STEIN-WINGERT – Nister-Projekt INTASAQUA: Offizieller Start in Stein-Wingert
STEIN-WINGERT – Nister-Projekt INTASAQUA: Offizieller Start in Stein-Wingert – Effektiver Schutz und nachhaltige Entwicklung der aquatischen Biodiversität soll gewährleistet werden – Zwei-Drittel-Förderung durch Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesumweltministeriums – Man ist geneigt, das Latein-Wörterbuch zu bemühen, wenn man den Begriff „INTASAQUA“ zum ersten Mal liest. Irgendwas mit Wasser („aqua“) muss es wohl sein. Das stimmt. Aber zur Herleitung braucht es kein Latinum, es handelt sich um eine simple Abkürzung für „Integrativer Artenschutz aquatischer Verantwortungsarten in der Nister“. Nach Voruntersuchungen und Informationsveranstaltungen in den letzten Jahren fiel der Startschuss für das Projekt in Stein-Wingert. Hierher hatte die Kreisverwaltung Altenkirchen, bei der das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben INTASAQUA federführend betreut wird, eingeladen.
Integrativer Ansatz für Gewässer- und Habitatschutz
Ziel von INTASAQUA ist, so erläuterte Projektleiterin Christiane Schuler von der Unteren Wasserbehörde des Kreises, „die Umsetzung eines lebensraumbezogenen und integrativen Ansatzes für den Gewässer- und Habitatschutz. Solch ein Ansatz zielt auf die Erhaltung bzw. Entwicklung gesamter Lebensräume sowie deren Lebensgemeinschaften und nicht allein auf den Schutz einer einzelnen Art. So werden die häufig getrennt betrachteten Schutzansätze ‚Biotopschutz‘ und ‚Artenschutz‘ verbunden. Es werden auf diese Weise zahlreiche Arten einbezogen, deren Bestände direkt und indirekt gefördert werden. Durch die Beteiligung der Gewässerbewirtschafter, Nutzer, Anlieger und Wissenschaftler an der Konzeption und Umsetzung sollen Effektivität und Akzeptanz sichergestellt werden.“ Regional ziele das Vorhaben – neben einer kurzfristigen Stabilisierung der Verantwortungsarten und der streng geschützten Arten wie Flussperlmuschel, Bachmuschel, Barbe oder Nase – auf eine nachhaltige Verbesserung der gesamten Lebensraumqualität zur Erhaltung der hohen Artenvielfalt in der Nister ab. Der Schutz der Flussperlmuschelpopulation hat dabei sogar bundesweite Bedeutung: „Da es sich um den letzten Bestand des Rheinclusters handelt, würde ein Aussterben dieser Population zu einer deutlichen Reduktion des deutschen Arten-Genpools führen.“
Kein klassisches Renaturierungsprojekt
Ein umfassendes Sanierungskonzept sieht neben einer intensiven Öffentlichkeitsbeteiligung und einer wissenschaftlichen Begleituntersuchung die Entwicklung des direkten Gewässerumlandes vor. Des weiteren sollen gewässerinterne Strukturen verbessert werden und alte Wiesengräben zur Schaffung weiterer Lebensräume wieder geöffnet werden. Anders als bei klassischen Renaturierungsprojekten geht es hier nicht um die Verbesserung der Gewässerstruktur allein, sondern um eine ganzheitliche Steigerung der Lebensraumqualität. Die beinhaltet insbesondere die Sauerstoffversorgung des Gewässerbodens, da dieser von vielen Arten zur Aufzucht der Jungtiere benötigt wird.
Fließgewässer sind Lebensadern im Naturhaushalt
„Regelmäßig endet der Naturschutz an der Gewässeroberfläche. Der Gedanke, dass die Fließgewässer die Lebensadern im Naturhaushalt sind, ist zum größten Teil verloren gegangen. Das gilt auch für das Wissen um die Arten, die darin leben und leben müssen, weil durch sie die Selbstreinigungskraft des Gewässers erhalten bleibt“, erläuterte Manfred Fetthauer von der Arge Nister e. V.
Bundesamt für Naturschutz trägt zwei Drittel der Kosten
Bis September 2022 wird das Projekt INTASAQUA mit einem Finanzvolumen von 1,2 Millionen Euro nun durchgeführt. Der Landkreis Altenkirchen und der Westerwaldkreis bringen mit den Verbandsgemeinden Hachenburg, Altenkirchen, Betzdorf-Gebhardshain, Hamm und Wissen 10,4 Prozent der Projektkosten auf, das Land Rheinland-Pfalz beteiligt sich mit einem Anteil von 23,6 Prozent. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das in Stein-Wingert durch Eckhard Peters vertreten wurde, fördert das Projekt mit einem Anteil von 66 Prozent mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. „Die Durchführung dieses Projektes ist nur durch eine enge Kooperation zwischen dem Landkreis Altenkirchen, dem Westerwaldkreis, der Universität Koblenz, der Arge Nister, der SGD Nord sowie einem breiten Netzwerk von Nister-Interessierten möglich“, unterstrich der Altenkirchener Landrat Dr. Peter Enders.
Partner arbeiten Hand in Hand
Dem Landkreis Altenkirchen obliegt dabei die Trägerschaft sowie die Koordination und Durchführung des Hauptprojektes. Des Weiteren steht das Büro „ecolo-GIS“ beratend bei der Maßnahmenumsetzung sowie bei nötigen Muschel-Nachsuchen vor den gewässerbaulichen Vorhaben zur Verfügung. Die Arge Nister e.V. wird die Bestandsstützung der Verantwortungsarten Barbe und Nase durchführen, Infrastruktur für die Aufzucht der Muscheln stellen und die Umsetzung der Maßnahmen durch Kommunikation mit Akteuren vor Ort unterstützen. Die wissenschaftlichen Projektpartner TU München und Universität Koblenz-Landau stehen für fachliche Beratungen zur Verfügung und bringen sich bei Informationsveranstaltungen ein. Zudem stellen sie die wissenschaftliche Begleitung sicher. Weitere Maßnahmen werden durch die Untere Wasserbehörde des Landkreises Altenkirchen mittels „Aktion Blau Plus“-Maßnahmen durchgeführt und gehen so mit den Anstrengungen von INTASAQUA Hand in Hand.
Foto: In Stein-Wingert fiel der offizielle Startschuss für das Projekt INTASAQUA. Foto: Kreisverwaltung Altenkirchen