Rheinschiffe fahren unter Flagge Maltas

KOBLENZ – Rheinschiffe fahren unter der Flagge Maltas –

Ein Spaziergang am Rheinufer entlang der Schiffsanleger lässt ins Grübeln kommen. Da weht am Heck der Stolzenfels die maltesische Flagge, auf dem Vorschiff die Fahne der Stadt Köln und oben auf Deck viele kleine deutsche Fußballfähnchen, wie sie an vielen Autos zu finden sind. Als Heimathafen liest man dann hinten Valetta MT. Eigentlich erwartet der Spaziergänger bei einem Rheinschiff, das auf dem Mittelrhein, zwischen Burgen und Weinbergen, die Touristen herumschippert einen deutschen Heimathafen, etwa wie Koblenz, Mainz oder Köln. Des Rätsels Lösung: Die 1826 gegründete Preußisch-Rheinische Dampfschifffahrtsgesellschaft, unter KD bekannt, hat ihren Sitz ins Ausland verlagert. Zum 1. Januar 2009 gründete die KD in Luxemburg eine 100prozentige Tochtergesellschaft mit Sitz in Luxemburg und registriert den Großteil der Schiffe in Malta. Deshalb führen die Schiffe am Heck die rotweiße Flagge mit Malteser Kreuz. Ein kluger Schachzug, mit dem sich so manches Ärgernis, das die Kollegen mit Deutscher Flagge am Heck mit Finanzamt, Gewerbeaufsicht, Ordnungsamt oder Berufsgenossenschaft haben, vermeiden lässt. Eine Gesetzeslücke, die große Unternehmen ausnutzen können. Die Liesel mit maltesischer Flagge wird es in Koblenz eher nicht geben. Auch die Familienunternehmen, die am Mittelrhein an den Stegen von Lahn, Rhein und Mosel liegen, zahlen brav ihre Abgaben ans Deutsche Finanzamt. Etwas verärgert sind sie schon, denn sie kämpfen schon seit Jahren nicht nur mit Spritpreisen und steigenden Kosten. Wer sich mal die Geschichte der Weißen Flotte ansieht, stößt auf eine interessante Entwicklung. Der aus den Niederlanden angekaufte hölzerne Raddampfer Concordia wurde als erster in Dienst gestellt und unternahm am 1. Mai 1827 seine Jungfernfahrt auf dem Rhein von Mainz über Koblenz nach Köln. Der Concordia folgte im Juli 1827 die Friedrich Wilhelm. Ab 1832 soll das Unternehmen an der Börse zu Köln notiert worden sein. Das Unternehmen schloss sich dann am 9. Juni 1853 mit der Dampfschifffahrts- Gesellschaft für den Nieder und aus Düsseldorf zur Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft für Rhein- Dampfschifffahrt zusammen. Die neue Gesellschaft transportierte Personen und Fracht im Linienverkehr auf dem Rhein zwischen Köln und Mannheim, war allerdings kein eigenständiges Unternehmen, sondern lediglich eine Betriebsgemeinschaft zur Koordination des Linienverkehrs. Die Gruppierung war zunächst der führende Verkehrsbetrieb der Region, erhielt jedoch später Konkurrenz durch die neu entwickelte Eisenbahn, die durchs Rheintal tuckerte. Am 4. August 1913 wurde das Schaufelrad-Dampfschiff Goethe in Dienst gestellt und 1925 in ein Doppeldecksalonschiff umgebaut. Und diese Goethe, die gerade am Konrad Adenauer Ufer angelegt hat, trägt jetzt am Heck die Malteser Flagge. Eine Entwicklung die zwar gesetzlich legal ist, aber so manchen Spaziergänger am Rheinufer, der brav in Deutschland Krankenversicherung und Steuern zahlt nachdenklich stimmt. (mabe)

Beitrag teilen