Entführung von Baby aus Tschechien wirft viele Fragen auf
Fünf Tage war das Baby Michala aus Tschechien in der Gewalt von Fremden in Deutschland. Nach dem glücklichen Ende der Entführung werden die Motive und Hintergründe des Falls immer mysteriöser. Zufall, Racheakt oder Familienzwist? Die Polizei hält sich bedeckt und auch die Pressekonferenz gab nicht viel an Neuigkeiten her.
Ein Mann im Hawaiihemd raubt angeblich ein knapp drei Wochen altes Baby in Usti nad Labem (Aussig/Tschechien) aus dem Kinderwagen. Die Mutter muss hilflos zusehen. Erst nach fünf qualvollen Tagen eine erlösende Nachricht: Deutsche Fahnder haben einen Säugling im fraglichen Alter und mit schwarzem Haarflaum gefunden. 600 Kilometer entfernt, gesund und wohlauf. Vier Verdächtige werden festgenommen, ein Thüringer und eine Frau aus Rheinland-Pfalz kommen in Untersuchungshaft. Die Spur führte über ein verlorenes Nummernschild zum Autoverleiher nach Neuwied von dort zum Kunden. Hier wurde das Baby aufgefunden und von Kinderärzten untersucht. Vermutlich im Elisabethkrankenhaus, aber auch das wurde nicht bestätigt. Warum die 20jährige Mutter aus einer Romafamilie nicht nach Neuwied kam und warum das Kind weiterhin in Obhut ist wirft erneut Fragen auf, ob die Entführungsgeschichte nicht einen anderen Hintergrund hat. Die Polizei verfolgt Varianten die möglich sein könnten, hält sich aber mit Auskünften zurück. Offiziell bleiben Behörden auch zu Baby und Familie wortkarg. Das Jugendamt, in dessen Obhut sich das kleine Mädchen derzeit befindet, gibt „im Interesse des Kindes keinerlei Auskunft zu dem Fall“. Der Sprecher ließ auch offen, ob Michala möglicherweise schon auf dem Weg nach Hause ist. Laut Polizeichef Danyluk wird sie formell von den deutschen an die tschechischen Behörden und nicht direkt an die Mutter übergeben. Zu den, in Neuwied Inhaftierten ist Alter und Herkunft bekannt. Die Polizei in Usti vermutet Michala sei ein Zufallsopfer, vielleicht aber auch gezielt entführt worden. Möglicherweise auch Leidtragende eines Konflikts innerhalb der Roma- Gemeinschaft. Eine Fehde in der Großfamilie schloss Großvater Radomir Niedl aus. Michalas Vater ist möglicherweise in illegale Autoschiebereien verwickelt und müsste sich vor ausländischen Geschäftspartnern verstecken. Eine Menge Ungereimtheiten denen Deutsche und Tschechische Polizeidienststellen nachgehen. Der Fall des kleinen Roma Mädchens, das möglicherweise noch im Neuwieder Krankenhaus betreut wird, bleibt spannend. (mabe)