Lernen im Kinosessel – Gewaltprävention für 4. und 5. Klassen

- 001 BK 13.03.08 - 9997 NR - Lernort_kinoNEUWIED – Lernen im Kinosessel – Gewaltprävention für 4. und 5. Klassen – Seit 2005 will das Projekt „Lernort Kino & Film“ Kinder für das Thema Gewalt sensibilisieren. Als kleine Filmkritiker setzen sie sich intensiv mit der Geschichte des zehnjährigen Alex auseinander. So entdecken sie für sich Lösungswege, die ihnen helfen sich selbst zu helfen, wenn sie mit Gewalt in Berührung kommen. Rund 230 Kinder zwischen neun und 12 Jahren haben es sich in den roten Sesseln bequem gemacht. Es ist Vormittag und sie dürfen ins Kino gehen. Die Spannung ist groß. Sie können heute mal selbst Filmkritiker spielen. Michael Kleinschmidt vom Institut für Kino und Filmkultur gibt noch ein paar Tipps, worauf die Kids achten müssen, und dann geht es auch schon los. Der Saal wird dunkel und nach ein paar Minuten herrscht Stille. Alle verfolgen gebannt die Story. Und die hat es in sich. Der niederländische Film „Der Taschendieb“ erzählt die Geschichte des 10-jährigen Alex, der den Überfall seiner Oma miterlebt und daraufhin von den Brüdern Evert und Lukas erpresst und zum Diebstahl gezwungen wird. Eindrucksvoll schildert er, wie eine Spirale aus Einschüchterung, Schweigen und Mitmachen entstehen kann, ohne dass die Eltern etwas bemerken.

- 001 BK 13.03.08 - 9998 NR - Lernort_kinoObwohl der Film nicht mehr ganz jung ist (1995), ist er in seiner intensiven Auseinandersetzung mit Gewalt und Erpressung topaktuell. Und vor allem bei den Kindern kommt er gut an. Nach der Vorstellung dürfen die kleinen Filmkritiker Noten vergeben. Dabei stehen für die Noten Eins und Zwei besonders viele Schüler auf. Zusammen mit Michael Kleinschmidt, dem Jugendschutzbeauftragten der Stadt Neuwied, Horst-Peter Robiller und Kriminalhauptkommissar Hans-Werner Casper sprechen die Kids über die Szenen, die sie am meisten bewegt haben. Alle sind sich einig. Alex’s Oma hätte die beiden Brüder bei der Polizei anzeigen sollen, dann wäre es nicht so weit gekommen. Auf die Frage, was sie selbst in so einer Situation machen würden, antworten viele: Ich würde irgendwo klingeln und mir Hilfe holen. Oder mit Geschwistern und Freunden darüber sprechen. Und mit Alex können sich die Kinder gut identifizieren. Den Mädchen ist er sympathisch. So erleben sie, wie jemand der Gewaltspirale entfliehen kann und über sich selbst hinauswächst. Auch die Lehrer sind überzeugt, dass dieser Film bei den Kindern ganz viel bewirkt. Der Film, so eine Lehrerin, zeigt so viele Facetten und er ist jedes Mal wieder ergreifend. In diesem Jahr haben rund 840 Schüler die Vorstellung gesehen und der Erfolg gibt den Veranstaltern recht. „Wir werden in unserer Arbeit und der Konzeption bestätigt, das Projekt wird weitergeführt. Dies ist nicht nur Anliegen der Kinder, sondern auch der Lehrer“, so Jugendschutzbeauftragter Horst-Peter Robiller. Der große Erfolg des präventiven Projektes sei beispielhaft und nicht zuletzt möglich aufgrund der guten Kooperation zwischen Jugendamt und Polizei. „Lernort Kino & Film“ ist ein Kooperationsprojekt der Polizei Neuwied, der Stadt Neuwied, dem Kinder- und Jugendbüro (Jugendschutz), dem Institut für Kino und Filmkultur Wiesbaden, der Leitstelle Kriminalprävention des ISM und dem Minski.

- 001 BK 13.03.08 - 9999 NR - Orga-TeamFoto (v.l.) Hans-Werner Casper (Polizei Neuwied), Gregor Gerhardt (Polizei Neuwied, Kriminaldirektor), Harald Illner (Polizei Neuwied), Michael Kleinschmidt (Institut für Kino & Filmkultur IKF, Wiesbaden), Rolf Niemeyer (Polizei Neuwied), Jürgen Moritz (Beigeordneter der Stadt Neuwied), Horst-Peter Robiller (Jugendschutzbeauftragter der Stadt Neuwied)

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