LEUTESDORF – Das Hochwasser ist angekommen
LEUTESDORF – Das Hochwasser ist angekommen – Die idyllische Gemeinde Leutesdorf hat in diesen Tagen ein paar Probleme mehr zu bewältigen. Eine Bundesstraße, wo die Lkw im Sekundentakt durchbrettern, eine Bahntrasse wo im Minutentakt laute Güterzüge entlangdonnern und nun zusätzlich ein paar Gassen, die der Rhein mit brauner Brühe flutet. Die meisten Anwohner kennen das alljährliche Schauspiel, wo die Keller volllaufen und die Gummistiefel Saison haben. In der Pützgasse legt ein Anwohner noch ein paar Sandsäcke vor die Kellertür. Sein Hauseingang liegt höher.
Wenn der Pegel Andernach bei 6.50 Meter liegt, da hat das Hochwasser allerdings schon die ersten Treppenstufen seines Hauses erreicht. Es beunruhige ihn nicht, das ist normal, wenn man an einem Fluss wie dem Rhein lebt, lässt der Mittvierziger wissen. Die Menschen in Leutesdorf sind auf solche Ereignisse eingestellt. Wer zum Bahnhof will, kann bei Hochwasser nicht mehr die tieferliegenden Straßen benutzen. Hinter einer ein Meter breiten Holztür auf einem Garagenhof verläuft dann als „Umleitung“ ein Fußweg am Bahndamm vorbei, bis auf den Bahnsteig Richtung Neuwied. Unterhalb des Bahnhofs ist die Straße bis fast zum Leyscherhof noch befahrbar. Dann allerdings hat der Rhein dort auch die Uferpromenade überspült.
Nur noch Baumkronen ragen aus dem Wasser. Auch in den Schrebergärten am Dorfende herrscht Land unter. Die Gerätschaften der Hobbygärtner schwimmen zwischen den wenigen Enten, die noch da sind, durch die Beete. Im gegenüberliegenden Andernach wurden am Dienstag die mobilen Schutzwände aufgebaut und in der Kreisstadt Neuwied die Deichtore geschlossen. Der Regen der vergangenen Woche, das milde Januarwetter und die damit verbundene Schneeschmelze in den Vogesen hatten zum rasanten Anstieg der Mosel geführt. Dazu kommen noch die Unwetter am Oberrhein, die den Pegel Maxau über sieben Meter ansteigen ließen. Beide Hochwasserwellen trafen sich in diesen Tagen am Deutschen Eck in Koblenz.
Die hohen Pegelstände machen auch den heimischen Fährunternehmen das Leben schwer. Aufgrund der Hochwassersituation musste die Arbeit der Personenfähre „Nixe“, die täglich zwischen Remagen und Erpel pendelt, ab Mittwoch, 5. Februar eingestellt werden. „Der sichere Fährverkehr ist erst wieder möglich, wenn der Pegel bei Andernach wieder bei 6,40 Meter liegt – mit fallender Tendenz“, erklärt der Geschäftsführer der Rheinfähre Linz-Kripp GmbH. Behinderungen wegen gesperrter Straßen und Umleitungen wegen Hochwassers sind momentan die Regel in der Region. Ein Hoffnungsschimmer am Oberrhein, an Saar und Obermosel sind sinkende Pegel gemeldet, sodass das Leutesdorfer Prinzenpaar an den Närrischen Tagen ohne Gummistiefel ihre Hofburg erreichen kann. (mabe) Fotos: Marlies Becker