„Reduzierung des hausärztlichen Notdienstes unverantwortlich“

VG KIRCHEN – „Reduzierung des hausärztlichen Notdienstes unverantwortlich“ – Einschränkungen beim Bereitschaftsdienst stoßen in der VG Kirchen auf Kritik

Die jüngste Ankündigung der Kassenärztlichen Vereinigung zu weiteren Einschränkungen beim hausärztlichen Bereitschaftsdienst stoßen beim Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchen, Andreas Hundhausen, und dem Vorsitzenden des Seniorenbeirates, Helmut Ermert, auf massive Kritik.

Konkret geht es um eine Reduzierung des Hausbesuchsdienstes im Westerwald. Ab Herbst soll montags bis freitags statt bisher zwei Fahrdiensten nur noch eine Stelle vorgehalten werden. In Kirchen hat man Zweifel, dass es bei den Wochentagen bleiben wird. Der hausärztliche Bereitschaftsdienst ist für die ambulante ärztliche Versorgung außerhalb der üblichen Sprechstunden zuständig und über die Patientenservicenummer 116117 zu erreichen. So jedenfalls in der Theorie. Hundhausen und Ermert wissen von etlichen Fällen, bei denen Anrufversuche bei der Hotline ergebnislos blieben und stattdessen „frustriert“ die 112 gewählt wurde. „Wer eine Bestätigung braucht, muss sich nur mit Rettungsdienstpersonal unterhalten“, so Hundhausen.

Seniorenbeiratsvorsitzender Helmut Ermert gibt zu bedenken, dass mehr als ein Viertel der Menschen in der Verbandsgemeinde Kirchen älter als 65 Jahre sei, knapp neun Prozent sogar über 80 Jahre. Dieser Personenkreis sei naturgemäß weniger mobil und altersbedingt auf eine ärztliche Versorgung auch zu Nachtzeiten angewiesen. Die Reduzierung auf einen Fahrdienst für den gesamten Bereich Westerwald bezeichnet Ermert als „unverantwortlich“. „Wie lange soll die Seniorin oder der Senior im Altenheim Friesenhagen warten, wenn der Besuchsdienst gerade nach Horhausen ans andere Ende des Landkreises unterwegs ist“, fragt sich Ermert. Selbst für Personen mit eigenem Auto sei der Weg zur nächsten Bereitschaftspraxis beschwerlich. Denn aufgrund der erheblich eingeschränkten Öffnungszeiten in Kirchen und Altenkirchen ist Hachenburg insbesondere zur Nachtzeit nächstgelegene Anlaufstelle. „Als Vorsitzender des Seniorenbeirates der Verbandsgemeinde Kirchen fordere ich die Kassenärztliche Vereinigung zur Rücknahme der angekündigten Einschränkungen beim Fahrdienst an Werktagen auf“, so Helmut Ermert.

Das von der Kassenärztlichen Vereinigung kürzlich veröffentlichte Ergebnis einer „repräsentativen“ Forsa-Umfrage zur Zufriedenheit der Rheinland-Pfälzer mit dem Ärztlichen Bereitschaftsdienst überzeugt Hundhausen und Ermert nicht. Demnach sollen 70 Prozent die Neuerungen befürworten. „Wir bezweifeln, dass der Beifall bei einer Umfrage hier in der Region ähnlich groß ausfällt“, kommentieren beide sarkastisch.

Für Hundhausen passt die Art und Weise, wie die Ausdünnung kommuniziert (oder vielmehr nicht kommuniziert) wurde, ins bisherige Bild. „Bevölkerung und kommunale Verwaltungen werden von der Kassenärztlichen Vereinigung vor vollendete Tatsachen gestellt. In einigen Fällen wird offenbar nicht einmal die Ärzteschaft im Vorfeld informiert“, lautet Hundhausens ernüchterndes Fazit. Der Kirchener Verwaltungschef signalisiert dennoch Gesprächsbereitschaft, hat aber wenig Hoffnung, dass sein Angebot beim Vorstandsvorsitzenden der KV in Mainz Gehör finden wird.

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