Kreisverwaltung zeigt Werke von Peter Weller in Farbe

KREIS ALTENKIRCHEN – Die Vergangenheit wird bunt – Kreisverwaltung zeigt Werke von Peter Weller in Farbe

Nicht einmal zwei Jahrzehnte gingen ins Land, in denen Peter Weller (1868–1940) neben seinem Hauptberuf fotografisch tätig war – Zeit genug allerdings, um sich einen Platz in der Fotografie-Geschichte zu sichern. Die Werke des ehemaligen Haldenjungen und fotografischen Autodidakten schafften es bis zur Kasseler „documenta“. Die Kreisverwaltung zeigt derzeit 20 seiner Werke, allerdings nicht im klassischen Schwarz-Weiß Wellers, sondern – der Ausstellungstitel „Dimension Farbe“ macht es deutlich – koloriert.

Der Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein hat dem Bergbaumuseum in Herdorf-Sassenroth hochaufgelöste Scans der ursprünglichen Glasplatten zur Verfügung gestellt. Architekt Carsten Trojan, Mitglied des Vereins, hat diese softwaregestützt bearbeitet. Das Ergebnis: Die Vergangenheit wird bunt. Nachdem die Ausstellung von Juli bis Ende November bereits im Bergbaumuseum zu sehen war, wird sie nun bis Mitte Januar im Kreishaus gezeigt. Neben den großformatigen Bildern in Farbe sind jeweils auch die detailreichen Originale in Schwarz-Weiß zu sehen.

Geboren 1868 in Malberg-Hommelsberg, war Peter Weller zunächst als Haldenjunge tätig, bevor er in die Verwaltung der Grube Bindweide wechseln konnte. Bis 1919 arbeitete er in verschiedenen Bereichen für den Krupp-Konzern. Da lag es nahe, den Bergbau in der Region zum Motiv seiner Arbeiten zu machen: Gruben, Hütten, Häuser und Siedlungen der Bergbaubetriebe, Land- und Haubergswirtschaft, die Menschen, die hier lebten und arbeiteten, wurden zum wesentlichen Teil von Wellers Werk.

„Für mich sind Wellers Arbeiten eindrucksvolle Zeitdokumente und Belege der industriellen Arbeit in einer Zeit großer politischer und wirtschaftlicher Umbrüche zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, erläuterte Landrat Dr. Peter Enders anlässlich der Präsentation der Ausstellung mit Achim Heinz, dem Leiter des Bergbaumuseums, und Carsten Trojan. Immer wieder erkennt man beim Betrachten der Exponate in der Ausstellung, wie Weller die Personen arrangiert, gezielt in Pose gesetzt haben muss, um ihre vielfältigen Arbeitsgänge dokumentieren zu können. Anleihen in der Darstellung seiner Motive nahm Weller in der Kunst, beispielsweise beim französischen Realismus-Maler Jean-François Millet. Ein Vorteil für ihn war, dass der Krupp-Konzern schon damals über eine eigene fotografische Abteilung verfügte, deren Arbeiten als Anschauungsmaterial dienten. Der Erste Weltkrieg machte der Fotografen-Karriere Wellers ein jähes Ende: Beim Fotografieren eines Bahnhofs soll er 1917 unter Spionageverdacht verhaftet worden sein. Danach fotografierte er offensichtlich nicht mehr, zog mit seiner Familie nach Lüdenscheid, später nach Düsseldorf, wo er 1940 verstarb. Erst mit der „documenta 6“ 1977 und durch Initiative des renommierten Fotografen-Ehepaars Bernd und Hilla Becher, den Begründern der „Düsseldorfer Photoschule“, findet sein Werk eine angemessene Würdigung: Wellers Arbeiten wurden damals im Bereich „Industrie und Fotografie“ aus 150 Jahren Fotografie-Geschichte präsentiert. Dabei war er einer von lediglich fünf ausgewählten Fotografen.

Die Ausstellung in der Kreisverwaltung läuft bis zum 14. Januar 2022 und kann unter Berücksichtigung der Corona-Regeln während der Öffnungszeiten der Verwaltung besichtigt werden. Für den 10. Dezember und den 13. Januar sind – ebenfalls unter Einhaltung der Corona-Regeln – Führungen im kleinen Kreis geplant. Anmeldungen hierzu sind möglich bei Luisa Lück, die die Ausstellung organisiert hat: E-Mail: luisa.lueck@kreis-ak.de, Tel.: 02681 812051.
Foto: Die Kreisverwaltung zeigt derzeit 20 Werke von Peter Weller, allerdings nicht im klassischen Schwarz-Weiß, sondern in Farbe: (von links) Luisa Lück von der Kreisverwaltung, die die Ausstellung organisiert hat, Landrat Dr. Peter Enders, Achim Heinz vom Bergbaumuseum Herdorf-Sassenroth und Architekt Carsten Trojan. (Foto: Kreisverwaltung)

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