Wiedtalaue zwischen Döttesfeld und Brucher Mühle wird renaturiert
DÖTTESFELD – Wiedtalaue zwischen Döttesfeld und Brucher Mühle wird renaturiert –
Landkreise Neuwied und Altenkirchen setzen Gemeinschaftsprojekt um. Bei einem gemeinsamen Ortstermin informierten der Altenkirchener Landrat Michael Lieber und der Erste Beigeordnete des Kreises Neuwied, Achim Hallerbach die Bürgermeister und Ortsbürgermeister der angrenzenden Kommunen über die Baumaßnahmen zur Renaturierung der Wiedaue zwischen Döttesfeld und der Brucher Mühle. Die Wied soll hier im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes renaturiert werden, um eine natürliche Entwicklung sowie einen besseren Hochwasserschutz zu erreichen. Die Maßnahme liegt in direktem Anschluss zum Projekt Grenzbachtal. Die Wasserwirtschafts- und die Naturschutzverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz stellen gemeinsam 196.000 Euro für das Projekt zur Verfügung. Die Landkreise investieren die zweckgebundenen Gelder aus der „Aktion Blau“ und aus der Ersatzzahlung des Naturschutzes in einen natürlichen Hochwasserschutz und in eine naturschutzkonforme Entwicklung der Aue.
Derzeit wird der erste Bauabschnitt Wasserbau umgesetzt. Die Reaktivierung einer alten Flutmulde auf Flächen der Ortsgemeinde Eichen erfolgt durch Abgrabung aufgehöhter Ufer der Wied. Damit wird das Ziel verfolgt, dass die Wied schon bei jährlichen Hochwasserereignissen in die Fläche strömen kann. Die Baumaßnahmen im schwierigen Gelände werden von Rainer Jodes von der unteren Wasserbehörde bei der Kreisverwaltung Neuwied betreut und durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord fachlich unterstützt. Der Erste Beigeordnete des Landkreises Neuwied, Achim Hallerbach, erläuterte die Bedeutung des Projektes: „Die Maßnahme ist Teil der Initiative zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Sie dient gleichermaßen dem vorbeugenden Hochwasserschutz. Die beiden Winterhochwasser der Wied am 10. und am 14. Januar haben die Bedeutung von Rückhalteflächen deutlich gemacht. Naturnaher Wasserbau fördert die Strukturentwicklung von Fließgewässern und die Retention. Hochwasser wird künftig im Projektgebiet auch schon bei kleineren Ereignissen schadlos zurückgehalten. Die natürliche Gewässerdynamik wird die Ufer- und Sohlentwicklung und somit auch die heimische Fischfauna fördern.“ Zweiter Schwerpunkt der Arbeiten ist die Errichtung einer dauerhaften Zaunanlage als Voraussetzung für die Pflege der Flächen im Konzept „Naturschutz durch Nutzung“ der Landesnaturschutzverwaltung. Die Zaunbauarbeiten über drei Kilometer Länge haben begonnen. Es kommt ein handelsübliches Elektro-Zaunsystem aus der Landwirtschaft zum Einsatz. Die Drähte bieten ausreichende Hütesicherheit und sind wartungsarm. Die Besonderheit liegt in der Integration der Fließgewässer in die Großkoppel von 12 Hektar. Dies erfordert Querungen der Wied, auf die besonders hingewiesen werden wird. Der Wassersport ist auch weiter möglich. Die Heckrinder der Landwirtsfamilie Reifenhäuser aus Burglahr werden wie im Grenzbachtal auch die Beweidung der Wiedaue übernehmen und zur Entwicklung von naturnahen Strukturen auf Weideflächen und Uferabschnitten beitragen. Die Beweidung folgt Leitlinien des Naturschutzes, die unter anderem eine sehr geringe Anzahl an Tieren und den Verzicht auf jegliche Düngung und Bodenbearbeitung vorsehen. Ansprechpartner bei den unteren Naturschutzbehörden sind bei der Kreisverwaltung Neuwied Tobias Bufler und Olaf Riesner-Seifert bei der Kreisverwaltung Altenkirchen. Das Kooperationsprojekt der beiden Landkreise wird auf Flammersfelder Seite von den Ortsgemeinden Seifen, Eichen und Bürdenbach sowie auf Puderbacher Seite von der Ortsgemeinde Döttesfeld unterstützt. Weiterer Kooperationspartner ist Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Landrat Lieber lobte die gute Zusammenarbeit der beiden Gebietskörperschaften: „Es ist uns wieder einmal gelungen, ein Westerwälder Gemeinschaftsprojekt über die Kreisgrenzen hinweg umzusetzen. Dafür danke ich den Akteuren. Wir erhoffen uns auch Impulse für die touristische Entwicklung entlang des Westerwaldsteiges und des Wiedweges.“ In einem zweiten Bauabschnitt wird eine zweite Flutmulde, auf Flächen der Ortsgemeinde Döttesfeld angelegt. Hinzu kommen Baumkronen und Wurzelteller, die als Totholzelemente in die Wied eingebracht und dort befestigt werden. Sie sind selbst Lebensraum und tragen, indem sie die Strömung lenken, zur Strukturentwicklung der Wied bei. Die Baumaßnahmen im zweiten Abschnitt sollen im August erfolgen. Die Renaturierung der Wiedtalaue wird ein weiteres Beispiel der gelungenen Kooperation in der Region darstellen. Wie das Grenzbachtal ist auch dieses Projekt innovativ und modellhaft. Der Viehauftrieb wird Mitte Mai direkt nach Fertigstellung des Zaunes erfolgen. Fotos: Wachow