Wie Jürgen Nimptsch die Raiffeisen-Idee auf die Musical-Bühne bringt
WINDHAGEN – Wie Jürgen Nimptsch die Raiffeisen-Idee auf die Musical-Bühne bringt – Der frühere Bonner Oberbürgermeister ist Autor und Regisseur von „Niemals allein“ – Im Forum Windhagen wird auf zwei Bühnen gespielt – Hier also ist es entstanden, das Raiffeisen-Musical „Niemals allein“: zwischen Sofa und Balkon, mit herrlichem Blick auf den Rhein. Links das Siebengebirge, geradeaus der Alte Zoll und rechts die Sicht Richtung Köln. In dieser Wohnung in Bonn-Beuel lebt Jürgen Nimptsch, der frühere Bonner Oberbürgermeister, der als Pensionär seiner Kreativität freien Lauf lässt. Er ist der geistige Vater des Musicals, das am 19. Oktober im Forum Windhagen Premiere feiert. Als Thomas Guthoff aus Neustadt auf ihn zukam und fragte, ob er mit ihm gemeinsam ein Stück zum 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen erarbeiten will, da musste Jürgen Nimptsch nicht lange überlegen. Begeistert sagte er zu.
Seitdem befasst sich der 64 Jährige, der vor seiner Tätigkeit als Verwaltungschef lange Jahre Lehrer und zuletzt Schulleiter war, intensiv mit Leben und Wirken Raiffeisens. Nimptsch wusste zwar, dass der 1818 in Hamm/Sieg geborene Raiffeisen der Begründer der Genossenschaftsidee war. Doch mit dem Leben des Mannes, der einmal Bürgermeister in Weyerbusch, Flammersfeld und Heddesdorf war, hatte er sich zuvor noch nicht beschäftigt. Inzwischen ist Jürgen Nimptsch tief in die Vita Raiffeisens eingetaucht und hat sich ein Bild von den damaligen Gegebenheiten gemacht. Jetzt weiß er: „Raiffeisen ist eine gute Figur, um die Menschen in der Region stolz zu machen.“
Genau dieser regionale Bezug und das Mitwirken so vieler Akteure aus Neustadt, Anhausen, Thalhausen und Umgebung sind es, was Jürgen Nimptsch als Autor und Regisseur fasziniert: „Stücke mit Lokalkolorit reizen mich.“ Das beweist er unter anderem als Mitglied der Bühnenspielgemeinschaft „Cäcilia Wolkenburg“ in Köln, deren Intendant er von 2001 bis 2009 war und seit gut einem halben Jahr wieder ist. Die bekanntesten Auftritte hat „Cäcilia Wolkenburg“ jedes Jahr in der Karnevalszeit, wenn sie ihr so genanntes Divertissementchen, ein heiteres Theater- oder Singspiel in kölschem Dialekt, in der Kölner Oper aufführt. Was Nimptsch dort als Autodidakt gelernt hat, hilft ihm nun bei der Erarbeitung des Raiffeisen-Musicals im Auftrag der Raiffeisenbank Neustadt. Eine ganze Weile ging er mit verschiedenen Ideen dazu schwanger, machte sich bei Spaziergängen am Rhein Gedanken und arbeitete im Geiste am roten Faden. Inzwischen hat es klare Konturen angenommen und ist vor dem geistigen Auge des Autors sichtbar geworden.
Eins macht der Regisseur gleich klar: „Das wird kein Stück über Friedrich Wilhelm Raiffeisen, sondern ein Stück zur Idee Raiffeisens.“ Jürgen Nimptsch will mit „Niemals allein“ gewissermaßen eine Brücke schlagen zwischen dem Hungerwinter 1846/47 und der heutigen Zeit und damit verdeutlichen, wie die mehr als 170 Jahre alte Idee Raiffeisens auch heute noch lebt und Menschen hilft. Daher hat der Autor auch zwei Handlungsstränge gewoben, die er am Ende sogar geschickt verknüpft. Auf der Hauptbühne werden die Zuschauer die Bauern im Jahr 1846 erleben, die angesichts der Ernteausfälle verzweifelt und auf der Suche nach einem Wohltäter sind. Parallel dazu erzählt Nimptsch auf einer zweiten Bühne die Geschichte einer Schulklasse des Jahres 2018, in der es ebenfalls um Nahrung und Verpflegung geht – natürlich ohne die Dramatik eines Hungerwinters, aber mit einer ähnlichen Lösung.
Die Arbeit am Textbuch ist nunmehr fast abgeschlossen. Parallel dazu hat Thomas Guthoff, der Komponist und Tonmeister aus Neustadt, die passenden Melodien zusammengesucht und neu arrangiert. Guthoff will noch nicht zu viel verraten: „Aber ich kann schon einmal sagen, dass wir teilweise sehr bekannte Stücke ausgewählt haben, die den Zuhörern mit Sicherheit großen Spaß machen werden.“ Doch bis zur Premiere haben alle Akteure noch ein hartes Stück Arbeit vor sich. Aber sie wissen: Sie sind „niemals allein“.
Foto: „Das ist mein Schreibtisch“, sagte Jürgen Nimptsch, der die Texte für das Raiffeisen-Musical direkt in sein Notebook schreibt. Auf dem Balkon seiner Beueler Wohnung mit Blick auf den Rhein arbeitet er am liebsten. Foto: Raiffeisenbank Neustadt/Marcelo Peerenboom