NEUWIED-IRLICH – Allerheiligenmesse bei Wind und Sonnenschein auf dem Irlicher Friedhof
NEUWIED-IRLICH – Allerheiligenmesse bei Wind und Sonnenschein auf dem Irlicher Friedhof
Allerheiligen ist ein Gedenktag, an dem nicht nur die Katholiken an ihre Toten erinnern. Sie schmücken Gräber und drücken damit ihre Zuversicht aus, dass die Menschen nach dem Tod in der Gemeinschaft mit Gott sind. Wie der Name vermuten lässt, ist dieser Tag allen Heiligen der Kirche gewidmet. Die Wurzeln des Feiertages reichen bis in das 4. Jahrhundert zurück. Ganz so lange wird dieser Tag noch nicht in der Katholischen Kirchengemeinde an der Wiedmündung gefeiert. Aber seit vielen Jahren ist es Tradition die Festmesse auf dem Friedhof an der Kapelle zu feiern.
Für Dechant Dörrenbächer ist es das erste Mal, seit er für die Neuwieder Pfarreien verantwortlich ist. Etwa 80 Menschen waren gekommen, um zusammen diesen besonderen Gottesdienst zu feiern. Am Vortag hatten die Organisatoren Stühle und sonstiges Equipment auf den im Oberdorf liegenden Friedhof geschafft. In der Hoffnung, dass das Wetter hält. Der Heilige, der für das Wetter zuständig ist, nämlich Petrus, hat dann wohl auch den Wind bestellt, der die dicken schwarzen Wolken weggepustet hat und hat warme Sonnenstrahlen auf das bunte Herbstlaub geschickt.
Schon 200 Jahre bevor in Irlich die ersten Menschen ihr zuhause hatten, legte Papst Gregor IV. fest, dass Allerheiligen in der gesamten westlichen Kirche am 1. November gefeiert wird. Bis heute gilt Allerheiligen als einer der Höhepunkte im Kirchenjahr. Er gehört neben Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Christi Himmelfahrt zu den katholischen Hochfesten. An Allerheiligen tragen die Geistlichen traditionell weiße Gewänder. Mit der liturgischen Farbe sollen Reinheit und Freude verbreitet werden. In einem solchen weißen Gewand waren denn auch nach dem Schlusssegen, der Dechant mit Messdiener und dem Weihwasserkessel über den Friedhof unterwegs, um die Lebenden und die Toten zu segnen.
Eine schöne Tradition, die vor allem aus ländlichen Gegenden bekannt ist, wo sich an diesem Tag die ganze Familie am Familiengrab trifft. Ein Brauch, der wahrscheinlich nicht mehr lange gepflegt wird, da die Beerdigungskultur im Wandel ist. Auf den hiesigen Friedhöfen gibt es viele freie Flächen, weil vermehrt Baumbestattungen in Friedwäldern, auf See oder in Kräuterbeeten für die letzte Ruhe gewünscht sind. Das Monument in schwarzem Marmor hat ausgedient und ist dem Rasengrab gewichen. Eine Entwicklung, die zwar Platz schafft aber bei Friedhofsgärtnern und Steinmetzen zu Umsatzeinbußen führt. In tausend Jahren hat sich so manches in dem ehemaligen Weindorf an der Wied verändert und das hat auch bei den Grabstätten nicht halt gemacht. Schön ist, das alte Traditionen, wie die Gräbersegnung sich bis in das Jahr 2021 gehalten haben. (mabe) Fotos: Marlies Becker