Neuwieder Stadtschreier – die Vierte


Eine große Schar von Zuschauern hatte sich am späten Donnerstagnachmittag angesammelt. Angelockt von der lauten Stimme Stadtschreier Andreas Siverius, der in mittelalterlicher Kleidung das Marktrecht verkündete. „Und auf das Viertens die Statt zu besserem Aufnehmen und Vergrößerung gelangen möge…“ Das Marktrecht, das Graf Friedrich III. als Teil des Toleranzedikts von 1662 Neuwied verlieh, war Grundlage, damit die junge Stadt „schneller wachsen und größer werden“ konnte. Es ist das vierte der insgesamt neun Privilegien, die anlässlich des Jubiläums „350 Jahre Neuwieder Freiheitsrechte“ in Verbindung mit einer kurzen Theaterszene noch einmal symbolisch von Thilo Moeck und seinem Theater & Co. dargestellt werden. Die beiden Händler, gespielt von Sascha Zils und Thomas Gottlieb, geraten in einen Streit der mit
Fäusten und Tritten ausgetragen wird. Grund ist eine hübsche junge Kundin, gespielt von Anna –Lisa Nallin, die sich nicht entscheiden kann, ob sie nun Kartoffel oder Seidentücher den Vorzug gibt. Unter Applaus eines großen Publikums am Luisenplatz, schüttet der Stadtschreier dann einen Eimer Wasser über die Streithähne. In der zweiten Szene kommt wieder die heutige Zeit zum Zuge. Der 12 jährige Florian, der auch schon im Film von Jost Gabriel zu den Freiheitsrechten mitgespielt hat, breitet auf der Erde eine Decke aus auf der er sein Spielzeug zum Verkauf drapiert hat. Ein Marktmeister kommt und will Marktgebühren für den Stand haben. Da Florian kein Geld hat, wird kurzerhand von Thilo Moeck in der Rolle des Marktmeisters, das Spielzeug eingezogen. Florian bleibt traurig zurück, bis ihn Anna tröstet und mit heim nimmt. Anschließend muss Thilo Moek dem verärgerten Publikum erklären, dass er nicht wirklich so brutal ist und Florian seine Spielsachen wiederbekommt. Dann gibt es, wie bei den vorhergegangenen Theateraufführungen schon Tradition, den üblichen Sekt von der Stadtverwaltung. Am nächsten Mittwoch findet man den Marktschreier am Historischen Rathaus, wo das fünfte Freiheitsrecht verkündet wird. (mabe)