Lokale Zukunftswerkstätten bringen neue regionale Versorgungsmodelle hervor

MAINZ – Ärztliche Versorgung – Lokale Zukunftswerkstätten bringen neue regionale Versorgungsmodelle hervor – „Ich bin beeindruckt von den zahlreichen innovativen Versorgungsmodellen und -ideen, die in verschiedenen Regionen von Rheinland-Pfalz dazu beitragen werden, die ärztliche Versorgung zu sichern“, freute sich Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler bei der Abschlussveranstaltung des Projekts „Lokale Zukunftswerkstätten zur Sicherung der ärztlichen Versorgung“. Das Projekt wurde im Herbst 2014 im Rahmen des Zukunftsprogramms „Gesundheit und Pflege 2020“ auf den Weg gebracht.

Ziel des Projekts war es, Kommunen dabei zu unterstützen, gemeinsam mit den regionalen Akteuren Ideen und Maßnahmen zur Sicherung der ärztlichen Versorgung zu entwickeln. Im Vordergrund stand dabei die hausärztliche Versorgung. Beteiligt waren über 30 kommunale Gebietskörperschaften in 20 Projektregionen. Die Werkstätten wurden im Auftrag des Gesundheitsministeriums von der Firma Quaestio Forschung & Beratung und dem Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführt.

Dr. Antje Erler, Leiterin des Arbeitsbereichs „Innovative Versorgungsformen und Gesundheitssystemforschung“ an diesem Institut, hob bei ihrer Darstellung der wesentlichen Ergebnisse der Zukunftswerkstätten den innovativen Charakter des Projekts hervor. Sie bewertete die Ergebnisse des Projekts positiv, auch wenn nicht in allen beteiligten Regionen konkrete Modelle entwickelt werden konnten. „Der Ansatz, alle ‚Betroffenen‘, nämlich die an der Versorgung teilnehmenden Akteure, kommunale Vertreter und die Kassenärztliche Vereinigung zusammenzubringen, um die spezifischen Potentiale und Ressourcen in der Region sowie die Handlungsbereitschaften der lokalen Akteure zu ermitteln und auf dieser Basis ‚maßgeschneiderte‘ Strategien zur Sicherung der Primärversorgung zu entwickeln, ist zweifellos richtig. Allein die über das Projekt erreichte Vernetzung der regionalen Akteure ist angesichts der zukünftigen Herausforderungen in der ärztlichen Versorgung hilfreich und eine gute Grundlage für zukünftiges gemeinsames Handeln“, so Dr. Erler.

Die Veranstaltung machte deutlich, dass in vielen Projektregionen gute Strategien und Modelle entwickelt wurden; in einigen Fällen wurde bereits mit der Umsetzung begonnen. Im Vordergrund stand die Frage, wie junge Ärztinnen und Ärzte für eine Tätigkeit im ländlichen Raum gewonnen werden können. Vor dem Hintergrund der veränderten Anforderungen und Erwartungen des ärztlichen Nachwuchses an ihre Arbeitsbedingungen ging es auch darum, wie der Übergang von der älteren zur jüngeren Ärztegeneration gelingen kann. Eine mögliche Antwort können Konzepte für kooperative Organisationsformen, wie zum Beispiel lokale Gesundheitszentren, sein, die je nach den regionalen Gegebenheiten sehr unterschiedliche Ausprägungen annehmen können. Eine Auswahl erfolgversprechender Ansätze für solche Konzepte wurde heute im Detail vorgestellt. Dazu zählt unter anderem das dezentrale Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Mühlbachtal mit Hauptstandort in Miehlen. Das MVZ ermöglicht eine langfristige Sicherung der hausärztlichen Versorgung durch die Gewinnung jüngerer Ärzte nach dem Ausscheiden der jetzigen Hausärzte aus Altersgründen.

Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler dankte den Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Modelle für ihre Bereitschaft, ihre Erfahrungen bei der Entwicklung und Umsetzung von neuen Versorgungsmodellen weiter zu geben. „Gesundheitszentren oder Medizinische Versorgungszentren sind vielleicht kein Allheilmittel. Aber sie sind ein sinnvolles Angebot, mit dem junge Ärztinnen und Ärzte über flexible Beschäftigungsangebote und die Aussicht auf eine Zusammenarbeit im Team für eine Tätigkeit im ländlichen Raum gewonnen werden können.“

Im Ergebnis sei erkennbar, dass viele Regionen von der im Rahmen des Projekts gewährten Begleitung und Unterstützung profitiert haben. Gleichwohl gebe es Bedarf und Interesse an einer weiteren Beratung in den Projektregionen, aber auch von Seiten anderer Kommunen, so die Ministerin. „Ich freue ich mich, dass ich heute gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. Peter Heinz, den Startschuss für ein neues Beratungsangebot für die Kommunen geben kann. Die Beratungsstelle ärztliche Versorgung steht den Kommunen für alle Fragen als Ansprechpartner zur Verfügung.“ Das neue Beratungsangebot werde über die nächsten zwei Jahre hälftig von Kassenärztlicher Vereinigung und Gesundheitsministerium im Rahmen des Zukunftsprogramms „Gesundheit und Pflege – 2020“ finanziert und bei der Kassenärztlichen Vereinigung angesiedelt, so die Ministerin weiter.

Dr. Heinz betonte bei der Veranstaltung, dass die neue Beratungsstelle das bestehende Beratungsangebot der KV sinnvoll ergänze. Die Leistungen der Beratungsstelle stünden allen interessierten Kommunen kostenfrei zur Verfügung. „Nutzen Sie dieses Angebot, wenn sich Probleme in der ärztlichen Versorgung in Ihrer Kommune abzeichnen oder wenn Sie und ihre Partner vor Ort Ideen haben, wie sie die Versorgung zukunftsfest gestalten möchten. Wir unterstützen Sie gerne“, so sein Appell an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Kommunen.

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