihren Beschäftigten, steht nicht nur diametral gegen sämtliche Grundsätze der Arbeiterwohlfahrt, sondern ist auch ein Ausdruck fehlender Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten und deren wertvoller Arbeit. Wir erwarten nun ein abschlussfähiges Angebot von der Arbeitgeberseite, bis dahin haben wir gemeinsam mit den Beschäftigten einen langen Atem!“, erklärt Frank Hutmacher abschließend.