Wolfswinkeler Hundetage starten in zwei Wochen
BIRKEN-HONIGSESSEN – Lassie und Kommissar Rex sind Trugbilder vom Hund – Wolfswinkeler Hundetage starten in zwei Wochen. Erika Trumler, Leiterin der Forschungsstation in Birken-Honigsessen, wird zu der Veranstaltung kommen. Verhaltensforschung ist notwendige Grundlage der Hundeerziehung. – Die Wolfswinkeler Hundetage starten in zwei Wochen. Kurzentschlossene haben noch immer die Möglichkeit an dem Seminar mit acht Fachreferenten teilzunehmen. Ihr Kommen zugesagt hat auch Erika Trumler, Leiterin Forschungsstation in Birken-Honigsessen. Sie wird am Samstag, 7. September, über Eberhard Trumler und sein Lebenswerk sprechen. Eberhard Trumler hat sich Zeit seines Lebens für ein besseres Verständnis des Hundes und seines Verhaltens eingesetzt und gilt als Nestor der Kynologie, Hundekunde, im deutschsprachigen Raum. Die Forschungsstation in Birken-Honigsessen hat er gemeinsam mit seiner Frau Erika aufgebaut und viele Jahre lang betrieben. Es entstand eine Reihe von Büchern, die heute noch immer zu den Standardwerken zählen. Hauptanliegen des Forschers war, genau hinzusehen und sich nicht leiten zu lassen von Vorurteilen und vorgefassten Meinungen. Als ältestes und vielfältigstes Haustier der Welt, verdienen Hunde es, dass man sich mit ihnen ausführlich beschäftigt, so das Credo.
Der Hund als Helfer des Menschen steht im Mittelpunkt der diesjährigen Wolfswinkeler Hundetage, die vom 6. bis zum 8. September in Wissen stattfinden. Kein Haustier wird so vielseitig eingesetzt und hat eine solche Fülle von Betätigungsmöglichkeiten wie der Hund. So gibt es auf der Veranstaltung viele Praxisberichte vom Einsatz von Hunden in der Therapie von Kindern, als Helfer bei Resozialisierung von Straffälligen, als Spürhunde im Naturschutz oder im klassischen Einsatz bei der Schafshaltung. Doch trotz seiner vielen Fähigkeiten und seiner Menschenbezogenheit ist die Haltung von Hunden anspruchsvoll und kann zu Konflikten führen, wenn man die Bedürfnisse des Hundes nicht berücksichtigt und falsche Erwartungen an die Tiere stellt. Beim oft falschen Bild, das Menschen vom Hund haben, spielt auch die Mediengesellschaft eine wichtige Rolle. Es ist heute mehr als 70 Jahre her, als der erste Lassie-Film in den US-amerikanischen Kinos anlief. Unter dem Titel „Lassie Come Home“, der später auch in Deutschland gezeigt wurde, ließ die Geschichte einer Collie-Hündin die Tränen in die Augen von Millionen von Kinobesuchern steigen. Im Film flieht Lassie hunderte von Kilometern quer durch das Land und erlebt allerhand gefährliche Abenteuer. Dies alles nur, um zu ihrem Menschen, einem Jungen einer verarmten Familie zurück zu kommen. Nichts prägte auf der Leinwand das Bild vom Hund mehr als dieser Film: Lassie als treuer Freund bis in den Tod und Lassie als eine Art umsorgende Übermutter. Der Film führte dazu, dass der Collie in den 50er und 60er Jahren zu einem wahren Modehund wurde, der dann auch jeweils noch den gleichen Rufnamen bekamen wie der Star auf der Leinwand. Die Enttäuschung war dann in manchen Familien groß, als sich herausstellte, dass der Hausgenosse, den man sich angeschafft hatte, sich so ganz anders verhielt, als der Hund im Kino und später im Fernsehen. Die Lassies wurden in den Familien mit Erwartungen konfrontiert, die sie gar nicht erfüllen konnten.
Einen ähnlich großen Erfolg in der Gegenwart hatte die Fernsehserie „Kommissar Rex“, die seit 1994 in mehreren Staffeln zu sehen war. Mehrfach mit Preisen ausgezeichnet ist die Produktion, die in mehr als 150 Ländern gezeigt wurde, eine der erfolgreichsten Serien weltweit. Der Deutsche Schäferhund Rex war dabei in den Handlungen stets ein Kämpfer, der Sinn für Gerechtigkeit und Menschlichkeit hatte und dessen Weitsicht und Intelligenz die Fähigkeiten seiner menschlichen Partner übertraf. „Wenn man überlegt, was für ein Schund ansonsten in den Unterhaltungsprogrammen des Fernsehens zu sehen ist, dann muss man sagen, dass solche Filme durchaus eine geeignete Familienunterhaltung vor allem für Kinder sind“, sagt Erika Trumler. „Aber solche Filme sind nur Unterhaltung. Es sind moderne Märchen. Ich habe großen Respekt vor den Trainern und den Leistungen der Hunde beim stressigen Dreh der Filme. Aber es sind erdachten Geschichten, bei denen die Hunde ja nur als Darsteller agieren, um die Drehbücher umzusetzen. Diese Geschichten führen das Publikum auf eine falsche Fährte, wenn es um grundlegende Bedürfnisse und Fähigkeiten von Hunden geht“. Der Hund als Haustier sei ein ernstzunehmendes Thema, weil er als Sozialpartner Mitglied in vielen Familien sei. „Deswegen ist auch Verhaltensforschung und Wissenschaft noch immer so wichtig“, sagt Erika Trumler. „Dies wollen wir auch jeweils auf den Wolfswinkeler Hundetagen beleuchten. Nur mit Verhaltensstudien können wir herausfinden mit was für einem Gegenüber wir es überhaupt zu tun haben. Das war noch in den 1970er und 1980er Jahren ein völliges Neuland. Wenn ich zurückblicke auf die vielen Jahre in der Forschungsstation sage ich nicht ohne Stolz, dass wir dort Pionierarbeit geleistet und Grundlagen gelegt haben“. Erika Trumler wird auf den Wolfswinkeler Hundetagen Bücher signieren, die man auf der Veranstaltung kaufen kann. Daneben kann man Bilder und Zeichnungen von Eberhard Trumler erwerben. Er war im Zuge seiner Studien über Hunde und zuvor auch über Pferde von Natur aus ein guter Beobachter mit ruhiger Hand. Vieles, was er gesehen und als besonders interessant ansah, hat er in Skizzen und Bildern festgehalten. So sind einige Zeichnungen entstanden die teilweise auch als Illustrationen für seine Bücher genutzt wurden. Einige dieser Zeichnungen sollen auf den Wolfswinkeler Hundetagen zu Gunsten der Forschungsstation versteigert werden. Alle Informationen zur Veranstaltung, Ort, Zeit und Beitragshöhe auf der Webseite der Trumler-Station: www.gfh-wolfswinkel.de.