HACHENBURG – Naturschutzinitiative (NI) und Naturschutzbund (NABU) – Windkraftpläne der VG Hachenburg schaden Mensch und Natur
HACHENBURG – Naturschutzinitiative (NI) und Naturschutzbund (NABU) – Windkraftpläne der VG Hachenburg schaden Mensch und Natur
Die Verbandsgemeinde Hachenburg will den Bau von weiteren Windkraftanlagen in ihren großen Wäldern und Schutzgebieten erlauben. Der NABU Kroppacher Schweiz und die Naturschutzinitiative (NI) kritisieren die Pläne als schädlich für Mensch und Natur. Um den Ausbau zu ermöglichen, sollen zwei neue Potenzialflächen als Sondergebiete für Windkraftanlagen geschaffen und ein bestehendes Gebiet erweitert werden.
Waldgebiete werden fragmentiert: Die Potenzialfläche 2 nordöstlich des Wiedtals grenzt an Hachenburg und zieht sich über die Höhe “Hinterer Kopf” bis zum Windpark am “Hartenfelser Kopf”. Sie liegt zum großen Teil im Vogelschutzgebiet Westerwald. Würden hier Windkraftanlagen gebaut, bedeute das die Zerstörung des größten zusammenhängenden und naturnahen Waldgebiets in der Verbandsgemeinde (VG), kritisieren die Naturschutzverbände. Windenergiesensible und geschützte Tierarten wären hier gefährdet. Es gibt Vorkommen von Wespenbussard, Baumfalke, Schwarzstorch, Schwarz- und Rotmilan. Eine Besonderheit sei hier zudem der seltene Sperlingskauz, die kleinste heimische Eule. “Der Bau von Windkraftanlagen würde die Regeneration des Waldes beenden, das Gebiet fragmentieren und unwiederbringlich in seiner Funktionsfähigkeit zerstören“, so Carola Pfeiffer, NABU Kroppacher Schweiz und Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI.
Vogelzugbarriere im Vogelschutzgebiet: „Es ergäbe sich zudem eine mehrere Kilometer lange Barriere für den Vogelzug in Nord-Süd-Richtung, nur etwa drei Kilometer nördlich der Westerwälder Seenplatte. Diese ist der wichtigste Zugvogel-Rastplatz mit landesweiter Bedeutung“, betonte Ornithologe und Gebietskenner Wolfgang Burens, NI. Dabei begrüßen NABU und NI, dass die Potenzialfläche 1 – eine Erweiterung des Windparks bei Alpenrod – aufgrund der Nähe zur Westerwälder Seenplatte und der Lage im Vogelschutzgebiet Westerwald bereits aus der Planung genommen worden sei.
Naturschädliche Vorhaben: Mit der Realisierung der Potenzialfläche 4 wäre die Zerstörung eines weiteren großen zusammenhängenden und naturnahen Waldgebietes in der VG verbunden, das sich bis in die Landkreise Altenkirchen und Neuwied ausdehne. Auch hier brüten besonders viele Vogelarten, die durch Windkraft gefährdet wären. Dazu gehörten Schwarzstorch, Wespenbussard, Rotmilan, Schwarzmilan, Mäusebussard, Uhu und Baumfalke. “Ein solches Vorhaben ist eine Versündigung an der Natur“, erklärte Dipl.-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI, der das Gebiet auch aus eigenen Erfassungen gut kennt.
Die ausgedehnten Laubwälder mit sehr wertvollen Altholzbereichen seien Heimat aller heimischen Spechtarten, Eulenarten, der Waldschnepfe, Wildkatze und auch ein Vorkommensschwerpunkt von Fledermäusen. Außerdem sei dieser Wald mit dem Naturdenkmal “Felsgruppe Beilstein” ein bedeutsames Naherholungsgebiet für die Menschen in gleich drei Landkreisen, so die beiden Naturschutzverbände.
Keine Erweiterung im FFH-Gebiet: Die Potenzialfläche 3 ist eine Erweiterung des bestehenden Windparks “Hartenfelser Kopf” bei Höchstenbach und liegt im Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“. Sie dürfte ebenfalls nicht in Betracht gezogen werden, da dieses sehr kleine FFH-Gebiet durch die bestehenden Windkraftanlagen schon maximal geschädigt sei. Es drohe der Funktionsverlust für den Waldteil. „Zur Sicherung der auch für unser Überleben notwendigen Biodiversität ist es aber erforderlich, dass im Gegenzug für die bisherige Flächenbeanspruchung für Windkraft die für den Natur- und Artenschutz bedeutsamen Bereiche freigehalten werden“ erklären Harry Neumann, NI, und Carola Pfeiffer, NABU.
Keine Vereinbarkeit mit der Landesplanung: Die Landesregierung hat in ihrem „Fachbeitrag Artenschutz“ Ausschlussflächen für Windenergie festgelegt. Diese sollen als Schwerpunkträume für den Artenschutz gelten und im Rahmen der Regionalplanung nicht für Windkraft beansprucht werden. Die Potenzialflächen der VG Hachenburg hingegen liegen zum großen Teil in solchen Ausschlussflächen. „Alle diese Flächen sind schon 2011 aus Artenschutzgründen ausgeschlossen worden. Wenn die VG diese Restriktionsbereiche dennoch für Windkraft beanspruchen wolle, konterkariere dies die Landesplanung, so die Verbände. „Auch angesichts der EU-Verfahren gegen Deutschland wegen unzureichender Schutzmaßnahmen in den Natura-2000 Gebieten ist hier eine Belastungsgrenze überschritten. Eine weitere Ausweitung der Windkraft im europäischen Schutzgebiet würden wir einer rechtlichen Prüfung zuführen“, erklärte Harry Neumann (NI).
Hachenburg braucht keine weiteren Windkraftflächen
Die Naturschutzverbände verweisen darauf, dass bislang schon rund 1,7 % (ca. 300 ha) der VG als „Sondergebiet Windenergie“ ausgewiesen worden seien. Die geplante Erweiterung der Windkraftflächen um 635 ha würde den Bau von Windkraftanlagen auf einer insgesamt dreimal so großen Fläche erlauben. “Das wäre das Ende der Westerwälder Landschaft im Großraum Hachenburg wie wir sie kennen”, mahnen die Naturschützer. Foto: Harry Neumann, NI, Hartenfelser Kopf, Windkraftanlagen, so weit das Auge reicht