Netzwerk Ärztliche Versorgung Landkreis Altenkirchen gegründet

WISSEN – Netzwerk Ärztliche Versorgung Landkreis Altenkirchen gegründet – 3. Demografiekonferenz suchte nach Wegen kurz- und langfristig Hausärzte zu gewinnen – Landrat ruft soziale Vereine, Verbände, Ärzte, Apotheken, Selbsthilfegruppen per Vordruck im Internet auf Kreishomepage zum Mitmachen auf – 64 Hausärzte, viele von ihnen älter als 60 Jahre, hat der Landkreis Altenkirchen. Noch ist die Versorgung gut. Das könnte sich bald ändern, wenn viele von diesen in den Ruhestand gehen. Die 3. Demografiekonferenz des Kreises Altenkirchen im Wissener kulturWERK suchte nach Wegen, wie man dem begegnen kann. Schwierig, da immer weniger Studenten sich für den Beruf des Landarztes entscheiden. Und dennoch gibt es positive Zeichen, wie die Ärzte Dr. Michael Theis (Wissen, Obmann Kreisärtzeschaft), Dr. Michael Fink (Gebhardshain, Landesärztekammer) und Dr. Wolfram Johannes (Kirchen, Prüfungsausschuss Bezirksärztekammer) aus ihren Praxen berichten, die wie 19 andere im Kreis über eine Weiterbildungsermächtigung verfügen.

Der Befund in Sachen Hausärzte der Zukunft ist eindeutig: sie werden weiblich sein, sind nach der Facharztprüfung durchschnittlich 42 Jahre alt und möchten als angestellte Ärzte Teilzeit beispielsweise in Gemeinschaftspraxen oder MVZs arbeiten.

Am Ende der zweieinhalbstündigen Konferenz, die auf einem hohen fachlichen Niveau unter Leitung von Professor Rüdiger Jacob (Universität Trier) und Moderator Berno Neuhoff (Regionalentwicklung Kreis Altenkirchen) mit einem gut besetzen Podium diskutierte, konnten folgende Ergebnisse festgehalten werden:

Der Kreis Altenkirchen benötigt in den nächsten Jahren konkrete Modellprojekte auf kommunaler Ebene, die neue und kooperative Versorgungsstrukturen ermöglichen. Ein Modell könnte das in der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf sein, das als genossenschaftliches Modell aufgebaut werden sollte. Bürgermeister Wolfgang Schneider und Rechtsanwalt Hans-Joachim Schade stellten es bei der Konferenz vor. Hier sind haftungsrechtliche Fragen zu klären und Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler sowie Dr. Andreas Bartels von der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (beide Mainz) sicherten eine rechtliche Prüfung zu. Ein ähnliches Modell aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm werde derzeit vom Ministerium geprüft, so die Ministerin.

Der Landkreis Altenkirchen und die Kreisärzteschaft wollen gemeinsam Nachwuchs anwerben. So soll probiert werden, Ärzte aus dem benachbarten Rheinland, vor allem dem Köln- Bonner Raum, beispielsweise als Quereinsteiger für eine Hausarzttätigkeit in der Region zu gewinnen. Kurzfristig will man dazu eine Anzeige im Rheinischen Ärzteblatt schalten. Auch soll versucht werden, Ärzte zu gewinnen, die in den Kreis pendeln. Eine Kontaktaufnahme mit anderen Ärztenetzwerken ist vorgesehen. Befragungen von Professor Jacob hatten ergeben, dass bei Medizinstudenten der Westerwald ein schlechtes Image hat. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Landrat Lieber und Rechtsanwalt Schade gingen auf die Vorteile Natur, Immobilienpreise, Nähe und Sicherheit ein, die ins „Schaufenster“ gestellt werden sollten. Rechtsanwalt Schade (Wiesbaden) fand die Bezeichnung Naturregion Sieg, berge Chancen und fand das gemeinsame Engagement von Ärzten und Kommunen bemerkenswert.

Hautergebnis der Konferenz ist, dass auf Vorschlag des Landrats der Grundstein für ein Netzwerk „Ärztliche Versorgung im Landkreis Altenkirchen“ gelegt wurde und eine Absichtserklärung unterzeichnet wurde. Das Netzwerk soll sich darum kümmern, ärztlichen Nachwuchs für die Region zu gewinnen und diesen zu fördern und als „Schnittstelle “ zwischen allen Beteiligten fungieren.

In seiner Eröffnungsrede erläuterte Landrat Michael Lieber die Hauptziele des Netzwerks und rief dazu auf, dass Ärzte, Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Apotheken, Pflegeberufe, Therapeuten, Krankenhäuser, Vereine und Verbände auf örtlicher Ebene wie Selbsthilfegruppen, aber auch beispielsweise Landfrauen, Lions- und Rotary Clubs dort Mitglied werden und sich in den nächsten Wochen dafür anmelden.

