Wahlmüdigkeit im zunehmenden Trend
OBERLAHR – Wahlmüdigkeit im zunehmenden Trend –
Frau Mustermann will nicht mehr wählen gehen! Wahlmüdigkeit? Ein Trend, den man von Jahr zu Jahr mehr spürt. Fritz meint, “Egal wen wir wählen, wir bekommen immer Frau Merkel“. Manche finden sie ja auch ganz nett, aber Fritz ist eher der grüne Wähler. Schon allein deshalb, weil er in Oberlahr wohnt, dass bekanntlich im immergrünen Westerwald liegt. Hier allerdings hat man als Grünwähler, genauso wie Rotwähler, wenig Chancen seine wirklichen Interessen vertreten zu bekommen, da hier seit Menschengedenken eine CDU Hochburg ist.
Jedem das Seine, wenn ansonsten alles gut läuft. Trotzdem geht der Fritz zur Wahlurne, auch wenn es um die Gemeinderatswahl und die des Ortsvorstehers geht. Sein Kegelbruder ist im Gemeinderat und da erfährt er zuweilen, was da so besprochen wird. Frau Mustermann dagegen hat keine Verbindung zu irgendeinem Gemeinderatsmitglied, geht auch, weil sie ihre Hochsteckfrisur praktisch findet, nie zum Friseur. Sonst wäre sie ja vielleicht informierter, denn Friseure, vor allen in Dörfern, sind wie Bäckerei- man sagt heute Fachangestellte, recht gut informiert was so passiert.
Also müsste Frau Mustermann auf die örtlichen Informationsblätter zurückgreifen. Auch hier vermisst sie die Nachrichten aus dem Rathaus. Lediglich Weihnachtsmarkt, Seniorenweihnachtfeier und Pfarrfest, werden da angekündigt. Frau Mustermann ist religionslos und ihre Nachbarn gehen selten in die Kirche. Von denen ist also auch keine Neuigkeit zu erfahren. Wohl aber, gibt es hier Unmut über die Bürgermeisterin und den zuständigen Gemeinderat. Vor fast einem Jahr gab es Beschwerden. Durch die einspurige Anliegerstraße am Bach fließt nach wie vor der Schleichwegverkehr, wobei hier eher gerast, statt geschlichen wird. Schilder, wie Anliegerstraße und KM 30 werden hier ignoriert. Eine beschlossene Verkehrsberuhigung, die schnellstens mit der Montage von Kölner Tellern erfolgen sollte wurde wegen „zu teuer“ auf Eis gelegt.
Fritz, der ein studierter Mann ist, meint dazu: “wenn die Verantwortlichen im Rat, erst mal am Grab von einem Kind stehen, wird ihnen bewusst, dass sie da einen Fehler gemacht haben, der nicht mehr rückgängig zu machen ist“. Eine Neubürgerin mit einem Kennzeichen aus der Pfalz, die wohl etwas verspätete zur Arbeit aufgebrochen war und deshalb etwas schneller unterwegs, erklärt als sie angehalten wurde, “hier fährt doch jeder durch“.
Da hat sie recht, denn gleich hinter ihr hält mit quietschenden Bremsen ein Mitarbeiter einer ortsansässigen Kunststofffirma und gleich nach wenigen Augenblicken kommt Olga, die mit ihrer Familie auf dem Hardborn wohnt. Unter den Bewohnern dieses Ortsteils scheint es weitverbreitet zu sein, die scheinbare Abkürzung, die vielleicht 100 Meter spart aber viel gefährlicher ist, zu nehmen. Wie einfach könnte man den Gefahrenpunkt, an dem durch Straßenkrümmung und Heckenbewuchs die Sicht eingeschränkt ist, entschärfen.
Frau Mustermann sollte es eigentlich egal sein, sie hat keinen Hund oder auch nur eine Katze die platt gefahren werden kann und erst recht keine kleinen Kinder. Beschlüsse, die nicht umgesetzt werden, mag sie eben auch nicht. Das Leben in einem Dorf kann ja ganz nett sein, wenn aber mit der Zeit Lebensmittelladen, Post, Tankstelle und der Bankautomat verschwinden und der Weg zum Bus ganz weit ist, macht es für ältere Mitbürger das tägliche Leben schwierig.
Das Dorf schrumpft und viele ziehen dahin, wo sie es einfacher haben. Frau Mustermann vermisst in ihrer Gemeinde, die zündenden Ideen dem entgegenzuwirken. Es gibt sie zweifelsfrei anderer Orts, auch auf dem Land. Gute Beispiele sind die Nachbardörfer, mit ihren Aktivitäten in Richtung Nachbarschaftshilfe. Solche Zukunftsplanungen scheinen in der Gemeinde von Frau Mustermann rar zu sein, zumindest hört oder liest man nichts davon. Das ist einer der Gründe warum Frau Mustermann demnächst die Einladung zur Gemeinderatswahl ignorieren will. Die ist allerdings noch nicht so bald. Es kann ja bis dahin ja noch besser werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt……..