MdB Erwin Rüdel lädt Parteikollegen Jens Spahn aus Berlin ein

NEUWIED – In Wahlzeiten sind viele Politiker auf Tour um sich im Land vorzustellen und um die Parteikollegen die Verbands-, Ober- und Bürgermeister oder Landrat werden möchten, zu unterstützen. Auch der Lokalmatador MdB Erwin Rüdel hatte einen Parteikollegen aus Berlin eingeladen, sich mal in Neuwied vorzustellen. Im Samstagseinkaufstrubel war die Parkplatzsuche etwas kompliziert aber mit etwas Verspätung konnten die wartenden Neuwieder, Dierdorfer, Rengsdorfer, Linzer und Asbacher Jens Spahn begrüßen. Die waren recht neugierig auf den shooting Star aus Berlin, der als Kronprinz der Kanzlerin gehandelt wird.
Er baut sich gerade als ein ehrlicher Politiker auf, der sich „was traut“; der die Sorgen der Bürger ausspricht wie, Kopftücher, Burkas oder Muslime, die Frauen den Handschlag verweigern. In einem Interview sagte er kürzlich, es gehe ihm auf den Zwirn, dass in manchen Berliner Restaurants die Bedienung nur englisch spricht“. Locker und gutgelaunt schüttelt er Hände und lässt sich mit diesem und jenem fotografieren. Schließlich ist Wahl und deshalb wurde er auch in die Deichstadt eingeladen. Es geht zu Fuß durch die Innenstadt. Am Stand der AfD vorbei und an vielen Menschen, die hier gerade einkaufen. Jens Spahn schüttelt immer wieder Hände und lächelt in die Kamera und lässt sich immer wieder auf Gespräche mit Passanten ein. Von der Polizeichefin über den syrischen Zuwanderer oder den Rentner mit Hund, jede Frage wird beantwortet. Logisch, dass der 37 Jährige seinen Fokus auf wirtschafts- und finanzpolitische Themen legte. Das ist sein Metier. „Wir leben in ambivalenten Zeiten“, sagte Spahn. „Uns geht es eigentlich recht gut, leider reden wir zu wenig darüber.“ Man müsse auch mal wahrnehmen und wertschätzen, was alles gelungen sei, meinte der Staatssekretär mit Verweis auf die historisch hohe Zahl der Erwerbstätigen (44 Millionen), die Lohn- und , „das war die höchste Rentensteigerung seit 23 Jahren“ und Deutschlands Schuldenfreiheit. Allerdings muss sich was ändern in der Bürokratie, lässt er wissen.
Unser Planungsrecht hindert den Straßen und Wohnungsbau. Wir haben Geld für Straßen, Schienen, Breitband und Schulen und bekommen das momentan nicht verbaut.“ Ein Land, das Investitionsland bleiben wolle, müsse auch in der Lage sein, zu investieren. Er nennt die Probleme beim Namen und spricht Dinge an, die sich seine Chefin nicht traut.
Aus der Stadt raus, geht’s zu einem Wohnprojekt für Senioren und Familien. Auch hier wieder das Problem, das Jens Spahn der seit Juli 2015 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen ist, aus seiner Praxis kennt. Für einen Autobahnabschnitt der in China in 14 Tagen fertiggestellt wird, braucht die deutsche Bürokratie mit ihren 1.000 Einwänden und Einsprüchen vier Jahre. Wie soll man da schnell Wohnraum schaffen? Nach zwei Stunden und gefühlten zehn Kilometern Fußweg heißt es Abschied nehmen und Jens Spahn drückt jedem der inzwischen überschaubaren Gruppe die Hand und ist wieder auf der Autobahn Richtung Berlin. Während hier noch fleißig Wahlplakate aufgehängt werden, zittert man in Berlin schon, denn, so Spahn, nach der sichergeglaubten Brexitabstimmung ist auch bei den Parteien im Land alles offen. Ob und mit wem Frau Merkel regieren wird ist weiterhin spannend. Der sympathische junge Politiker, der sich durchzusetzen versteht und sich traut seine Meinung offen zu vertreten, wird uns sicher noch begegnen, wenn es mal um die Nachfolge der Kanzlerin geht. Das Rüstzeug hat er jedenfalls und kommt bei Menschen gut an. Frauen allerdings brauchen sich keine Hoffnung machen. Er ist, wie viele Politiker, eben anders und das ist gut so. (mabe) – Fotos: Becker

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