RLP – Doppeluniversitäten liegen nicht im Trend

RLP – Doppeluniversitäten liegen nicht im Trend – Mit großer Spannung haben der Fachbereich Bildung, Wissenschaft und Forschung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die von ihm vertretenen Beschäftigten an den Hochschulen in Rheinland-Pfalz das Hochschulzukunftsprogramm im Jahr 2018 erwartet. „Für die von ver.di vertretenen Beschäftigten im wissenschaftsunterstützenden und im wissenschaftlichen Bereich sind zukunftsfähige Universitäten und Hochschulen sowie ein starker Wissenschaftsstandort Rheinland-Pfalz wichtig. Schließlich hängen die Arbeitsbedingungen in Qualität und Quantität für rund 12.000 Beschäftigte davon ab“, sagt Peter Schmitt, ver.di Landesfachbereichsleiter Bildung, Wissenschaft und Forschung.

„Umso befremdlicher ist es, dass fünfzehn hochkarätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwar sehr eloquent Potenzial und Herausforderungen im Hochschulsystem beschreiben, das Kernproblem, nämlich die chronische Unterfinanzierung der Universitäten und Hochschulen nicht gesehen haben wollen oder nicht ansprechen mochten,“ sagt Schmitt. Interne Wiederbesetzungssperren, auf dem Niveau von vor 15 Jahren, eingefrorene Sachmittelbudgets, zu gering ausfinanzierte Personalkostenbudgets, ständig steigender Arbeitsdruck, Raummangel, unzureichende Mittel für Erhalt und Sanierung, etc. die Liste der Probleme der Universitäten und Hochschulen lässt sich nach Aussage von Schmitt durchaus fortschreiben. „Studierende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Beschäftigten leiden darunter“, sagt Wiebke Koerlin, ehrenamtliche Vorsitzende des ver.di-Fachbereichs Bildung, Wissenschaft und Forschung. Die Beschäftigten erleben einen nicht zu verantwortenden Arbeitsdruck mit Auswirkungen auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Sie erleben eine unverantwortliche Zunahme bei den Befristungen auch im wissenschaftsstützenden Bereich. „400 sachgrundlose Befristungen sind 400 zu viel“, sagt Koerlin.  Davon findet sich nach ver.di Informationen in der Betrachtung durch die Expertenkommission wenig bis nichts.

„Die Aufforderung Potentiale durch Bündelung und regionale Verankerung zu kreieren, der Ruf nach mehr praktischer Durchlässigkeit, verbindlicheren Qualitätsstrukturen, intensivere Forschungsförderung und die Notwendigkeit verbesserter Nachwuchsförderung liegen schon lange auf dem bildungspolitischen Tisch“, sagt Koerlin.  Am Beispiel der Nachwuchsförderung werde die Begrenztheit der Expertise deutlich. Juniorprofessuren, Tenure-Track, strukturierte Graduiertenförderung und der Ausbau kooperativer Promotionen können laut Koerlin nicht darüber hinwegtäuschen, dass das deutsche Wissenschaftssystem aufgrund des hohen Befristungsanteils und der im internationalen Vergleich niedrigeren Bezahlung für die „besten Köpfe“ nicht gut abschneidet (siehe auch Bundesbericht wissenschaftlicher Nachwuchs).
„Möglicherweise dem Erfolgsdruck geschuldet ist der von der Landesregierung übernommene Vorschlag die Doppeluniversität Koblenz-Landau aufzulösen, den Standort Koblenz in die Eigenständigkeit zu entlassen, das Präsidialamt in Mainz abzuwickeln und den Standort Landau mit der TU Kaiserslautern zusammenzuführen. Dieser Plan ist schwer nachvollziehbar“, betont Schmitt
Die Universität Koblenz-Landau ist eine erfolgreiche Universität mit einem ausgeprägten Profil u.a. in der Lehrerbildung und in der Informatik. „Die möglichen Effekte einer besseren Profilierung durch stärkere regionale Verankerung sind zu vage, um das Erfolgsmodell Koblenz-Landau in Frage zu stellen“, meint Schmitt. An die Herausforderungen einer Doppeluniversität (lange Wege, hoher Aufwand, Doppelstrukturen) haben sich die Beteiligten nach Schmitts Aussage an den drei Standorten gewöhnt, das ist nach seiner Aussage auch in Zukunft zu bewältigen.

Nun soll die TU Kaiserslautern mit dem Standort Landau zusammengeführt werden. Eine Überraschung, da Doppeluniversitäten nicht wirklich im Trend sind. Auch der Expertenbericht lässt das bei der Bewertung der Strukturveränderung der ehemaligen FH Rheinland-Pfalz und jetzt der Universität Koblenz-Landau durchschimmern. „Es ist aber erklärbar, will man dem Standort Landau nach einer Trennung von Koblenz Zukunftschancen einräumen“, sagt Schmitt. Beide Universitäten sind seit langem unterfinanziert. Nun soll noch Geld in einen nicht überzeugenden Umstrukturierungs- und Neugründungsprozess gesteckt werden, das eigentlich auch gar nicht da ist. „Es ist nicht erkennbar, was die TU Kaiserslautern gewinnen kann; ihre Reputation und Bedeutung im Club der technischen Universitäten wird mit dem Standort Landau nicht so sehr wachsen, um das jetzt zu rechtfertigen,“ sagt Schmitt.

„Bei allen Plänen der Landesregierung bleibt für uns entscheidend, ob die davon betroffenen Beschäftigten in guten und gesicherten Arbeitsverhältnissen bleiben“, betont Koerlin. Leider sei damit zu rechnen, dass sich die Ankündigung dieser Strukturveränderungen und die Änderung selbst ungünstig auf die bisherigen Befristungen auswirken werden. „Der wenig entwickelte Mut, Befristungen zu verlängern, auch befristetes Personal zu halten oder zu verstetigen wird noch weiter nachlassen, was zu Lasten dieser Beschäftigten geht“, sagt Koerlin.

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