– Vorstellung des Klimaschutzkonzeptes
OBERRADEN – Vorstellung des Klimaschutzkonzeptes am 15. März in Oberraden – Konzept mit Mehrwert für die Bürger vorgestellt – Klimaschutzkonzept des Kreises Neuwied zeigt Energieszenario auf – Die Energiepreise steigen. In der großen Politik wird über Methoden diskutiert den Preisanstieg zu zügeln. Um hier selbst gewappnet zu sein und um Bürger/innen sowie den Unternehmen Hilfestellung geben zu können, hat der Landkreis Neuwied ein Klimaschutzkonzept in Auftrag gegeben. Bei einem Treffen auf dem Umweltcampus in Birkenfeld übergab Prof. Dr. Peter Heck dem 1. Kreisbeigeordneten und Umweltdezernenten Achim Hallerbach jetzt ein erstes Exemplar des Klimaschutzkonzepts für den Landkreis Neuwied und seine kooperierenden Kommunen. Im Klimaschutzkonzept wurde zum ersten Mal eine umfassende Bestandsaufnahme des Energieverbrauches in der Region ermittelt und zusätzlich die erzeugten Treibhausgase und wirtschaftliche Kenngrößen abgeleitet worden. Das Klimaschutzkonzept wurde in Kooperation mit der Stadt Neuwied und den Verbandsgemeinden Asbach, Bad Hönningen, Dierdorf, Puderbach, Rengsdorf, Waldbreitbach und Unkel beauftragt und entwickelt. „Der Gesamtenergieverbrauch im Kreis Neuwied liegt bei 4,8 Mio. Megawattstunden pro Jahr (MWh/a). Der größte Energieverbrauch liegt in den privaten Haushalten, gefolgt vom Verkehrssektor mit 1,7 Mio. MWh und der Verbrauchergruppe Gewerbe und Industrie mit 1 Mio. MWh pro Jahr. 160 Mio. Euro fließen aus dem Landkreis für den Kauf von Strom, 150 Mio. Euro für die Erzeugung von Wärme und 270 Mio. für den Kauf von Treibstoff an Geldmitteln jährlich ab“, hebt Achim Hallerbach, 1. Kreisbeigeordneter und Umweltdezernent hervor und unterstreicht damit die Bedeutung des Klimaschutzkonzeptes für die Region. Wie kann das System so umgebaut werden, dass Strom und Wärme möglichst in der Region erzeugt werden, Arbeitsplätze dadurch geschaffen werden und die Erlöse und Renditen hier die Wertschöpfung erhöhen. Dies sind im Prinzip die historischen Ansätze des Neuwieder Reformers Raiffeisen, die heute auf dem Gebiet der Energiewirtschaft eine erweitere Zukunft haben.
„Das Klimaschutzkonzept ist eine Anleitung zur Selbsthilfe für die Region. Wenn die Kräfte gebündelt werden, dann kann der ermittelte Energieverbrauch massiv bis 2050 gesenkt werden. Die benötigte Energie kann langfristig weitestgehend in der Region erzeugt werden. Der Landkreis hat das Potential sich zu einem Null-Emissionslandkreis zu entwickeln“, ergänzt Prof Dr. Peter Heck vom Umweltcamus Birkenfeld in seinem Vortrag über die Ergebnisse des Klimaschutzkonzeptes.
Die in Zukunft benötigte Energie kann langfristig im Landkreis erzeugt werden. Beispielsweise die Windkraft bietet laut Konzept genügend Potential um in Zukunft die Region mit Strom zu versorgen- Eine detaillierte Potentialanalyse ergab, dass rund 2000 GWh/a erzeugt werden könnten. Werden die geeigneten Gebäudedächern konsequent mit Photovoltaik belegt, ergibt sich ein zusätzliches Potential zur Stromerzeugung von 215 000 MWh. Freiflächen entlang von Verkehrsflächen u.ä. könnten noch weitere 88 000 MWh/a liefern. Gleichzeitig kann die regenerative Wärmeproduktion im Landkreises sukzessive ausgebaut werden. Biomasse, solare Wärme, Geothermie und Überschussstrom werden den Wärmebedarf nach den erarbeiteten Szenarien weitestgehend aus der Region decken können. Es wurden u.a.26 potentielle Nahwärmenetze identifiziert. Diese Netze verbinden drei oder mehr sich in räumlicher Nähe befindende öffentlich Gebäude wie Schulen, Kindergarten Turnhallen, Rathäuser. In Zukunft ist es wirtschaftlich denkbar, diese Gebäude gemeinsam mit Wärme aus den heimischen Wäldern zu versorgen. Es wurde zusammen mit den Forstfachleuten im Landkreis dazu eine Holzreserve eruiert, die 5,5 Mio. l Heizöl entspricht. Dazu kommen noch Biomassen aus Bio- und Gartenabfällen, Straßenbegleitgrün, u.ä., die noch bei konsequenter energetischer Nutzung einen Heizwert von rund 47.000 MWh/a. beisteuern können. Auch landwirtschaftliche Biomassen, bieten sich an zur energetischen Nutzung, insbesondere wie Mist, Gülle, Stroh. Insgesamt ist ein Katalog von über 100 Maßnahmen zusammengestellt worden.
„Werden die Einsparpotentiale und der Umstieg auf die vorhanden erneuerbaren Energien umgesetzt, können die Treibhausgasemissionen bilanziell bis 2050 auf null heruntergefahren werden“, betont Achim Hallerbach. Und Professor Dr. Heck fügt hinzu: „Bis zum Jahr 2050 ist unter Berücksichtigung der dargestellten Maßnahmen im definierten Umfang mit massiven regionalen Wertschöpfungseffekten in Höhe von rund 23 Mrd. Euro zu rechnen, ganz im Sinne Raiffeisens: das Geld des Dorfes dem Dorfe“. Die öffentliche Vorstellung der Ergebnisse des Klimaschutzkonzeptes mit Diskussion der abgeleiteten Maßnahmen und ein Aufruf zur Gründung des Energienetzwerkes Rhein-Westerwald findet am Freitag, 15.03.2013, um 17.00 im neuen Dorfgemeinschaftshaus in Oberraden (K102 vor dem Ortseingang links) statt. Auch die Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung, Eveline Lemke wird die Strategie des Landes Rheinland-Pfalz zur Energiewende erläutern und steht als Gesprächspartnerin bei der Veranstaltung den Bürger/innen zur Verfügung. Das ausführliche Klimaschutzkonzept mit allen Analysen wird als kostenlose CD allen Interessierten zur Verfügung gestellt.
Foto: Prof. Dr. Peter Heck übergibt auf dem Umweltcampus in Birkenfeld dem 1. Kreisbeigeordneten und Umweltdezernenten Achim Hallerbach das Klimaschutzkonzept für den Landkreis Neuwied und seine kooperierenden Kommunen. Von rechts: Tobias Gruben, Projektleiter IfaS, Wilfried Rüdig Ableitungsleiter Bauen und Umwelt Kreisverwaltung Neuwied, Achim Hallerbach, Umweltdezernent Kreisverwaltung Neuwied, Prof. Dr. Heck, geschäftsführender Direktor, Ifas (Institut für angewandtes Stoffstrommanagement) am Umweltcampus Birkenfeld, Priska Dreher, Referat Umwelt, Natur und Energie Kreisverwaltung Neuwied