Newer där Kapp im atomaren Endlager Wied Scala
Was inmitten der tollen Tage im Programmkino Wied Scala in Neitersen auf die Bühne und in den schunkelnden Saal gebracht wurde, begeisterte an zwei Abenden eine große Schar von Alternativkarnevalisten aus dem umliegenden Westerwald.

„Der Aufwand war ein Wahnsinn“, schildert der seit über 20 Jahren im Westerwald beheimatete Kabarettist und Musiker die zurückliegenden vier Monate der Vorbereitung. „Der Stahlkünstler Hans Jörg Beck aus Grünebach sammelte z.B. zusammen mit Bernhard Klein über 50 leere Ölfässer, die gereinigt, entleert, gesäubert, grundiert und gelb lackiert werden mussten. Er war ständig auf der Suche nach neuen Zwischenlagern“. Als dann am 1. März in den Abendstunden alle Dekoatomfässer ins Endlager Wied Scala gefahren wurden, sprachen die beteiligten Akteure dem Anlass entsprechend vom ersten Westerwälder Castortransport. Die Farben Schwarz und Gelb dominierten dann auch das Endlagerbühnenbild in der Wied Scala. „Ich konnte bisher noch nie zwischen Atomfässern schunkeln“, erklärt der Alternativjeckenpräsi Ulli Gondorf XXI. nach getaner Regentschaft, „und wenn es nicht so ernst wäre, dann könnte ich mich fast daran gewöhnen“. Ein sehr vielseitiges und niveauvolles Programm begeisterte das Publikum von Beginn an.
Den Auftakt machte der Eidg.AtomFassAufsichtsBeamte Bruno Egli selbst. Begleitet von der a cappella Gruppe Wäller Träller, sowie Thomas Kagermann an der Geige, sang der Schweizer die FassNachtSamba im Dreivierteltakt und der ganze Saal schunkelte sich langsam ein. Mit dem Einmarsch vom Präsi mitsamt seiner Achterratsgefolgschaft und der unüberhörbaren Samba-Atom-Ba Gruppe, die auf Atomfässern südamerikanische Rhythmen zelebrierte, nahm die Newer där Kapp Sitzung rasant Fahrt auf.
Das musikalische Fundament für die karnevalistischen Kleikunstabende legte die Westerwälder Allstarband „Die SchotterSteinKappenGeister“. Namhafte Musiker aus der Region fanden sich für die Sitzungen erstmalig auf der Bühne zusammen und ließen keine Wünsche offen. Als musikalischen Höhepunkt sei die Michael Jackson Auferstehung erwähnt. Hier fügte sich der eindrucksvolle Gesang von Karen Copland mit Leinwandprojektionen und dem aus dem Sarg steigende Michael Jackson, in der Gestalt vom Schwarzen Peter nahtlos zu einer Gesamtperformance zusammen. Unter anhaltendem Applaus überreichte der Alternativjeckenpräsi Ulli Gondorf XXI. gleich zwei AtomFassOrden an Bastian Zeuner für seine überragende, theatralische und gesangliche Darbietung. Nebst echt kölschen Geschichten mit Heinrich & Georg, sowie Liedern in a cappella Form vom Schabernack-Five, verirrten sich Tanja Corbach und Julie Georgis mit ihrem Navi in einer Warteschleife. Sehr zur Belustigung des Publikums. Ein weiterer Höhepunkt präsentierte das TheatronToKosmo mit ihrer Performance. Sie verabschiedeten sich in ihrer Kunstdarbietung mit Geige, Tanz und Film vom Fleisch und holten das Publikum nachdenklich für einen Moment lang aus dem karnevalistischen Treiben heraus.
Als im Rahmen des großen Einmarsches des Alternativjeckendreigestirns Sexgott, Atomprinz & Biobauer abgerockt und losgetrommelt wurde, brachte der in Rheinland Pfalz einzige Biobaggerbauer Bert schließlich den 20minütigen Film aus der Serie „Bauer sucht Frau – WW Spezial“ mit zu Newer där Kapp 2011 und auf die Leinwand. Der Westerwaldschweizer Bruno Egli führte hierbei Regie und schrieb das Drehbuch. Dank tatkräftiger Umsetzungsarbeit durch das Filmteam easyTec, Sven Iserlohe und Jannis Ließfeld, sowie mehr als 17 überzeugenden Laiendarstellern, entstand hier Newer där Kapp ein regionalkulturelles Kleinod, welches mit anhaltendem Applaus bedacht wurde. Mit dem Gassenhauerabschlusslied „Rollt die Fässer durch die Gassen“ präsentierten die SchotterSteinKappenGeister mit Philipp Keck als Frontsänger und dem Publikum als Chorunterstützung noch einmal ihre musikalische Qualität unter Beweis stellten, formierte der Präsi seine Gefolgschaft zur Ordensübergabe, übrigens ein Atomfass, und verabschiedete sich nach über vierstündigem Programm aus der geistermagischen Session 2011. Die Alternativjecken tanzten und feierten noch bis in die frühen Morgenstunden und waren sich einig; opjerümt… wed hingerher! Fotos: Arisele/Wachow