Stromschneisen per Hubschrauber freigeschnitten
WISSEN – Stromschneisen per Hubschrauber freigeschnitten
Stromleitungen im Gelände müssen von überwucherndem Gehölz freigehalten werden, sonst gibt es Probleme beispielsweise durch herabstürzende Äste. Dies ist in aller Regel auch keine große Sache. Mit Hubwagen oder direkt vom Boden aus beseitigen Fachkräfte in die Leitungstrasse hineinragende Äste mit Hilfe von Motorsägen. Manchmal ist dies aber nicht wegen der Unzugänglich von bestimmten Abschnitten nicht möglich oder zu gefährlich.
Dann kommt massive Technik in Form von Helikoptern zum Einsatz, so wie kürzlich in vielen Altenkirchener Verbandsgemeinden. Im ersten Moment kommt man sich vor wie in einem Abenteuerfilm. Das Fluggerät nähert sich mit Riesenlärm. Gut vierzig Meter unter sich trägt es eine Sägeeinrichtung, die in einer Waldschneise präzise in Position gebracht wird. Bis zur Stromleitung, die natürlich längst abgeschaltet ist, beträgt der Abstand tatsächlich nur ein ganz kurzes Stück.
Der Hubschrauberpilot steuert auf Sicht und hält die Maschine fast schon zentimetergenau an der richtigen Stelle. Neben ihm trägt der Sägenoperateur ebenfalls eine große Verantwortung. Dann walten die neun Sägescheiben ihres Amtes und schneiden alles was der Leitung im Weg ist zuverlässig ab.
Angetrieben wird die fünf Meter hohe Schneideinrichtung selbstständig von einem 60-PS-Benzinmotor. Auftraggeber ist die EAM Netz GmbH in Wissen als heimischer Energieversorger. Im Vorfeld hat man auf Karten festgelegt, welche Bereiche aus der Luft freigeschnitten werden müssen. Dirk Habicht als zuständiger Leiter des EAM-Regioteams ist auch meistens vor Ort, wenn es Ernst wird.
Kreisweit hat man jetzt 4,3 Kilometer Mittelspannungsleitung in schwierigem Gelände mit dieser teuren, aber effizienten Methode sicher gemacht. Vom Boden aus entfernen weitere Mitarbeiter die abgeschnittenen Äste. EAM kalkuliert, dass von nun an acht Jahre lang an diesen Stellen keine Gefahr mehr für die Versorgungsleitungen besteht.
Als Hubschrauber kommt im Kreis Altenkirchen ein 900 PS starker Airbus/Eurocopter mit der Registrierung OE-XHI zum Einsatz. Dieser fliegt auch gelegentlich zum Heli-Skiing in den Kaukasus. Betreiber ist der Helikopterflugdienst Wucher im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Geflogen mit der mächtigen Sägeanlage im Schlepptau wird natürlich auf Sicht, was ein außerordentlich großes Können voraussetzt. Der kleinste Fehler kann hier unabsehbare Folgen haben. Auch Nieselregen ist kein Hindernis, wie beim Start am Weiler Diedenberg an der Straße zwischen Katzwinkel und Friesenhagen beobachtet werden konnte.
Knapp anderthalb Stunden später und nach getaner Arbeit rund um Birken-Honigsessen landete der „Flattermann“ wieder sicher neben dem Tankwagen auf dem Wiesengelände. Andere „Arbeitsstellen“ für das Hightechgerät und seine hochqualifizierte Besatzung lagen am Holperbach. Im letzteren Fall hatte man den Tankstopp in Marienthal aufgebaut. Die Aktion ist inzwischen zumindest für den Kreis Altenkirchen beendet. (bt) Fotos: Bernhard Theis