Westerwaldochester Oberlahr feierte 90jähriges Bestehen
Ostersonntag im vollbesetzten KDH. Viele Musiker, Gäste und Freunde haben sich eingefunden um den runden Geburtstag des Westerwaldorchesters zu feiern. Backstage stapeln sich die Instrumentenkoffer und Musikanlagen.

Orchesterchef Günther Seliger und der Vorsitzende Lothar Fischer begrüßten die zahlreichen Gäste. Unter ihnen Bürgermeister Josef Zolk und Ortsbürgermeister Cornelius Seliger, die Oberlahrer Ortsbürgermeisterin Annelies Rosenstein. Gruß- und Gratulationsworte hatten alle im Gepäck. Gründungsmitglieder gab es keine mehr, allerdings deren Kinder, Enkel und Urenkel. Unter den Musikern auf der Bühne gab etliche Nachkommen aus den Familien Fischer, Schug und Reingen. In Oberlahr und Umgebung war schon seit Generationen ein großes musikalisches Potenzial vorhanden. Der Nachwuchs durfte auch beim letzten Musiktitel mit auf die Bühne. Zugaben allerdings waren gestrichen, da noch die Gastorchester ihr Programm darbieten wollten. Das anspruchsvolle Repertoire dauerte fast bis Mitternacht. Da hatten sich aber schon einige Gäste verabschiedet.
Zum Beispiel Monsignore Clemens Feldhoff und sein Besuch aus Indien sowie die 98 jährige Horhauser Bürgerin Hedwig Walbröhl, die sicher noch ein paar Gründungsmitglieder persönlich gekannt hat.
Neun Jahrzehnten gibt es nun den Musikverein, der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist, und sich heute, unter der Leitung von Günter Seliger, Westerwald-Orchester Oberlahr nennt. 90 Jahre Vereinsgeschichte sind von der kleinen Bergmannskapelle zur Bigband in Radio und Fernsehen. Angefangen hat es damals in der Grube Silberwiese. Dort „bergten“ Georg Fischer, Johann Rübsamen und einige musikalische Gleichgesinnte, die eine vielversprechende Idee hatten. Man träumte von einem Musikverein, der im Dorf bei allerlei Festivitäten, besonders bei der jährlichen Kirmes, für Kurzweil sorgen sollte. Musikalisch waren die meisten von ihnen, nur die Finanzierung blieb erst einmal unklar. Oberlahr war ein armes Bergmannsdorf, wo oft das Nötigste fehlte. Zunächst gründete man einen Verein, in dem Georg Fischer auf Grund seiner musikalischen Vorkenntnisse das Amt eines musikalischen Leiters bekam und Johann Rübsam für die Verhandlungen zur Beschaffung von Instrumenten engagiert wurde. Seine Idee war, die Grubenleitung, den Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation, zu überzeugen, Instrumente für die neugegründete Bergmannskapelle zu finanzieren.
Diese Aktion gelang ihm dann auch Anfang der Zwanziger Jahre. Ein paar Auflagen seitens der Grubenverwaltung mussten noch akzeptiert werden. Dafür durften die Musiker zweimal pro Woche zur Musikprobe früher ausfahren. Nachdem nun die von der Grubenleitung finanzierten Instrumente angeschafft, unter den Mitgliedern verteilt, und die ersten Stücke „konzertreif“ waren, mussten die Musiker bei allen Veranstaltungen der Grube Silberwiese und der Pfarrei St. Antonius unentgeltlich spielen. Von ihrer Gage bei anderen Veranstaltungen mussten zehn Prozent an die Grubenleitung, nach Abzug der Verpflegung für die Musiker, abgegeben werden. Einige der älteren Vereinsmitglieder berichten, dass Hunger und Durst das meistens zu verhindern wussten und die Bergverwaltung selten in den Genuss kam noch etwas von der Gage zu bekommen.
In all den Jahren ist viel passiert. Damals wie heute hat das Musizieren Spaß gemacht und man ist viel rumgekommen. Das Programm ist anspruchsvoller geworden und die Fans zahlreicher. Neuerdings fährt man im Jahr öfter mal Moselwärts, denn dort hat sich herumgesprochen, dass die Oberlahrer gute Musik machen und wenn der Nachwuchs weiterhin so fleißig übt kann man in zehn Jahren wieder ein Jubiläum begehen. (mabe)