REGION – „Die Apotheke vor Ort ist zu schützen und sie muss eine Zukunft haben!“

REGION – „Die Apotheke vor Ort ist zu schützen und sie muss eine Zukunft haben!“ – Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel im Austausch mit Apothekenvertretern – „Zu einer guten, flächendeckenden und sicheren Medikamentenversorgung gehört auch eine kompetente Beratung. Deshalb ist es wichtig, die Apotheken vor Ort durch bessere Vergütung der Wochenend- und Nachtdienste, Chancengleichheit mit dem Versandhandel und praktikableren Lieferservice zum Patienten zu stärken“, erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel bei einem stellvertretenden Besuch in der Neuwieder Rosen-Apotheke.

Dort traf sich der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag auf Initiative des ebenfalls anwesenden Dr. Albrecht Kloepfer vom Institut für Gesundheitssystem-Entwicklung, der mit dem Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) zusammenarbeitet, zu einem Gespräch an dem weiterhin Apotheker Johannes Neukirchen und MVDA-Mentorin Daniela Kolb teilnahmen.

Bei dem Treffen ging es insbesondere um die Bedeutung, den Erhalt der im Wettbewerb mit den Versandapotheken stehenden Apotheken vor Ort. Prägend für die Zukunft der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung stelle sich im finanziellen Druck auf die Sozialsysteme dar, verbunden mit kontinuierlichem Reformzwang, der Überwindung und Vermeidung von Versorgungsdefiziten in der Fläche sowie dem demografischen Wandel nicht nur bei Versicherten und Patienten, sondern auch in der Apotheke.

Hierzu stelle Dr. Kloepfer fest: „Apotheken müssen sich bezüglich ihrer Kernaufgaben neu positionieren. Dabei gilt es, den Wettbewerb auf dem Apothekenmarkt nach den Kriterien ‚Versorgungsqualität und -effizienz‘ auszurichten. Die Qualität darf nicht zulasten eines Preiswettbewerbs geopfert werden: Versorgen bedeutet nicht nur beliefern!“

Die Leistungspotentiale wurden beim Rundgang in der Apotheke deutlich. Vor-Ort-Apotheken sind erfahrene und jahrelange Garanten für die flächendeckende Sicherstellung der aktuellen Versorgung mit Gesundheitsleistungen. Was dabei besonders wichtig ist: Apotheker und Patienten kennen sich – eine verlässliche individuelle Beratung und Bedienung gehören zum Service.

Zur Sicherstellung einer flächendeckenden und bedarfsgerechten Arzneimittelversorgung fordert der MVDA u.a. den regionalen Arzneimittelversand als ergänzenden Belieferungsweg innerhalb des Versorgungsumkreises der jeweiligen Apotheke, die Weiterentwicklung des bestehenden und bewährten Arzneimittelversorgungssystems nach deutschem Recht und deutschen Standards sowie ein Verbot von Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel.

Gesundheitspolitiker Rüddel verwies auf die vom Bundesgesundheitsministerium ausgearbeiteten Eckpunkte zur Stärkung der flächendeckenden Versorgung, Weiterentwicklung der Apotheken und Sicherung der freien Apothekenwahl. Dazu gehören Preisgleichheit von der Apotheke vor Ort und der Versandapotheke, Erhalt der freien Apothekenwahl, Aufstockung der Finanzmittel des Nacht- und Notdienstfonds, zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen, Erhöhung der BTM-Vergütung, dass Botendienst als Versorgungsform zukunftsfähig gemacht wird und die Verbessrung der Qualität bei Versandhandel und Botendienst.

Die Gesprächspartner des Abgeordneten begrüßten generell die Eckpunkte aus dem BMG, äußerten allerdings, dass derzeit fest davon auszugehen sei, dass die Gespräche der Krankenkassen mit den großen Versendern keine „Beschäftigungsstrategie“ sind, sondern nach wie vor konkrete und von gegenseitigen wirtschaftlichen Interessen getriebene Kooperationen zum Hintergrund haben. „Hier sehen wir den regional begrenzten Versandhandel als einzigen Schutz für die Apotheke vor Ort – am besten verankert als Versorgungsauftrag im SGB V“, so die Interessenvertreter der Apotheken.

„Was die Apotheke vor Ort leistet, kann der Versandhandel nicht erbringen“, lautete ein Fazit. Unisono befanden die Gesprächspartner, dass es wichtig sei, diese Apotheken zu schützen, auch damit die Versorgung in der Fläche gesichert ist. Hier laute das Stichwort „Regionalitätsprinzip“. Anders als der Versandhandel, setzten die lokalen Apotheken nicht auf einen Verdrängungskampf. Apotheker Johannes Neukirchen fragte: „Was sollen wir machen, wenn sich vom Ausland aus operierende Apotheken nicht an Vorgaben halten?“

In diesem Zusammenhang appellierte Rüddel an die Krankenkassen, sich bei Verhandlungen an Recht und Gesetz zu halten. Zudem wurde daran erinnert, dass zwischen Arzt und Patienten oft die regionale Apotheke geschaltet ist. „Dabei ist es wichtig, die Kunden vor Gesicht zu bekommen“, ergänzte Daniela Kolb. Der Schutz der Apotheken in der Fläche bedeute gleichzeitig Schutz für die Patienten.

Weitere Gesprächspunkte waren die Patientenversorgung unter dem Aspekt des demografischen Wandels, die Steigerung der Arzneimitteltherapiesicherheit, Apotheken an den Schnittstellen der Versorgung sowie der Fachkräftemangel und Wandel des Berufsbildes.

„Eine Reduzierung der Apotheken-Leistungen auf die Funktion der ‚Arzneimitteldistribution‘ läuft den tatsächlichen Aufgaben der Offizin-Apotheke als niedrigschwelligem Gesundheitsberater und kontinuierlichem Ansprechpartner in allen Gesundheitsfragen zuwider. Eine solche Sicht verkennt und negiert die Potentiale, die Apothekerinnen und Apotheker im zukünftigen Versorgungsgeschehen einnehmen könnten und sollten“, befand Dr. Albrecht Kloepfer.

Angesicht der medizinischen, demografischen und gesellschaftlichen Herausforderungen müsse es vielmehr gelingen, das Versorgungssystem ohne Gefährdung der bisherigen bewährten Strukturen in der Arzneimittelversorgung zukunftsfähig zu machen. „Auf die Apotheken vor Ort darf und kann nicht verzichtet werden. Sie müssen eine geschützte und gesicherte Zukunft haben“, bekräftigte Erwin Rüddel.

Foto: Die Apotheke vor Ort muss geschützt werden und eine gesicherte Zukunft haben, befanden (v.li.) Johannes Neukirchen, Erwin Rüddel, Daniela Kolb und Dr. Albrecht Kloepfer. (reva) Foto: Reinhard Vanderfuhr/Büro Rüddel

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