„Nur ein starkes, aktives Netzwerk aller Beteiligten kann eine Wirkung nach Außen und Innen entfalten und wird wahrgenommen“. Gesundheit geht jeden an und so ist jeder gefragt. Die entsprechende Absichtserklärung kann in den nächsten Wochen abgegeben werden. Sie ist im Internet auf der Homepage des Kreises unter der Rubrik Schnellsuche bei den herunterzuladenden Dokumenten „Ärztliche Versorgung“ zu finden. Netzwerkkoordinatorin ist Jennifer Siebert von der Regionalentwicklung der Kreisverwaltung Altenkirchen.

Das Thema Ausbildung der Ärzte war ein weiteres Kernthema bei dem die unterschiedlichen Meinungen zu Tage traten. Einig war man sich, dass der Landarztberuf den Studenten schmackhaft gemacht werden müsse und, dass es sich lohnt, als solcher zu arbeiten. Einig war man sich auch, dass der Numerus clausus für ein Studium mit einen Durchschnitt von 1,0 oder 1,1 viel zu hoch ist. Diesen legen die Universitäten fest. Abschaffen wollte ihn während der einstündigen Podiumsdiskussion niemand. Als Moderator Professor Jacob anregte, doch zu prüfen, ob man angesichts des Betrags den der Staat investiert, nicht überlegen solle, dieses Studium an eine Tätigkeit als Landarzt in einer Region zu binden und die Gesetze zu ändern, wichen die Podiumsteilnehmer beider politischer Parteien mehr oder weniger aus. Während die anwesende Ärzte und Bundestagsabgeordneter Erwin Rüddel sich für eine Erhöhung der Anzahl der Studierendenplätze zumindest landesweit aussprachen, plädierte angesichts der Kosten eines Studiums (250.000 Euro je Student) Ministerin Bätzing-Lichtenthäler für eine Landarztquote. Alles andere sei nicht finanzierbar, so die Ministerin. Die Beteiligten im Podium sowie der Landrat wandten sich an die Ministerin, das geplante Medizinstudium an der Universität Siegen zu unterstützen, da es helfe, Mediziner aus der Region dort auszubilden.

Den Weg einer eigenen Ausbildungsförderung in den Praxen will man fortsetzen. So warb Dr. Michael Theis (Kreisärzteschaft) dafür, das Thema Weiterbildungs-ermächtigung sowie Famulaturförderung bei den Arztpraxen im Kreis Altenkirchen auszubauen. Landrat Lieber kündigte an, die Sparkasse oder der Landkreis würden eine Famulaturförderung, die das vierwöchige „Praktikum“ in Hausarztpraxen nach dem Physikum betrifft, gewähren. Sie versetzt die Praxen am ehesten in die Lage, eigenen Nachwuchs auszubilden. Fink, Johannes und Theis berichteten, dass dadurch sowohl „Kreiskinder“ als auch Studenten aus Berlin, Rostock und Freiburg ganz gezielt den Weg in Praxen im Kreis Altenkirchen gefunden hätten. So plane die Kreisärzteschaft zusammen mit dem Kreis ein Online-Portal, das Ärzte anlocken soll und zusammen mit der neuen Netzwerkkoordinatorin einen wichtigen Service für junge Nachwuchsärzte bietet.

All das soll in den nächsten Wochen und Monaten aufgebaut werden.  Einen guten Einblick wie junge Fachkräfte aus den Schulen des Kreises gewonnen und gehalten werden können und was dafür zu tun ist, gab Tim Kraft als Leiter der Wirtschaftsförderung des Kreises.

Infos im Internet unter:  http://www.kreis-altenkirchen.de/INTERNET/Bürgerservice/Dokumente-zum-Download/“ unter der Rubrik „Ärztliche Versorgung“ zu finden. Infos zum Thema Ärztliche Versorgung im Kreis Altenkirchen bei Jennifer Siebert, Regionalentwicklung, Netzwerkkoordinatorin Ärztliche Versorgung, Telefon: 02681/81-2089, Email: jennifer.siebert@kreis-ak.de.

Foto: Dann folgte die Gründung des Netzwerks „Ärztliche Versorgung im Landkreis Altenkirchen durch Landrat, Ministerin, Kreisärzteschaft, Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz, Landesärztekammer, Bezirksärztekammer, vertreten durch die anwesenden Ärzte, die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Hamm (Kreisgruppensprecher Gemeinde- und Städtebund) sowie Daaden-Herdorf und Mitgliedern des Expertengremiums Hausärztliche Versorgung und Pflege im Kreis Altenkirchen sowie Erwin Rüddel (MdB), Mitglied im Ausschuss für Gesundheit in Berlin. Das Ärztenetzwerk soll von Jennifer Siebert, Kreisverwaltung, aufgebaut werden.

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