„Von Berg- und Hüttenleuten, Köhlern und Fuhrknechten“

FLAMMERSFELD – 99 Sagen und Geschichten rund um den Bergbau der Horhausener Region – Beinahe Vergessenes von Albert Schäfer zusammengetragen –

Albert Schäfer aus Willroth beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit den Hinterlassenschaften des Montanwesens seiner Heimatregion. Während dieser Zeit hat er einen großen Wissensschatz über Bergbau, Hüttenanlagen, Köhlerei sowie die angeschlossenen Handwerke und Berufszweige zusammengetragen. Ein Teil seines Wissens publizierte er bereits in verschiedenen Veröffentlichungen, z. B. in den Heimatjahrbüchern der Landkreise. Diesmal hat er 99 Sagen und Geschichten von Berg- und Hüttenleuten, Köhlern und Fuhrknechten niedergeschrieben. Da „moderne Medien wie Computer und Fernsehen die typischen Winterabende im Kreis von Familie und Freunden verdrängt haben, während derer das entsprechende Wissen ehemals weitergereicht wurde“, drohte es, in Vergessenheit zu geraten. Vieles war nur noch als Vermutung oder Andeutung bekannt und das oftmals auch nur unter der älteren Bevölkerung. Entsprechend schwierig war es, die Überlieferungen in angemessener Form niederzuschreiben. Deshalb hat Herr Schäfer eine gewisse dichterische Freiheit in Anspruch genommen, um abgeschlossene Erzählungen zu schaffen. Es entstanden Geschichten wie „Vom Erzfuhrmann, der den Sonntag nicht achtete“ oder „Der ungeduldige König“. Viele der vorkommenden Personen, Orte und Ereignisse haben tatsächlich stattgefunden, existiert und gelebt. So ist es gut vorstellbar, dass der Horhausener Pfarrer Fuhrmänner ausschimpfte, weil sie sonntags arbeiteten oder dass der Preußische König mit dem Pleckhauser Hüttenherren über den Guss von eisernen Kanonenkugeln verhandeln ließ. Auch regional herausragende Persönlichkeiten wie Herr Raiffeisen treten in mehreren Geschichten auf. An zahlreichen Stellen illustrieren Abbildungen das, was Worte nur ungenügend beschreiben können. Es finden sich beispielsweise Fotos von Belegschaften der Gruben, Mineralien oder auch dem Cugnot´schen Straßendampfer. Für alle, die sich für Fakten und genaue Daten interessieren, bietet der mehr als 20seitigen Anhang reichhaltiges Material.

Die Bedeutung des Bergbaus während der letzten Jahrhunderte: Heute können wir uns kaum noch vorstellen, wie wichtig der Bergbau einmal für die Horhausener Region war. Doch zu Zeiten, als wir noch nicht mit dem Auto zur Arbeit nach Neuwied, Koblenz oder sogar noch weiter fuhren, erwirtschafteten die meisten Menschen ihren Lebensunterhalt zum erheblichen Teil als Kleinbauern auf den eigenen Feldern und Gärten. Aufgrund des harten Klimas und der kargen Böden mussten Viele ständig ums Überleben kämpfen. Da bot der Bergbau eine hervorragende Möglichkeit für einen zusätzlichen Broterwerb. Man kann getrost sagen, dass das neuzeitliche Bevölkerungswachstum, besonders ab 1700, in der Horhausener Region ohne den Bergbau zu weitaus mehr Hunger und Elend geführt hätte als es ohnehin der Fall war.

Das Buch bietet auf 144 Seiten über 40 Abbildungen und ist zum Preis von 13,95 Euro zu erwerben. Es ist registriert unter  ISBN 978-3-9812777-9-1. Erhältlich in Buchhandel, Internet-Buchhandel und Online-Buchshop des Verlags. „Von Berg- und Hüttenleuten, Köhlern und Fuhrknechten“ ist der siebte Band der heimatkundlichen Buchreihe des Lahnbrück-Verlags zu Westerwald und Taunus. Ziel der Buchreihe ist, Wissen über die Region in verständlicher Art und Weise zu publizieren. Dadurch soll die Lücke zwischen wissenschaftlicher Literatur, die für Laien oftmals nicht verständlich ist, und den meist recht spärlichen Sachinformationen in Reise- und Wanderführern geschlossen werden. Jedes Jahr soll die Buchreihe um drei bis fünf Bände erweitert werden.

 

Streckenausbau mit Holz auf Grube Georg (Willroth), 250 Meter-Sohle, ist auch das Titelbild des Buches

Belegschaft der Grube Louise (Bürdenbach) im Jahr 1902

Grube Georg (Schacht II) im Jahr 2008

Grube Harzberg (Burglahr), Krupp`scher Betrieb ab 1872. Förderung: 400.000t Braun- und Spateisenstein.

Die „Kruppsche Bahn“ von Grube Louise bei Bürdenbach bis zur Staatsbahn bei Seifen. Länge: 7 km, 1 m-Schmalspurbahn. Bild: Verladerampe am Bahnhof Seifen. Jeder Zug transportierte mit 20 Waggons a` 5 Tonnen insgesamt 100 Tonnen aufbereitetes Eisenerz. Stilllegung der Kruppschen Bahn 1930 nach dem Einstellen des Betriebes auf Grube Louise (29.03.1930) wegen Erschöpfung der Erzmittel.

Cugnot´scher „Straßendampfer“ (Verkehrsmuseum Nürnberg). Der Cougnot´sche Straßendampfer erledigte den Erztransport auf der „Steinstraße“ zwischen der Grube Louise bei Bürdenbach/Niedersteinbach und der „Rheinstraße“ unterhalb von Horhausen (ab etwa 1820 bis etwa 1850).

Beitrag teilen