Leserbrief zum SWR Workshop in Rheinböllen

LESERBRIEF zum SWR4 Workshop in Rheinböllen –

Mein Name ist Raissa Joerg, Opernsängerin, Vokallehrerin, Journalistin. Ich habe über dreißig Jahre auf Profibühnen gestanden und dazu parallel Pädagogik und Journalistik gemacht.
Mein Repertoire ist riesengroß. Ich singe Werke von großen, weltbekannten Komponisten wie Händel, Bach, Mozart, Puccini, Verdi, Tchaikovsky und viele mehr. Mit Stolz kann ich sagen, dass ich zu den wenigen Menschen in der Welt zähle, die Werke der Hildegard von Bingen singen. Auch verfüge ich über einen Stimmumfang von drei Oktaven. Ein kleiner Teil meiner Darbietungen ist auf der Webseite www.musik-joerg.de zuhören.
Am 2. Oktober war ich zu dem SWR Workshop nach Rheinböllen eingeladen. Das was keine individuell Registerprobe?! Die Jury teilte die Teilnehmer in Gruppen von sechs bis sieben Personen ein. Mit zufällig ausgewählten Sängern habe ich in der Gruppe einen kleinen Ausschnitt aus dem ganz einfache Lied „Abendstille überall“ gesungen und nach 23 Sekunden, so lange hat der Ausschnitte gedauert, konnte die Jury feststellen, dass ich nicht gut genug für den Chor bin. In 23 Sekunden kann kein Mensch entscheiden:
–    Wer aus der Gruppe richtig oder falsch singen kann?
–    Über welches Register verfügt jeder Teilnehmer?
–    Wer kann die Tonleiter halten?
–    Wer hat eine ausgebildete Stimme?                        
–    welch Klangfarbe hat die Stimme? (u.s.w….), die Liste könnte man noch weiter führen.
–    Und wer kann überhaupt Singen, oder macht einer nur den Mund auf und zu, zumal die Jury ziemlich weit von der Gesangsgruppe entfernt war.
In meiner Eigenschaft als Musikpädagogin und Vokallehrerin ist eine Entscheidung in der Gruppe und der kurzen Zeit, absolut nicht möglich! Als Journalistin drängt sich die Frage auf, war im Vorfeld schon entschieden welcher Teilnehmer weiterkommt, da sich sehr viele Sänger untereinander kannten und man seitens der Chorverbände seine Sänger in den Sonntagschor bringen möchte? Zusammenfassend möchte ich sagen, dass dieser Tag für mich sehr interessant war, da ich mir bis dato nicht vorstellen konnte, dass das Auswahlverfahren und die Vorgehensweise so aussehen würde! Gerne würde ich den Grund für mein Ausscheiden von der verantwortlichen Jury persönlich erfahren.
Jedenfalls wünsch ich dem neuen Sonntagschor viel Erfolg!

Raissa Joerg