REGION – Wenn du ein Leben lang glücklich sein willst, dann schaff dir einen Garten an
REGION – Wenn du ein Leben lang glücklich sein willst, dann schaff dir einen Garten an. Sicher so ein Garten, wenn er schön aussehen soll, macht Arbeit und kostet Zeit. Zeit, die man aber an der frischen Luft und nicht an der Tastatur verbringt, macht auch Freude. Vor allem in der Corona Lockdown Zeit waren die Gartenbesitzer froh, unbeschwert und virenfrei dort ihre Tage verbringen zu können.
Das Wetter war meist gut und im Frühjahr ist die Blütenpracht besonders üppig. Angefangen mit Narzissen und Tulpen, stand immer auch ein Strauß meiner Eigengewächse auf dem Wohnzimmertisch. Der Grundgarten wurde vor 50 Jahren von der verstorbenen Vorbesitzerin liebevoll geplant und professionell angelegt. Ein Gärtner pflegte und hegte die Gewächse und den Teich. Den Gärtner gibt es schon aus Kostengründen nicht mehr und nach vier Jahren, wo ich hier wohne, trägt die Gartenlandschaft deutlich meine Handschrift.
Während oben an Terrasse und Teich noch die „Unkrautfreie Zone“ ist, gibt’s unten an der Weinbergmauer, die an einem Fußweg zur Wiedbrücke liegt, ein Bienenparadies, wo sogar Disteln wachsen dürfen. Der Biogarten liegt hinter einer Hütte, die mit einem Wein bewachsenen Zaun vom Schrebergartenteil abgetrennt ist. Der Schrebergartenlook ist entstanden, als der Nachbar jede Menge Europaletten geschenkt bekam. Die standen ihm irgendwann im Weg und ich hatte jeden Tag neue Ideen, wie man sie verarbeiten konnte. Zusammen mit so ein paar alten Schätzen, die ich aus dem Westerwald mitgebracht hatte, war so eine Art Vintage Look entstanden. Der passte eher zu meinen persönlichen Gartenvorstellungen. Zurück zum Biogarten am Ende des nur neun Meter breiten aber 50 Meter langen Grundstücks. Einen Vorgarten, wie die meisten Menschen, habe ich nicht. Das Haus liegt an einer Spielstraße mit Blumenkübeln, die von der Stadt gepflanzt und auch gegossen werden. Nicht mal einen Bürgersteig gibt es vorm Haus.
Also nur eine Pflanzschale auf einem alten Stuhl an der Haustür. Dafür aber ein Biogarten hinter der „Edmundshütte“. Ein luxuriöser Name für eine 2×3 Meter große hölzerne Abstellkammer für Rasenmäher, Fahrrad und sonstigen Gerätschaften. Neben der Hütte, ein Holzpalisadenzaun mit einer Tür zum Bienenparadies. Eine zweite Tür geht zum Nachbargrundstück, wo die Bienen die Obstbäume bestäuben. Nach einer tollen Kirschernte, folgen jetzt Apfel und Pfirsiche im rechten Nachbargarten. Während aus dem linken Nachbargarten die Brombeerhecke herüber ragt und für das tägliche Nascherlebnis sorgt.
Bald kommen die Trauben, die ich allerdings mit den Vögeln teile. Vögel gibt es viele. Die nisten vor allem beim linken Nachbarn. Der alte Herr von 94 lebt mit seiner Tochter zusammen. Die beiden sind Nachtmenschen und ich treffe sie selten an der frischen Luft. Der große Garten über zwei Grundstücke ist sich selbst überlassen und die Eichhörnchen können dort ungestört ihre Jungen aufziehen.
Ein Bewohner aus Nachbars Garten kommt regelmäßig übers Dach auf meinen Balkon Nüsse abholen. Während im Winter, der ja eigentlich ausgefallen ist, wenig Vögel da waren, kommen jetzt Scharen von Spatzen, Meisen, Amseln und zwei Grünfinken zum Futtern. Ein junger Eichelhäher und sogar eine einzelne Taube schauen gelegentlich an der Futterstelle in einem Blumenkasten vorbei. So sind die Besucher in Coronazeiten fast ausschließlich tierischer Art. Auch die sind unterhaltsam und bringen Freude. Drum bin ich auch froh, dass ich das kleine Paradies habe und jammere nicht, dass das ja eigentlich viel Arbeit ist. (Mabe) Fotos: Marlies Becker