„Kooperativer Umgang mit Krisensituationen und Großschadenslagen im Schnittfeld von Kirche und Schule“

KREIS ALTENKIRCHEN. „Kooperativer Umgang mit Krisensituationen und Großschadenslagen im Schnittfeld von Kirche und Schule“ –

Der tödliche Verkehrsunfall eines Berufsschülers, der Krebstod einer Lehrerin, der Suizid eines Elternteils: „Jeder Todesfall im Umfeld oder Lebensraum einer Schule erschüttert das System und den Lern- und Lebenszusammenhang“, weiß Dr. Uwe Rieske, designierter Landespfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland aus seinen Erfahrungswelten als Notfallseelsorger und Religionslehrer einer Bonner Schule. Prävention, Teamarbeit, gemeinsames Wirken im Netzverbund mit Partnern  und entsprechende Nachsorge, helfe solche Krisensituation so bewältigen, verdeutlichte Rieske bei einer besonderen Fortbildungsveranstaltung in der Berufsbildenden Schule in Betzdorf-Kirchen (BBS). „Kooperativer Umgang mit Krisensituationen und Großschadenslagen im Schnittfeld von Kirche und Schule“ hatte der Schulreferent des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen, Pfarrer Martin Autschbach das Treffen mit den Kriseninterventionsteams der heimischen Schulen, Religionslehrern, Pfarrern des Kirchenkreises und der Dekanate, der heimischen Notfallseelsorge-Teams und anderen „Krisen-Managern“ überschrieben. In der Berufsbildenden Schule kamen auch Engagierte anderer Kirchen sowie Rettungskräfte, darunter Kreisfeuerwehrinspekteur Eckhard Müller, zusammen. „Mit diesen Themen müssen wir uns immer wieder intensiv beschäftigen und solche Austausch-Treffen sind ein wichtiger Baustein“, unterstrich „Hausherr“, Studiendirektor Michael Schimmel (BBS) bei seiner Begrüßung. Er dankte dem Vorbereitungsteam des Evangelischen Kirchenkreises rund um Superintendentin Andrea Aufderheide, den Schulpfarrern Martin Autschbach, Hans-Jörg Weber und dem für Notfallseelsorge im Kreis Altenkirchen zuständigen Koordinator Pfarrer Markus Aust (Betzdorf) für ihr Engagement.

In einem Impulsreferat des designierten Landespfarrers Rieske wurde verdeutlicht, wie schnell ein Todesfall eine Schul- oder Kirchengemeinschaft „herausfordert“. Rieske griff das aktuelle Beispiel einer 13jährigen Schülerin und Konfirmandin auf, die am vergangenen Wochenende in Königswinter infolge eines Gewitters von einer Schlammlawine begraben und getötet wurde. Für Familie, Schulgemeinschaft und ihre Kirchengemeinde war von einem Moment zum nächsten nichts mehr wie vorher. Wer kann in solchen Momenten wo sinnvoll helfen? Wie können Lehrer und Mitschüler nach einem solchen Ereignis einen Schultag bewältigen? Wo helfen Notfallseelsorger und die Religionslehrer? Wie die Themen „Trauer“ oder „Beerdigung“ aufgreifen?

Dass Schule gut daran tut, sich in solchen Situationen Hilfe von außen zu holen, verdeutlichte Dr. Uwe Rieske; aber auch eine Vorbereitung innerhalb der Schule jenseits von aktuellen Erfordernissen, etwa durch Aufgabenverteilung und klaren Regelungen helfe in Krisensituationen ungemein. Festgelegte Kontakt- und Ansprechpartner sorgten für eine optimale Vernetzung, Rituale, z.B. das Einrichten eines Trauerraumes, lasse aufgewühlte Seelen Ruhe finden. In fünf Arbeitsgruppen erarbeiten die rund 50 Teilnehmenden  anhand von Fallbeispielen das Zusammenfinden der Arbeitsgebiete und Bezugssysteme in Krisensituationen, um diese Ergebnisse in ihre Schulen, Gemeinden und Teams vor Ort einfließen zu lassen und zu optimieren. Im Austausch – der nach Meinung der Beteiligten weiter gepflegt und ausgebaut werden sollte –  kamen auch die Themenfelder „Schweigepflicht“ oder die schnelle Verbreitung von Informationen durch neue Kommunikationsmittel und deren Folgen, zur Sprache. Konkret wurde für mehrere Schulen verabredet in Kooperation mit dem Schulreferat einen „Notfallkoffer“ vorzubereiten. Im Ernstfall wollen die Lehrkräfte damit für Trauerrituale gerüstet sein. Wichtig – so wurde unterstrichen – sei auch eine langfristige Nachsorge in Krisensituationen, aber auch der Abschluss von Trauerprozessen. Gerade in einem System wie Schule müsse irgendwann auch wieder der „vertrauensschaffende Alltag“ einziehen können, hob Rieske hervor. PES. Foto: Petra Stroh

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