Stadtschreier Neuwied – Freiheitsrechte

Die Freiheitsfahne hängt auf dem Platz vor dem Amtsgericht und gegenüber hat sich eine große Menschenmenge versammelt um dem Theaterspektakel zum siebten Recht beizuwohnen. Zwischen Blumenrabatten und grünen Hecken steht der Stadtschreier und verkündet mit lauter Stimme; Wir, Friedrich Graf zu Wied, Herr zu Runkel und Isenburg, geben hiermit allen Bürgern, in- und außerhalb des Heiligen Römischen Reiches, mit diesem Schreiben öffentlich bekannt: „ Wir wollen unsere neue gräfliche Residenz Neuwied mit unseren und anderen Untertanen aus benachbarten Fürstentümern, Grafschaften und Herrschaften besetzen. Denen, die sich hier häuslich niederlassen wollen, welchen Standes und Religion sie auch immer sind, wollen wir besondere Freiheiten und Immunitäten versprechen, wie sie im Folgenden genannt werden“. Wenn siebtens, bei einem
Verfahren vor dem städtischen Gericht Geldstrafen verhängt werden, so sollen diese je zur Hälfte der Stadt und dem Grafen gehören. Damit alles mit rechten Dingen zugeht, überwacht ein Jurist aus der gräflichen Verwaltung das Verfahren und die Geldaufteilung. Für die Finanzierung des Aufbaus der Stadt und deren Befestigung darf die Stadt Gelder von den Bürgern fordern, der Graf und seine Nachfolger dürfen zu diesen Leistungen nicht herangezogen werden. Wie schon in den vorherigen sieben Wochen, stellten die Szenen des Theaters & Co eine Episode von 1662 und eine von heute dar. Eine junge Mutter wurde fälschlich der Hexerei bezichtigt. Der Richter kam ihr zur Hilfe und der Bösewicht wurde zum tragen der Schandkappe verurteilt. Bei neuzeitlicher Version von Recht ging es um die Todesstrafe, die es nicht in der BRD, aber immer noch in vielen anderen Ländern gibt. Am Amtsgericht gab es zum Schluss der Veranstaltung noch den obligatorischen Premierensekt für Schauspieler und Gäste, gesponsert von der Stadtverwaltung und die Vorankündigung für das nächste Spektakel im Herrenhuter Viertel am Donnerstag, 19. Juli. (mabe)