Wissener NachtSchicht –
WISSEN – Die „NachtSchicht“, eine Veranstaltungsreihe des Wissener Kulturwerks, befasste sich in ihrer fünften Ausgabe mit den dunklen Seiten der heimischen Montanindustrie. In der vollbesetzten Halle ließen sich die Besucher unter dem programmatischen Titel „Dunkle Zeiten“ in die Geschichte des Walzwerks einführen. Zu deren Abläufen gehörten auch Zwangsarbeit und Ausbeutung in der Zeit des Nationalsozialismus, hieß es in einer der Ansprachen. Insgesamt mussten hier rund 1.500 Menschen unter erbärmlichen Umständen und ohne entsprechenden Lohn schuften. Eine Klasse des Wissener Gymnasiums hat sich der Geschichte der Zwangsarbeit angenommen und beispielsweise die noch verbliebenen Mauerreste des Lagers auf der Bornscheidt freigelegt. Am Samstag präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihr Werk, wozu auch eine Bilddokumentation über das Lagerleben gehörte.
Man hatte sogar die Gebäude maßstabgerecht nachgebaut. Mehrfach fiel der Name Bruno Wagner. Der Schönsteiner hat sich intensiv mit dem schwierigen Thema Zwangsarbeit beschäftigt und auch die Aufzeichnungen des in Wissen zwischen 1943 und 1945 dienstverpflichteten Franzosen Octave Fort unter dem Titel „Du bist noch mehr mein Sohn“ herausgegeben. Zur Sprache kamen auch Zeitzeugen des Kriegsendes vor 70 Jahren. Vor einigen Wochen haben sie ihre Erlebnisse vor Videokameras im Kulturwerk offenbart. Die Ergebnisse konnten jetzt auf der großen Leinwand mitverfolgt werden. Moderator Berno Neuhoff gab dazu einen Überblick zu den dramatischen Geschehnissen, als der von Deutschland begonnene Krieg die Heimat erreichte. Noch Ende März hatte beispielsweise Generalfeldmarschall Walter Model die so genannte „Siegfront“ erkundet. Diese Linie war Südfront des Ruhrkessels und dementsprechend heftig umkämpft. Bis zum 6. April 1945, dem endgültigen Durchbruch der Amerikaner, kamen auch in und um Wissen noch viele Menschen ums Leben.
Fachkundige Auskunft zu den Details gab Militärhistoriker Ralf Anton Schäfer. Im Rahmenprogramm stand die NachtSchicht im Zeichen eines Auftritts der heimischen Tanzgruppe „Tanz(t)raum Balé“.