WISSEN – Brot, Arbeit und das Paradies für Schüler in Kolumbien
WISSEN – Brot, Arbeit und das Paradies für Schüler in Kolumbien – Ganz unter dem Motto Don Boscos „Brot, Arbeit und das Paradies“ wollen der Jahrmarkt Wissen e.V. und das Don Bosco Sozialzentrum in Barranquilla/Kolumbien die Ernährungssicherheit der Schüler dort sicherstellen.
Pater Dario Codina SDB (Salesianer Don Boscos) ist Direktor des Sozialzentrums Don Bosco in Barranquilla/Kolumbien, dem Projektort für den 56. Jahrmarkt in Wissen. Am 4. und 5. Oktober möchte der Jahrmarkt Wissen e.V. viele Spenden für eine neue Schulkantine und ein Ernährungsprogramm für das Sozialzentrum sammeln. Um den Helfern und Unterstützern einen genaueren Einblick in das Projekt zu verschaffen, berichtet Pater Dario genauer über die Einrichtung, die im Stadtteil Rebolo im Südosten von Barranquilla liegt – einem Viertel, das von Armut geprägt ist.
Die Kinder, die das Sozialzentrum Don Bosco besuchen, stammen überwiegend aus der untersten sozialen Schicht und wachsen meist direkt in dieser Nachbarschaft auf. Die Mitarbeiter des Zentrums kennen ihren Alltag, sowohl innerhalb der Einrichtung als auch außerhalb, und wissen um die schwierigen Lebensrealitäten: Viele Kinder leben in überfüllten Haushalten, oft mit Großeltern, Onkeln, Tanten und deren Familien – nicht selten drei Familien unter einem Dach. Meist ist nur ein Familienmitglied für die Betreuung der Kinder verantwortlich. In dieser Situation fehlen oft die Grundbedürfnisse: Manche Kinder kommen ohne Frühstück, andere erhalten, wenn überhaupt, nur eine Mahlzeit am Tag.
Im Interview berichtet der Direktor des Sozialzentrums, Pater Dario, was für die Zukunft der Schulkantine geplant ist:
Pater Dario: Wir wollen unsere Prozesse in der Lebensmittelzubereitung verbessern, Abfall reduzieren und dafür sorgen, dass die Kinder beim Essen etwas lernen. Zu Hause essen viele von ihnen nicht so gesund und ausgewogen wie hier. Einige essen dort nur Reis, Wurst und im besten Fall Eier.
Wie sieht der Speiseplan aus?
Pater Dario: Jede Mahlzeit muss Proteine, Kohlenhydrate, Gemüse und Obst in einer dem Körpergewicht (und der Größe) der Schülerinnen und Schüler entsprechenden Menge enthalten. Jeder Besuch in der Kantine bedeutet für sie oft, etwas Neues zu essen oder etwas kennenzulernen, das es zu Hause nicht gibt. Der Speiseplan wird entsprechend den saisonalen Zutaten zusammengestellt und wechselt täglich.
Wie wird die Qualität der Kantine in Zukunft gewährleistet?
Pater Dario: Die Schulverpflegung ist weit mehr als nur eine Mahlzeit – sie trägt entscheidend dazu bei, dass unsere Kinder gesund, konzentriert und mit Freude lernen können. Deshalb legen wir größten Wert darauf, die Qualität unserer Kantine dauerhaft sicherzustellen.
In der Tradition Don Boscos, der stets die Bedürfnisse der Kinder im Blick hatte, setzen wir das Schulernährungsprogramm PAE (Programa de Alimentación Especializada) um. Unter der Leitung einer spezialisierten Fachkraft wird sichergestellt, dass die Ernährungsrichtlinien eingehalten werden und die Kinder ein Mindestmaß an gesunder Ernährung erhalten. Begleitet wird dieser Prozess durch den Schulausschuss für Verpflegung, in dem Schulberater, Eltern, Schulleitung und auch die Schülerinnen und Schüler vertreten sind. Ihre Mitwirkung ist entscheidend, damit Ressourcen sinnvoll genutzt und die Abläufe kontinuierlich verbessert werden. Der Ausschuss trifft sich alle zwei Monate und gibt den Verantwortlichen die Möglichkeit, Anregungen einzubringen – sei es zur richtigen Verwendung der Lebensmittel oder zur Optimierung der gesamten Abläufe. Der Schulernährungsausschuss begleitet und kontrolliert die Auswahl sowie die Verarbeitung der Lebensmittel und sorgt dafür, dass unsere Schülerinnen und Schüler täglich ein gesundes, ausgewogenes und schmackhaftes Essen erhalten.
Im Sozialzentrum wird den bedürftigsten Kindern täglich eine warme Mahlzeit zur Verfügung gestellt. Um dies nachhaltig sicherzustellen, wurden mit dem Bezirk Barranquilla und dem Bürgermeisteramt Vereinbarungen getroffen, die eine Subventionierung der Schulspeisung ermöglichen, erklärt Pater Dario. Denn im Sozialzentrum weiß man: Nur wenn Kinder ausreichend und gesund ernährt sind, können sie ihr Potenzial entfalten und ohne Lernschwierigkeiten am Unterricht teilnehmen. Damit diese Qualität auch langfristig gesichert bleibt, setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit Stadt und Bezirk. Nur wenn wir kontinuierlich gute Arbeit leisten, bleiben die notwendigen Subventionen für die Schulspeisung erhalten – eine Grundlage dafür, dass jedes Kind Zugang zu einer gesunden Mahlzeit hat.
