WISSEN – Praktisches Jahr: Vom Medizinstudium in Rotterdam nach Wissen

WISSEN – Praktisches Jahr: Vom Medizinstudium in Rotterdam nach Wissen

Die Berge und Steigungen des Westerwaldes können Nathalie Kegels nicht sonderlich beeindrucken. Dabei ist die Belgierin eigentlich pures Flachland gewohnt – sowohl zu Hause in der Nähe von Antwerpen als auch am Studienort Rotterdam. Doch Hümmerich, Stegskopf und Co. erscheinen als kleine Hügel, wann man regelmäßig als Skilehrerin im Stubaital jobbt. Es ist aber nicht der – ohnehin kaum noch vorhandene – Wintersport, der Nathalie Kegels dieser Tage in den Kreis Altenkirchen geführt hat.

Die Medizinstudentin absolviert vielmehr einen Teil ihres Praktischen Jahres in der internistischen Hausarztpraxis von Dr. Michael Theis und Dr. Larissa Ferdows-Theis in Wissen. Einige Wochen lang wird sie den Medizinern hier deutlich mehr als nur über die Schulter schauen.

Der Weg von Nathalie Kegels von Rotterdam nach Wissen hat über Siegen geführt. Genauer gesagt: über Prof. Dr. Veit Braun. Der Chefarzt der Neurochirurgie am Jung-Stilling-Krankenhaus ist einer der Haupt-Protagonisten des Projekts „Medizin neu denken“, mit dem die Ausbildung von Medizinstudierenden näher an die Region gekoppelt werden soll. Dazu gehört auch die Kooperation mit der Erasmus-University Rotterdam. In den Niederlanden sind schließlich die Plätze für ein Praktisches Jahr rar gesät. Mit ins Boot geholt wurden seinerzeit auch die heimischen Kreise: Während man in Siegen aber kein Interesse zeigte, kam aus Altenkirchen und Olpe ein promptes „Ja, aber gerne doch!“

Die Intention für die Teilnahme brachte jetzt Landrat Dr. Peter Enders bei einem Besuch in der Praxis Theis auf den Punkt: „Es ist uns wichtig, den medizinischen Nachwuchs in vielfältiger Form zu unterstützen.“ Das Angebot des Praktischen Jahres sei dabei nur einer von vielen Bausteinen. „Wir brauchen dazu aber auch Kolleginnen und Kollegen, die sich engagieren“, sagte Enders mit Blick auf die Doktoren Theis. Die Wissener Praxis erfülle alle Kriterien und Voraussetzungen, um Medizinstudierende professionell zu betreuen, ergänzte Prof. Braun. Zu den Partnern im AK-Land gehört ebenfalls die Gemeinschaftspraxis in Gebhardshain. Koordiniert wird die Zusammenarbeit von Jennifer Siebert, der Leiterin der Regional- und Kreisentwicklung in der Kreisverwaltung Altenkirchen.

War das Praktische Jahr zunächst nur auf die Fachbereiche Gynäkologie und Pädiatrie beschränkt, ist das Angebot nunmehr auf die Hausarztmedizin erweitert worden. Und genau hier erhält Nathalie Kegels in Wissen wertvolle Einblicke. Dabei, das machte Dr. Theis deutlich, kommt das Praktische nicht zu kurz: Ultraschall-Untersuchungen, EKG lesen, Blutentnahmen, Diagnostik, Teilnahme an Hausbesuchen etc. sind geplant. „Wir haben sehr schnell festgestellt, dass sie bei unseren Patienten voll akzeptiert wird“, berichtete der Hausarzt. Nicht nur für Dr. Larissa Ferdows-Theis bringt die Medizinstudentin noch eine wichtige Eigenschaft mit: Empathie: „Wir hatten jetzt eine hochbetagte Dame mit einem Oberschenkelhalsbruch in der Praxis. Nathalie hat ihre Hand gehalten und ihr gut zugesprochen. Das hat der Dame sehr geholfen.“

Die Belgierin scheint ohnehin ein Ausnahmetalent zu sein: Denn trotz ihres noch jungen Alters hat sie bereits einen Master in Gesundheitsökonomie und –management in der Tasche. Nicht nur wegen ihres Nebenjobs in Österreich kann sie sich vorstellen, später einmal als Sportmedizinerin zu arbeiten, wobei ihre Tendenz momentan statt Krankenhaus eher Richtung Niederlassung tendiert.  Wo auch immer der weitere Weg Nathalie Kegels hinführen wird: In Wissen wird sie erfahren, dass der Beruf des Hausarztes auch Berufung sein kann.

Foto: Nathalie Kegel (M.) absolviert derzeit einen Teil ihres Praktischen Jahres im Rahmen ihres Medizinstudiums in der Hausarztpraxis Theis in Wissen, mit im Bild (v.l.):  Jennifer Siebert, Prof, Dr. Veit Braun, Landrat Dr. Peter Enders, Dr. Michael Theis und Dr. Larissa Ferdows-Theis. Foto: Kreisverwaltung/Thorsten Stahl

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