KOBLENZ – Neue Studie zeigt: Kindertagesstätten mit einem höheren Anteil von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien kämpfen mit Mehrfachbelastungen

KOBLENZ – Neue Studie zeigt: Kindertagesstätten mit einem höheren Anteil von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien kämpfen mit Mehrfachbelastungen

Der Zugang zu früher Bildung gilt als wesentlicher Faktor für die gleichwertigen Bildungschancen und die Ermöglichung von Teilhabe. Kindertagesbetreuung als erster gemeinsamer Bildungsort spielt dabei eine zentrale Rolle, um allen Kindern unabhängig von ihrem familiären Hintergrund gleiche Chancen auf eine gute Entwicklung zu ermöglichen. Eine aktuelle Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung offenbart jedoch erhebliche Ungleichheiten in den Rahmenbedingungen, unter denen Kindertageseinrichtungen dieser wichtigen Aufgabe nachkommen müssen.

Bei der vom Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB) durch Dr. Andy Schieler und Dr. Daniela Menzel erfolgten Untersuchung handelt es sich um eine Sekundäranalyse des Datensatzes der Einrichtungsleitungen der ERiK-Surveys 2020 (ERiK = Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung) des Deutschen Jugendinstituts (DJI), der aus einer bundesweiten Befragung von 3.915 Kita-Leitungen stammt.

Mit dem Titel „Kitas 2. Klasse? – Mehrfachbelastungen von Kitas mit Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien“ kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass gerade jene Kitas, die einen höheren Anteil von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien betreuen, systematischen Mehrfachbelastungen und Ressourcennachteilen ausgesetzt sind. Dies erschwert die Arbeit dieser Einrichtungen erheblich und wirkt sich negativ auf die Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit für die Kinder aus.

Die Studie hebt hervor, dass die ungleichen Bedingungen in der Kindertagesbetreuung nicht nur die Qualität der pädagogischen Arbeit beeinflussen, sondern auch langfristige Folgen für die Entwicklung der Kinder haben können.

In einer Podiumsdiskussion, im Anschluss an die Studienvorstellung, unter Leitung der Bildungsjournalistin Kate Maleike diskutierten Dr. Andy Schieler (IBEB), Erik von Malottki (SPD), Niels Espenhorst (DPWV) und Heike Huf (Stadt Bad Kreuznach) darüber, wie sich die festgestellten Befunde in der Praxis bemerkbar machen, welche Auswirkungen damit verbunden sind und welche Maßnahmen geeignet und schnell umsetzbar erscheinen, um strukturelle Ungleichheit spürbar zu mindern. Auch die 460 Teilnehmenden nutzten den Chat der Veranstaltung für rege Diskussionen.

„Die in der Studie analysierten Mehrfachbelastungen und Ressourcenbenachteiligungen machen die politischen Handlungsbedarfe einmal mehr deutlich. Chancengerechtigkeit durch frühe Bildung setzt voraus, dass insbesondere jene Kitas mit einem relativ großen Anteil benachteiligter Kinder adäquat ausgestattet und nicht als Kitas 2. Klasse behandelt werden“, fasst Dr. Andy Schieler am Ende der Onlineveranstaltung zusammen.

Das Institut wird als wissenschaftliche Einrichtung der Hochschule Koblenz geführt mit der Zielsetzung der Darstellung, Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der Kindertagesbetreuung in Rheinland-Pfalz inklusive der Aus- und Fortbildungen in diesem Bereich. Es arbeitet im Wesentlichen im Bereich des Transfers zwischen Wissenschaft, Politik, Praxis und Trägerverantwortung zur Unterstützung eines kompetenten Systems im Feld der Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit und hat damit eine Aufgabe, die auch über Rheinland-Pfalz hinausgehend ein Alleinstellungsmerkmal des Institutes darstellt. Weitere Informationen unter https://www.hs-koblenz.de/sozialwissenschaften/institute-des-fachbereichs/institut-fuer-bildung-erziehung-und-betreuung-in-der-kindheit-rheinland-pfalz-ibeb/das-ibeb

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