SCHÜRDT-AHSTEDT-SCHMARRIE – Die Liebe zu Hunden
SCHÜRDT-AHSTEDT-SCHMARRIE – Die Liebe zu Hunden
Ich liebe Hunde und ich liebe die Fotografie. Aus diesem Grund arbeite ich seit ein paar Jahren in diesem Bereich, weil es mich einfach glücklich macht. Nun hat Corona ihre Kreise gezogen und alles ist anders. Es fehlen die Aufträge und die Möglichkeiten Hunde mit ihren Menschen zu treffen. Wenn eine Leidenschaft nicht gelebt werden kann, ist das nie gut und somit habe ich nach langer „Fastenfotografiezeit“ überlegt was ich tun kann.
Eine damals noch Bekannte, inzwischen Freundin, hat eine Bordercollie Zucht. Da ich selbst zwei Hüter habe ist die Faszination für diese Rasse schonmal da. Nadine habe ich 2019 durch eine andere Freundin kennen gelernt, die ihre Hündin aus dieser Zucht hat. Nadine begleitete mich im Sommer 2020 durch ein Züchter-Desaster, dem ich in meiner Suche nach einem Welpen ausgeliefert war.
Ich wusste damals was ich wollte und wie ich mich informiere, aber ich wusste nicht wie Züchter denken und somit war sie mir eine riesige Hilfe mein Recht zu bekommen. Leider nicht den gewünschten Welpen, aber zumindest konnte ich die Situation geordnet verlassen.
Im Zuge der Suche nach einem persönlichen Projekt stellte sich heraus, dass Nadine einen Wurf erwartete und somit habe ich zuerst gehandelt und dann gedacht. Ich habe Nadine angesprochen, ob sie Interesse an einer fotografischen Wurfbegleitung hat. Quasi als Dokumentation des Aufwachsens. Nadine war sofort dabei und somit warteten wir gemeinsam auf die Geburt der Welpen.
Am 13. Februar 2021 war es so weit. Acht Welpen kamen zur Welt. Zwei Mädels und sechs Jungs und acht Tage später fing meine Reise an. Ich fuhr zu Nadine. Fahrtstrecke circa eine Stunde. Im Gepäck eine Fotoleuchte, Hintergrund, drei Kameras mit unterschiedlichen Objektiven und jeder Menge Motivation. Coronakonform trafen wir uns im Wohnzimmer, wo die Wurfbox stand – direkt neben dem Sofa. Ich hatte sofort ein Bild vor Augen wie man den ganzen Tag auf dem Sofa sitzt und den Arm in die Wurfbox hält oder sich Welpen zum Kuscheln raus holt.
In vorherigen Gesprächen hatte ich schon erfahren, dass Nadine eine Züchterin ist, die alles genau so umsetzt, wie ich es mir von einem guten Züchter wünsche. Im Nachhinein muss ich sagen, dass meine beiden Jungs nicht so perfekte Voraussetzungen für ein Leben bekommen haben, wie es bei Nadine der Fall ist. Aber dieses Puzzle hat sich für mich Woche zu Woche vervollständigt.
An diesem ersten Treffen haben wir den weiteren groben Verlauf besprochen. Wie sich im Nachhinein rausstellte, mussten wir bei jedem Treffen wieder kreativ sein, weil die Theorie von der Praxis abstand nahm, aber wir waren von Anfang an ein gutes Team. Ein Set auf einem Mustersessel wurde jede Woche fotografiert und ein weiteres Set mit einem weiteren wechselnden Motiv.
Das haben wir geschafft! Nur die wechselnden Motive mussten wegen Wetter oder dem unberechenbar guten Wachstum der Welpen verändert werden. In der ersten Woche wollten wir zum Beispiel alle Welpen einzeln in große Herrenwanderschuhe stecken und dann in einer Collage nebeneinander setzen. Als ich an diesem Tag ankam und in die Wurfbox schaute, ahnte ich schon dass wir improvisieren mussten. Der Brocken des Wurfes passte nicht mehr in den Schuh rein – somit war das Motiv nicht mehr umsetzbar. Aber diese Situationen waren mehr lustig, als ärgerlich – da alles nur Erfahrungssammlung für den nächsten Wurf ist.
Die letzten drei Treffen waren für mich besonders schön. Die Kleinen fingen an zu laufen und das Wetter war uns hold und wir konnten raus gehen. Es ist unbeschreiblich am Boden im Gras zu liegen, zu fotografieren und einen wuscheligen Zwerg auf sich zurennen zu sehen. Schnell liegt da die Kamera neben mir oder vor mir und ich genieße acht Kuscheleinheiten. Ein paar der Welpen haben von mir eigene Kosenamen bekommen, die aber mein kleines Geheimnis bleiben. Es ist ein E Wurf und alle Namen beginnen mit E, doch zwei kleine Schätze nenne ich Noodeln und Nikon und einer von beiden hört schon auf seinen ganz speziellen Kosenamen.
Donnerstag ist unser letzter Termin und ich werde wehmütig. Ich habe einen fremden Wurf begleitet und ich fiebere mit der Züchterin und spüre auch schon ein wenig Abschiedsschmerz. Alle acht sind auch mir ans Herz gewachsen und nehmen ein Stück von mir mit. Es geht bei diesem Projekt nicht um Job oder um ein Geschäft. Es geht um Fotografie, Leidenschaft und Liebe. Liebe zum Hund allgemein und Liebe zu jeder kleinen Seele die mich berührt hat. Nebenher sind aber noch ganz von selbst, andere Eindrücke in mir gewachsen.
Ich liebe meine beiden Jungs. Zero ist ein amerikanischer Collie, der Lassie Typ und Bear ist ein Briard, eine französische Hütehundrasse. Vor dem Bodercollie hatte ich bisher großen Respekt, da man immer nur hört: Arbeitshunde, intensiv und aufwendig. Das mag stimmen und sie gehören bestimmt nicht in Jedermanns Hand. Gerade zu Coronazeiten wird der Kauf eines Hundes scheinbar immer weniger an seine Bedürfnisse angepasst, sondern eher an die Ferienzeiten, die man ja nun nicht verreisen kann. Aber genauso arbeitswillig, wie diese Hunde sind, genauso Familientreu, kuschelig, gelehrig und sensibel habe ich die drei erwachsenen Hunde bei Nadine kennen gelernt.
Wer die Hundesprache lernen möchte ist in so einer Hundegruppe gut aufgehoben. Wie direkt und klar diese Hunde miteinander kommunizieren und sich gegenseitig schützen ist unfassbar schön. Mein wichtigstes Fazit ist: ich habe hohe Ansprüche an Menschen, die sich der Verantwortung stellen Hundekinder so gut es geht in die Welt hinaus zu schicken. Wenn die Wurzeln stark sind, kann ein Baum so manches Unwetter überleben. Ich dachte nicht, dass es jemanden gibt, der all meine Bedenken aus dem Weg räumt, doch glücklicher Weise wurde ich eines Besseren belehrt. Nadine Thiele ist mit ihrer Zucht Beauly Fith Kennel für mich ein Vorzeigemodell und wenn alles gut geht, bin ich beim nächsten Wurf wieder ganz nah dran und für die Welpenzeit mit dabei. Fotografisch und mit dem Herzen. Es leben unsere Welpendonnerstage. DANKE. (diwa) Fotos: Diana Wachow