Darüber hinaus achten wir auf die Pflege und Instandhaltung unserer Küche: Ein klar strukturierter Wartungsplan stellt sicher, dass Geräte zuverlässig und sicher genutzt werden können. So schaffen wir einen reibungslosen Ablauf, der allen Kindern zugutekommt
Von zentraler Bedeutung ist dabei auch qualifiziertes und engagiertes Personal, das nicht nur kocht, sondern mit Herzblut für die Einhaltung von Hygienestandards, Nachsorge und Organisation sorgt.
Wir betreuen täglich rund 2.000 Kinder. Ihnen ein gesundes, liebevoll zubereitetes Essen in einem angenehmen Umfeld zu ermöglichen, ist für uns mehr als eine Aufgabe – es ist ein Versprechen. Denn nur wenn Kinder sich wohlfühlen und gestärkt sind, können sie ihr volles Potenzial entfalten.
Welche Herausforderungen stellen sich bei der Umsetzung vor Ort?
Pater Dario: Zu den größten Herausforderungen zählen die Schulung und kontinuierliche Weiterbildung des Personals, damit Qualitäts- und Hygienestandards jederzeit gewährleistet sind. Ebenso entscheidend ist die wirtschaftliche Nachhaltigkeit – insbesondere im Hinblick auf die neue Küchenausstattung, die regelmäßiger Wartung und vorbeugender Pflege bedarf, um langfristig zuverlässig genutzt werden zu können.
Mit der neuen Küche möchten wir zugleich eine Produktions- und Lerneinheit schaffen, die nicht nur der Verpflegung dient, sondern auch einen Beitrag zu unserer Umweltpolitik leistet. In einer Region wie der Karibik, in der Ressourcen begrenzt und kostbar sind, ist ein bewusster, sparsamer Umgang mit Energie, Wasser und Lebensmitteln von zentraler Bedeutung.
Darüber hinaus sehen wir die Chance, unseren Speisesaal und Verpflegungsservice auch externen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise können wir zusätzliche Einnahmequellen erschließen, die wiederum in die Qualität und Nachhaltigkeit unserer eigenen Dienstleistungen zurückfließen.
Welche langfristigen Auswirkungen erwarten Sie?
Pater Dario: Die Wirkung dieses Projekts reicht weit über die reine Bereitstellung von Mahlzeiten hinaus. Es geht nicht darum, Kinder „nur satt“ zu machen, sondern ihnen alles zu geben, was sie für eine gesunde und ganzheitliche Entwicklung benötigen. Eine ausgewogene Ernährung beeinflusst nicht nur ihr körperliches Wachstum und ihre Gesundheit, sondern auch ihre kognitive Leistungsfähigkeit, ihre Konzentration und ihr emotionales Wohlbefinden.
Langfristig erwarten wir daher:
eine verbesserte morphologische, chronologische und kognitive Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler,
eine Stärkung ihrer schulischen Leistungen sowie ihrer Chancen für die Zukunft,
und eine größere soziale Gerechtigkeit, da alle Kinder – unabhängig von ihrer Herkunft – Zugang zu gesunder, sicherer und verlässlicher Ernährung haben.
Darüber hinaus bedeutet das Projekt für uns, einen qualitativ hochwertigen Service kontinuierlich anzubieten, Abläufe effizienter zu gestalten und so immer mehr Kinder und Jugendliche zu erreichen.
Damit schaffen wir nicht nur bessere Bedingungen für den Alltag der Kinder, sondern legen auch ein Fundament für ihr späteres Leben – und ermöglichen ihnen, ihre Träume mit Kraft und Zuversicht zu verfolgen
Was möchten Sie den Helfern und Unterstützern des Jahrmarktes noch mit auf den Weg für den Markt am 4. und 5. Oktober geben?
Pater Dario: Don Bosco hat den Jugendlichen einst „Brot, Arbeit und das Paradies“ versprochen. Dieses Brot gab ihnen nicht nur die Kraft für den Alltag, sondern auch die Möglichkeit, Hoffnung zu schenken, Gutes zu tun und ihr Leben sinnvoll zu gestalten.
In diesem Geist arbeiten auch wir Salesianer heute für die Jugend – besonders für jene, die am meisten Unterstützung brauchen. Unser Einsatz ist nicht nur pädagogisch, sondern auch sozial und spirituell: Wir begleiten junge Menschen ganzheitlich, und dazu gehört auch, dass wir uns um ihre elementarsten Bedürfnisse wie eine gesunde und verlässliche Ernährung kümmern.
Dass wir dabei mit öffentlichen, privaten und lokalen Partnern sowie mit engagierten Menschen wie Ihnen in Deutschland zusammenarbeiten dürfen, ist von unschätzbarem Wert.
Ihre Unterstützung bedeutet mehr als Hilfe: Sie verändert Leben, schenkt Zukunft und macht es möglich, viele Träume unserer Jugendlichen zu begleiten.
Wir möchten Ihnen in Wissen ganz besonders danken, dass Sie mit ihrem Engagement im Rahmen des Jahrmarktes 2025 dieses Projekt zur Ernährungssicherung unterstützen. Ihr Einsatz zeigt, wie viel bewegt werden kann, wenn eine Gemeinschaft zusammensteht.
Unsere jungen Menschen wissen, dass eine herausfordernde Welt auf sie wartet. Doch dank Ihrer Solidarität sind sie besser vorbereitet, ihr Leben mutig in die Hand zu nehmen und weit über Schule, Viertel und Stadt hinaus Wirkung zu entfalten.
Das Interview führte Julia Bender, Jahrmarkt Wissen e.V., mit Unterstützung von Don Bosco Mondo e.V. Text: Julia Bender, Jahrmarkt Wissen e.V.
Fotos: Pater Dario Codina SDB, Direktor des Sozialzentrums Don Bosco in Barranquilla, Kolumbien, im Austausch mit seinen Schülern. (Fotos: Don Bosco Mondo e.V.)