Vesakh-Fest zum Jahrestag im Kloster Hassel
PRACHT – Vesakh-Fest zum Jahrestag im Kloster Hassel – Das Vesakh-Fest als offener Tag Anfang Juni im Kloster Hassel, stand im Zeichen eines dreifachen Jahrestages: 2008 wurde das Kloster gegründet, 1998 war das Dorf Hassel empfangen worden, 1988 fand die seit sehr langer Zeit erste höhere Ordination von buddhistischen Nonnen statt, zu denen Ew. Dhamma Mahatheri, die Klosterleitung, gehört. Das Vesakh-Fest erinnert an Geburt, den Durchbruch zu innerer Freiheit und den Tod von Siddhattha Gotama – dem letzten Buddha.
Wie in den Vorjahren wurde die Wandergruppe zu Beginn des Tages von Dieter Born und Daniel Simon vom Treffpunkt zum Kloster geführt. Die Ehrengäste in ihren Grußworten und zahlreiche Gäste gratulierten und brachten ihre guten Wünsche zum Ausdruck. Was alle verband, war der Wunsch nach Frieden und Wertschätzung für den Weg, den die Buddha-Lehre dorthin weist.
Dietmar Henrich, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg), eröffnete das Fest und hob die Offenheit des Klosters für Begegnung und Gespräch hervor. Das Kloster stehe auch für das Motto der Verbandsgemeinde „Vielfalt macht den Unterschied“. Konrad Schwan, Erster Beigeordneter des Landkreises Altenkirchen, übermittelte gute Wünsche des Landrates Michael Lieber. Er wies auf die Vielzahl der Religionsgemeinschaften im Kreis und ihr friedliches Zusammenleben hin. Peter Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hachenburg, nahm seine Suche nach dem Weg zum Kloster als Metapher für die Suche der Menschen nach dem richtigen Weg im Leben. Friede als großes Ziel sei eine Gemeinschaftsaufgabe aller Menschen und das Kloster strahle für ihn Frieden aus. Pfarrer Prof. Dr. Klaus Otte betonte den Charakter des Vesakh-Festes als großes, seit 1999 von den Vereinten Nationen international anerkanntes Weltfest. In einer Zeit, in der Polaritäten dominieren, brauche es als Basis innere Werte, die den Menschen in ihrer Freiheit Orientierung geben. Dr. Salamat Schiftah überreichte der Klosterleitung zum Jahrestag mit guten Wünschen sein neu erschienenes Buch, aus dem er später zu Beginn des Kulturprogramms einige Verse vortrug.
Ew. Dhamma Mahatheri begann den Hauptvortrag des Tages mit der Lehrrede des Buddha von der Güte. Sie beschreibt in klaren und berührenden Worten die innere Haltung und ethische Ausrichtung für den Weg zu innerem Frieden, dem Frieden des Herzens. Alle Menschen wünschen sich Frieden, doch er ist nicht immer Realität. Im Außen ist er den Menschen nicht dauerhaft zuteil. Der Weg des Buddha beschreibt den Zugang zu innerem Frieden. In ihm kann der Mensch sich selbst eine Stütze schenken. Die Lehrrede erläutert den Weg über die Schulung innerer Werte und Qualitäten, als Boden für einen anwachsenden Frieden im Herzen. Als ein geistiges Handwerkszeug seien die Darlegungen des Buddha zu verstehen, griff der Vortrag auf, wobei er den Menschen stets die Wahl ließ, nie missionieren und überzeugen wollte.
Das Kloster ist ein Schulungsort für die Achtsamkeitsentwicklung. Es ermöglicht die Begrenzung von Ablenkungen und überströmendem Denken und stützt die Umsetzung auf der Handlungsebene. Der Vortrag ging auch auf die Ausrichtung des theravada-buddhistischen Klosters Hassel auf hiesige Kultur ein. Frei von kulturellen Prägungen eines asiatischen Herkunftslandes stützt sich die inhaltliche Umsetzung der buddhistischen Erkenntnislehre auf die traditionellen Lehrtexte in einer der hiesigen Kultur gemäßen Anwendung. Es steht in der sehr alten Einsiedlertradition, ermöglicht inneren Rückzug und ein schlichtes Leben und öffnet sich einmal im Monat zu Aufenthalten und Achtsamkeitsschulungen für Gäste.
