REGION – Ortsbürgermeister zu Fassanstich-Kurs verpflichtet
REGION – Ortsbürgermeister zu Fassanstich-Kurs verpflichtet
Er ist fester Bestandteil eines jeden Volksfestes und jeder größeren Vereinsfeier in der Region: Ohne einen zünftigen Fassbier-Anstich zu Beginn kann nicht richtig gefeiert werden. Nicht in Mudersbach, nicht in Gebhardshain, nicht in Weyerbusch. Maximal drei Schläge, dann soll der heimische Gerstensaft fließen – so die Theorie. Die Praxis sieht hingegen ganz anders. Dilettantisch ausgeführte Anstiche führen immer häufiger zu ungewollten Bierduschen. Diese Entwicklung hat Landrat Dr. Peter Enders zu einer ungewöhnlichen Initiative veranlasst: ein verpflichtender Fassanstich-Kurs für alle kommunalpolitischen Mandatsträger. Beim rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebund (GStB) hat er damit offene Türen eingerannt, und selbst das Innenministerium in Mainz signalisiert bereits Zustimmung zu dieser etwas ungewöhnlichen anmutenden Idee.
Landrat Enders will die Angelegenheit nicht ins Lächerliche gezogen wissen: „Bei dutzenden Anlässen habe ich in den vergangenen Jahren erleben müssen, wie ein schöner und uralter Brauch in unserer Region nur noch Hohn und Spott auf sich zieht. Kaum ein Ortsbürgermeister oder Beigeordneter ist heute noch in der Lage, ein Fass so anzuschlagen, dass es nicht in einem feuchten Desaster endet. Mehrfach haben mich bereits auswärtige Gäste auf diese unwürdigen Schauspiele angesprochen.“
Als er beim GStB in der Sache vorstellig geworden sei, habe er zunächst mit wenig Verständnis gerechnet, berichtet Enders. Dann aber habe sich herausgestellt, dass aus allen Teilen des Landes ähnliche Probleme geschildert werden. „Von daher könnte uns im Westerwald eine Art Pilotfunktion zukommen“, so der Landrat.
Bei einem ersten Treffen mit Vertretern der Westerwald-Brauerei in Hachenburg hat Enders den künftigen Standard-Kurs bereits auf seine Praxistauglichkeit geprüft. Dort wird sein Initiative als „längst überfällig“ bezeichnet, so Vertriebsleiter Klaus Strüder: „Denn auch wir sehen leider den Trend, dass kaum noch ein Mandatsträger weiß, wie ein Fass ordnungsgemäß anzuschlagen ist. Viel zu oft werden unsere guten Ratschläge kurz vor dem Anstich lapidar abgetan – nach dem Motto: Was soll denn daran schwierig sein?“
Die Westerwald Brauerei werde als fest in der Region verwurzeltes Unternehmen an diesem Brauch festhalten, stellte Strüder klar. „Denn was wären eine Kirmes oder ein Vereinsjubiläum im Westerwald ohne Fassanstich?“ Und bald schon soll sichergestellt sein, dass das Bier ausschließlich in den Gläsern und nicht mehr auf dem Boden landet.