Merzhäuser stellt dritte Messe vor

REGION – Missa Brevis – Merzhäuser stellt dritte Messe vor – Nach der anspruchsvollen „Sankt Matthias Messe“ für dreistimmigen Gemischten Chor (2014), der anmutigen „Missa De Profundis“ für Frauenchor (2016) legt der siegerländer Komponist und Chorleiter Matthias G. Merzhäuser die dritte a-cappella-Messe vor: Die „Missa Brevis“ für Männerchor (TTBB-divisi). Das Werk in moderner Klangsprache ist für anspruchsvolle Ensembles gedacht, ist aber mit Ausnahme des „Gloria“ auch von versierten Männerchören durchaus realisierbar. Für diesen Fall hat der publizierende ROTAL-Musikverlag als Alternative die gregorianische Gesangsversion des Gloria-Textes beigefügt, damit ein rein liturgischer Einsatz auf jeden Fall möglich ist. So entsteht auch ein wunderbarer Kontrast zwischen jahrhundertealter und zeitgenössischer Musik. Im Kyrie, Gloria und Sanctus/Benedictus verwendet Merzhäuser viele lineare Tonführungen, die in den Einzelstimmen leicht zu singen sind, aber im Gesamtklang immer spannungsvolle Harmonien und Cluster ergeben. Viele auch aus dem Jazz bekannte Akkorde finden Verwendung und lassen das Stück interessant, modern und niemals langweilig wirken.

Rhythmisch wechseln swingende Triolen mit massiven Klangsäulen. Voraussetzung für (gerne auch kleine) Chöre, die diese Messe singen wollen ist aber eine saubere Intonation und ein großes Stimmvolumen, da teilweise (im Benedictus) in 3 Oktaven gleichzeitig gesungen werden muss. Stimmteilungen finden gelegentlich statt, überwiegend wurde aber vierstimmig geschrieben.  Das „Gloria“ ist wie schon erwähnt das umfangreichste Einzelstück der Missa Brevis. Es basiert tonal komplett auf dem gregorianischen Choral, der durch alle Singstimmen wandert und oftmals nicht mehr erkennbar, aber immer da ist. Um diese Melodie herum findet sich im Gloria so ziemlich alles, was zeitgenössische Chormusik ausmacht: Cluster, Sprechgesang, breite Glissandi, individuelle Stellen, bei denen jedes Chormitglied eine eigene Interpretation in Tempo und Lautstärke, Ausdruck und Intension ausleben kann. Andererseits Bereiche, die improvisiert werden und nur nach Anleitung und in Zeitdauer vorgegeben werden und plötzlich wieder Klänge, die an Pop-Songs erinnern und die Möglichkeit zu improvisierter Body-/Mouth-Percussion bieten, was das Stück durchaus auch für junge Ensembles interessant macht. Das finale „Amen“ beginnt in breit-brachialem Fortissimo und endet im dahinsterbenden Morendo, das den Schlusston weg schweben lässt.  Ein selten vielseitiges Werk, das vom versierten Chor vieles verlangt, ihm aber noch mehr wiedergibt und dem aufgeschlossenen Publikum einiges bietet.

Merzhäuser hat diese Messe seinen verstorbenen Eltern gewidmet. Vielleicht darin begründet, aber eher ungewöhnlich (jedoch schon in seiner „Missa De Profundis“ praktiziert) ist die Hinzunahme eines Proprium-Gesangs, in diesem Falle in der Gestalt des „Eli,Eli, lemma sabachtani“, einer eindrucksvollen Männerchor-Vertonung der letzten Worte Christi am Kreuz. Chöre, die das„Gloria“ interpretieren können, werden mit dem „Eli“ keine Probleme bekommen, doch ist es auch keine „leichte Kost“ – wie der Text vermuten lässt. Auch hier Sprechgesang und musikalische Baukästen.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Merzhäuser´s Komposition der „Missa Brevis“ eine eindeutige Bereicherung der anspruchsvollen Männerchorliteratur ist, die auch für kleine Laienchöre gut und leicht realisierbaren Stücke bietet (Kyrie, Agnus Dei) und über anspruchsvolle Konzertmusik (Sanctus, Benedictus, Eli) bis zu wahren Herausforderungen für ambitionierte Chöre (Gloria) ein spannendes Portfolio an zeitgenössischer Chormusik für leistungswillige Männer-Ensembles darstellt.

Eine Ur-Aufführung der Messe steht unmittelbar bevor durch den preisgekrönten Männerchor „Cebu Male Singers“ in der St. Therese-Kathedrale in Cebu/Philippinen. Im Sommer wird der Chor die Messe unter Leitung von Jandel M. Cabasura  im Studio auf CD einsingen. Alle Teile der Messe sind auch einzeln erhältlich und somit auch als Wahlpflichtliteratur für Chorwettbewerbe, oder als einzelnes Konzertstück unabhängig vom liturgischen Einsatz möglich. Die Messe kostet bei Abnahme in Chorstärke Euro 5,95 pro Stück oder als günstige Alternative zum Selbstausdruck Euro 25,00 für die Kopierlizenz.

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