Erläutert wurde des Weiteren die Bedeutung der höheren Ordination für buddhistische Nonnen. Es gab den Orden zu Buddhas Zeiten gelebt von Nonnen und Mönchen. Im Rahmen von weltlichen Wirren ging der weibliche Ordenszweig in den Theravada-Ländern verloren. Bei chinesischen Nonnen, die ihre Ordination ehemals von ceylonesischen Nonnen erhalten hatten, konnte der weibliche Ordensteil ununterbrochen existieren. Wenn auch für Frauen in buddhistischen Kernländern der Zugang zum vollen Ordensleben nicht offen war, fanden sie doch Wege. 1988 gab es dann den Durchbruch. Nonnen aus Nepal, Sri Lanka, USA und Deutschland erhielten erstmals wieder die Höhere Ordination als „Bhikkhuni“ in Los Angeles von chinesischen Nonnen und Mönchen. Ew. Dhamma Mahatheri war damals eine der teilnehmenden Nonnen. Dieses bahnbrechende Ereignis steht nun im dreißigsten Jahrestag.
In der folgenden Pause erfreuten sich die Teilnehmenden am stärkenden, liebevoll vom Küchenteam um Thomas Heck zubereiteten, Mittagsimbiss. Im anschließenden offenen Gesprächskreis mit der Ordensleitung des Klosters, Förderern, Freunden und Gästen führten Fragen der Interessierten zu einem vertiefenden und niveauvollen Austausch zur Buddha-Lehre und zum Übungsweg. Insbesondere Themen wie die des Erfahrungserlebens und der im Alltag möglichen Übungsansätze standen im Zentrum. Praktische Hinweise zur Übung, zum Umgang mit Gefühlen und innerem Überfordert-Sein waren immer wieder Thema.
Nach konkreten Übungen für den Alltag gefragt, erläuterte die Klosterleitung die drei Tore zu innerem Frieden: Immer wieder den Blick auf die Vergänglichkeit und den innewohnenden Wandel von allem zu richten; zu betrachten, dass alle Menschen zu Zeiten Unangenehmes und Leid zu ertragen haben und dass es keine für immer gleichbleibende Persönlichkeit in uns gibt – auch sie ist nicht in statischer Form zu finden. Der Buddha nannte dies die drei Tore zu innerem Frieden und innerer Freiheit. Förderkreismitwirkende schilderten ihren Zugang zum Kloster und ihren gewählten Einbund.
Die anschließende Einführung in die Gehmeditation ermöglichte manchen Gästen eine erste praktische Erfahrung mit der Umsetzung des Gehörten. Schließlich folgte ein Kulturprogramm mit Märchen aus der buddhistischen Schatzkiste, vorgetragen von Axel Dohms und musikalisch eingerahmt mit Gitarrenspiel von Thalia Staedel.
Den abschließenden Höhepunkt bildete ein Konzert mit Ursula Kaiser, Cello, Thalia Staedel, Gitarre und Flöte sowie Georg Meinhardt, Gitarre. Es erklang Musik von Barock bis zur Moderne. Insbesondere die kunstvoll und zugleich leicht vorgetragenen Interpretationen von Ursula Kaiser, die auch am Konservatorium in Mainz im Cello-Spiel ausbildet, begeisterten das Publikum. Ein schöner Tag und eine gelungene Veranstaltung gingen zu Ende. Die Klosterleitung entließ die Gäste mit guten Wünschen und dem Hinweis, dass das Leben täglich neu gestaltet, neu begonnen werden kann. (dibo) Foto: Born