Kammerpräsident Horst Lenz wird 60 Jahre

MAINZ – „Von Pfeil und Bogen zum Ingenieur“ – Kammerpräsident Horst Lenz wird 60 Jahre – „Jedes neue Projekt ist ein Herzensprojekt.“ Nach diesem Motto lebt und arbeitet der Präsident der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz Horst Lenz. Seit über 30 Jahren ist er schon als Ingenieur tätig und immer noch voller Tatendrang. Anlässlich seines 60. Geburtstags bietet es sich an, einen Blick auf die Person hinter dem Präsidentenamt zu werfen.

Seine ersten Gehversuche im Ingenieurbereich machte Lenz bereits im Alter von sechs Jahren. Sein Vater arbeitete selbst als Ingenieur und nahm seinen Sohn hin und wieder mit auf die Baustelle. „Das war natürlich etwas ganz Tolles, wenn man mit seinem Vater auf einem Bagger sitzen und mitfahren kann“, erzählt Lenz mit einem Leuchten in den Augen. Mit 16 Jahren durfte er dann auch aktiv mithelfen und Vermessungsarbeiten vornehmen. Diese Zeit mit seinem Vater und die Arbeit auf der Baustelle haben ihn so sehr geprägt und fasziniert, dass er sich für den Ingenieurberuf entschieden hat.

Nach einem erfolgreichen Studium des Bauingenieurwesens an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, nahm Lenz eine Arbeit im Unternehmen seines Vaters auf. Während sich der Student Horst Lenz aber hauptsächlich mit den Themen Statik und Massivbau beschäftigt hatte, sah die Arbeitswelt eine andere Tätigkeit für ihn vor. „Ich bin dann sozusagen ins Abwasser reingerutscht“, sagt er doppeldeutig. Mit dem ersten „richtigen“ Job, kam dann auch gleichzeitig eine große Verantwortung für den damaligen Berufseinsteiger. „Mein erstes großes Projekt war eine Ortskanalisation mit allem Drum und Dran, also Kanäle, Straßen und Kläranlagen. Und am Anfang war ich so nervös, dass ich in nachts gar nicht schlafen konnte.“ Er habe sich immer Gedanken gemacht, was alles noch gemacht werden müsse und was alle schiefgehen kann. Mit der Zeit wurde es dann aber besser. Einen Rat, den er allen Berufsanfängern aus seiner eigenen Erfahrung heraus geben möchte, ist zuzuhören. „Da die eigene Berufserfahrung zu Beginn noch fehlt, sollte man auf die Tipps der anderen Mitarbeiter hören.“

Diese Erkenntnis beherzigte Lenz auch bei seinen zukünftigen Projekten. Dazu zählten unter anderem einige Ersterschließungen, die Lenz als besonders spannend empfand. „So etwas ist für kleinere Orte, aber auch für Ingenieure ein Riesenprojekt, denn es bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten und kommt nur einmal in 50 Jahren vor.“ Solche Ersterschließungen würden heutzutage nur noch selten durchgeführt. Stattdessen stehen Kanalsanierungen oder Kläranlagensanierungen auf dem Tagesprogramm der Ingenieure, wobei Lenz dabei keine großen Unterschiede macht. „Für mich ist das aktuelle Projekt das schönste.“ Diese Meinung vertritt der Präsident der Ingenieurkammer seit nunmehr 30 Jahren.

Den Weg, den Horst Lenz vom Kammermitglied zum Präsidenten der Ingenieurkammer nahm, ist dabei recht ungewöhnlich. Für all seine Ämter – Fachgruppenvorstand, Kammervorstand, Vizepräsident und Präsident – hatte er sich nicht selbst beworben, sondern wurde von anderen Kammermitgliedern um eine Kandidatur gebeten. Doch einmal im Amt, gab er immer 100 Prozent und bemühte sich um positive Veränderungen. Seine Kandidatur zum Kammerpräsidenten verknüpfte er beispielsweise mit dem Ziel, ein neues Ingenieurkammergesetz (IngKaG) zum Schutz der Berufsbezeichnungen im Ingenieurwesen zu realisieren. Bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt 2010 wurde das Gesetz verabschiedet und ist für Lenz ein Meilenstein in seinem beruflichen Werdegang. „Dadurch haben wir meiner Meinung nach das modernste Ingenieurkammergesetz in ganz Deutschland.“ Der Einsatz für diese Neuregelung habe sich auch voll und ganz gelohnt.

Über die Zukunft des Ingenieurberufs macht sich der Kammerpräsident keine Sorgen. Ingenieure würden immer gebraucht werden. „Vom Pfeil und Bogen, über Leonardo da Vinci bis dahin, wo wir heute sind – ohne Ingenieure geht, steht und läuft nichts.“ Auch bei der Digitalisierung sieht er für seinen Berufszweig keinen negativen Konsequenzen. Vielmehr würden sich dadurch viele neue Möglichkeiten eröffnen. „Das größte Problem sehe ich beim Fachkräftemangel. Wir versuchen das Problem abzufangen, aber wir brauchen Qualität. Diese Qualität schwindet zusehends.“ Schuld daran sei der ganze Prozess, schneller in den Beruf reinzukommen. „Diese Entwicklung ist sehr negativ. Um das abzufangen, stehen wir kontinuierlich in Kontakt mit Universitäten und Schulen. Vor allem die jungen Leute müssen begeistert werden.“ Genau wie der sechsjährige Horst Lenz damals.

Zur Person: Horst Lenz wurde 1957 in Winterspelt-Elcherath geboren, er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er studierte Bauingenieurwesen an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, machte seinen Diplomabschluss 1986 und schloss 2002 seine Promotion ab. 1995 übernahm Lenz seine ersten Führungspositionen in der Landes-Ingenieurkammer als Fachgruppenvorstand. Seitdem vertritt Lenz die Interessen der rheinland-pfälzischen Ingenieure bei der Bundeskammer. 2001 wurde er Vorsitzender der Fachgruppe, bevor er drei Jahre später zum Kammervorstand ernannt wurde. Seine Ernennung zum Vizepräsidenten der Ingenieurkammer erfolgte 2007. Zum Präsidenten wurde er 2010 gewählt.

 

Foto: Julia Klöckner (Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, 2.v.r.), Hans-Ulrich Kammeyer (Präsident der Bundesingenieurkammer, l.) und Martin Böhme (Geschäftsführer der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, r.) gratulierten dem Kammerpräsidenten Dr. Horst Lenz (Mitte) zum 60. Geburtstag, den er mit seiner Frau Ute (2.v.l.) und zahlreichen Gästen feierte. Foto: Carsten Costard

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