REGION – ver.di appelliert an die rheinland-pfälzische Ampel-Koalition: Probleme in den Kreißsälen richtig anpacken
REGION – ver.di appelliert an die rheinland-pfälzische Ampel-Koalition: Probleme in den Kreißsälen richtig anpacken – Als „völlig an den Problemen vorbei“ bezeichnet Frank Hutmacher, ver.di-Landesfachbereichsleiter Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen die Ankündigung von SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen am kommenden Donnerstag einen Prüfantrag zur Stärkung der Geburtshilfe in den Landtag einbringen zu wollen. In Rheinland-Pfalz werden rund 37.000 Kinder im Jahr geboren – Tendenz steigend. Gleichzeitig ist die Zahl der Geburtsstationen in den letzten 25 Jahren um 40 Prozent gesunken.
Für ver.di ist die derzeitige Situation der Geburtshilfe im Land nicht zufriedenstellend. „Die Ampel steht auf Rot. Im ganzen Land wurden Geburtskliniken geschlossen, zuletzt in Daun“, sagt Hutmacher und ergänzt. „Die Schließungen haben höhere Arbeitsbelastungen in den verbleibenden Geburtsabteilungen zur Folge. Es fehlt an Personal in den Kreißsälen und bei der Versorgung in den Wöchnerinnen-Stationen und Geburtsabteilungen.“ Es sei zwar nett, wenn die geballte Macht sich den Problemen der Hebammen annähme und „möglicherweise eventuell“ noch eine weitere Telefonzentrale eröffnen möchte, dies wird jedoch nach ver.di Einschätzung die chaotischen Situationen nicht verbessern.
Die personelle und räumliche Situation in den Kreißsälen – vor allem in den großen Geburtszentren mit der höchsten Versorgungsstufe, den sogenannten Level-1-Perinatalzentren ist nach ver.di-Ermittlungen mittlerweile auf einem unverantwortlich schlechten Niveau angekommen. Die Kliniken werden mit dieser Situation allein gelassen. „Die bisherige Politik hat die Lage der Unterversorgung herbeigeführt. Land und Bund müssen dieser wichtigen Problematik der Daseinsvorsorge endlich nachkommen“, fordert Hutmacher.
Michael Quetting, ver.di-Pflegebeauftragter in Rheinland-Pfalz und dem Saarland verweist auf den Umstand, dass die Schere zwischen Geburtenanstieg und Hebammenversorgung immer weiter auseinanderklafft. „Die Gesundheit von Neugeborenen, Kindern und Frauen wird durch die stetige Überlastung der Beschäftigten zu Gunsten ökonomischer Aspekte auf’s Spiel gesetzt. Die sich täglich verschlimmernde Situation wird billigend in Kauf genommen.“ Laut Quetting besteht kein Zeitfenster mehr für Prüfanträge.
Ver.di fordert, dass sich diese Situation ändern muss. „Das geht nur mit mehr Personal und einer Aufwertung des Berufs“, sagt Quetting. Eine entsprechende Sonderzulage zur Aufwertung wurde jüngst in der Mainzer Universitätsmedizin mit ver.di vereinbart. Hutmacher: „Ich sehe die Aufrechterhaltung der geburtshilflichen Versorgung in Gefahr. Deswegen reden wir nicht nur, sondern haben gerade an der Unimedizin Mainz auch gehandelt.“
„Die Einführung von sogenannten Hebammen-Zentralen, die der Vermittlung von freiberuflich tätigen Hebammen an werdende Mütter dient ist zwar eine nette Idee, stellt aber auch nur eine Verwaltung des aktuellen Mangels zur Schau“, betont Quetting. Auf den herrschenden Hebammenmangel habe diese Maßnahme keinerlei positiven Effekt. Quetting: „Darüber hinaus hat diese Maßnahme rein gar nichts mit den Situationen in den Kreißsälen zu tun. Diese Sachverhalte unterliegen völlig unterschiedlichen Mechanismen und müssen klar voneinander getrennt betrachtet werden.“