Widerstand gegen Windräder auf dem Hümmerich wächst
WISSEN – Widerstand gegen Windräder auf dem Hümmerich wächst – Teilplan „Windkraft“ aussetzen und Bauanträge für Windräder ablehnen –
Bürger rund um den Hümmerich zwischen Gebhardshain und Mittelhof machen mobil gegen Windkraftpläne, die das ländliche Kleinod bedrohen. Sie beziehen sich dabei unter anderem auf aktuelle Bauanträge und die jüngsten Beschlüsse zum Erneuerbaren Energie-Gesetz (EEG), mit denen die Bundesregierung bei der Windkraft derzeit auf die Bremse tritt.
Lange Zeit war es ruhig um das Thema Windkraft in der Verbandsgemeinde Wissen, doch unter der Decke brodelt es seit Kurzem wieder. Ursprünglich hatte man die Vorarbeiten für einen Teilplan Windkraft zum Flächennutzungsplan gemeinsam mit der Verbandsgemeinde Gebhardshain begonnen. Nachdem die Fusionspläne der beiden VGs nun begraben sind und Gebhardshain sich nach Betzdorf orientiert, wurde dort die Windkraftplanung bereits „auf Eis gelegt“.
Anders in Wissen. Hier hat man den Teil, der das VG-Gebiet betrifft, aus den bisherigen Planungen herausgetrennt und dem Bauausschuss der VG in nichtöffentlicher Sitzung wieder vorgelegt. Somit bleibt das Verfahren in Gang. Wenn der Verbandsgemeinderat es nun will, könnte der Teilflächennutzungsplan beschlossen werden und möglicherweise schon bald mit dem Bau von Windkraftanlagen begonnen werden. Bauanträge für die „Fläche V“ auf dem Hümmerich zwischen Gebhardshain und Mittelhof, wo laut bisheriger Planung Windräder mit einer Höhe von 225 Metern (Nabenhöhe 165 m, Rotordurchmesser 120 m) entstehen könnten, liegen bereits vor. Zum Vergleich: Der Kölner Dom ist 157 m hoch.
Dagegen regt sich schon seit geraumer Zeit Widerstand, etwa durch die BI Hümmerich, aber zunehmend auch in der allgemeinen Bevölkerung, die nicht hinnehmen will, dass ein besonders schützenswertes und Heimat prägendes Stück Natur und Landschaft zerstört werden soll. Einer von ihnen ist der Mittelhofer Dr. Toni Leyendecker: „Solche industriellen Windkraftanlagen passen einfach nicht hierhin. Sie verursachen Lärm und stören heimische Vogel- und Wildarten. Für uns ist der Hümmerich Heimat, so wie er ist. Nachfolgende Generationen sollen das auch erleben können.“
Auch Dieter Glöckner, Sprecher der BI Hümmerich, hält nichts von den Plänen. Er fordert, dass der Teilplan Windkraft ausgesetzt und die vorliegenden Bauanträge abgelehnt werden: „Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Projekt, das aus so vielen Betrachtungswinkeln her unsinnig ist, hier vor Ort weitergetrieben wird, obwohl die Bundesregierung aktuell bei der Windkraft massiv auf die Bremse tritt und sich auch die neue Landesregierung diesem Trend wohl nicht widersetzen kann.“
Dazu führt Glöckner das Argument an, dass es über Jahre hinweg an Stromtrassen und Speichermöglichkeit fehlen wird, um den heute schon überschüssigen und mit massiven Subventionen gewonnen Windstrom zu transportieren. „Wenn dieser Strom künftig vorzugsweise vor den Küsten statt in unseren Mittelgebirgslandschaften produziert werden und die Zahl der Windanlagenbauten in Deutschland auf 100 pro Jahr beschränkt werden soll: Warum sollen dann bis zu 5 Prozent dieses Bedarfs allein auf dem kleinen Hümmerich errichtet werden?“, fragt Dieter Glöckner.
„Nach den Vorgaben des Bundes ist jetzt die Landesregierung gefordert, ihre Vorgaben zu lockern. Statt pauschaler 2-Prozent-Flächenregelung braucht es fundierte Planungen dort, wo es wirklich Sinn macht, und statt der Vorgabe ‚Windkraft über Naturschutz‘ braucht es nun auch den Ausschluss von Flächen mit niedrigerem Konfliktpotenzial, zumal selbst der Gutachter für den Hümmerich ein hohes Konfliktpotenzial testiert und die Landesvogelschutzwarte im Telefonat bestätigt hat, dass die Landschaft um den Hümmerich ein TOP-Gebiet für den rotorschlaggefährdeten Rotmilan ist.“
Auch der BUND Kreisgruppe Altenkirchen hat sich jüngst in seiner Stellungnahme entsprechend positioniert. Sie sieht ebenfalls keinen Platz für weitere Windindustrieanlagen. Neben der bundespolitischen Entschleunigung beim Thema Windkraft führt die BI Hümmerich aber auch erhebliche Bedenken an der Gesetzmäßigkeit des bisher ausgearbeiteten Entwurfs ins Feld: „Es gibt jede Menge Fragezeichen, angefangen von der Windhöffigkeit, über die neuen Abstandsregelungen bis hin zur Bewertung der Populationen bedrohter Arten. All dies kann in Konsequenz nur bedeuten, dass der Verbandsgemeinderat den Teilplan Windkraft aussetzt und in seiner Ermangelung die gestellten Bauanträge ablehnt. Wir sollten erst mal in aller Ruhe abwarten und nicht Fakten schaffen, unter denen wir dann zu leiden haben.“
Foto: Keine Windräder auf dem Hümmerich – dafür demonstrierten zahlreiche Bürger aus den Verbandsgemeinden Wissen und Gebhardshain in Mittelhof. Sie fordern den Verbandsgemeinderat Wissen auf, den Teilflächennutzungsplan Windkraft auszusetzen und die vorliegenden Bauanträge für Windräder abzulehnen. Foto: BI-Hümmerich