Infoveranstaltung „Studieren ohne (Fach-)Abitur“ stößt auf großes Interesse
KOBLENZ – Infoveranstaltung „Studieren ohne (Fach-)Abitur“ stieß auf großes Interesse – Studieren ist in Rheinland-Pfalz schon seit 1996 unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne Abitur oder Fachhochschulreife möglich. Über die neuen Zugangsvoraussetzungen des rheinland-pfälzischen Hochschulgesetzes, über Erfahrungen aus Sicht von Studierenden und Hochschule sowie Unterstützungsangebote für beruflich qualifizierte Studienbewerber informierte eine Veranstaltung an der Hochschule Koblenz, zu der diese gemeinsam mit der Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) im Rahmen der 1. Demografiewoche Rheinland-Pfalz eingeladen hatte.
Mit einem guten Ausbildungsabschluss, 2,5 oder besser, und mindestens zwei Jahren Berufstätigkeit oder mit einem beruflichen Fortbildungsabschluss, zum Beispiel einem Meisterbrief, bekommen junge Menschen die Chance auf einen akademischen Abschluss. Darüber hinaus erprobt das Land aktuell im Rahmen eines Modellprojekts, unter welchen Bedingungen die Hochschulzugangsregelungen weiter vereinfacht werden können, und lässt noch bis zum Sommersemester 2014 beruflich Qualifizierte in ausgewählten Hochschulen und Studiengängen direkt im Anschluss an ihre Berufsausbildung und ohne zusätzlich nachzuweisende Berufstätigkeit zu einem Studium zu. Die Zahl der Studierenden, die die neuen Möglichkeiten abseits der konventionellen Hochschulzugänge nutzen, steigt sowohl in den grundständigen Präsenzstudiengängen als auch im Fernstudium.
Seine Erfahrungen schilderte Tobias Rasch, der am RheinAhrCampus als beruflich Qualifizierter das MBA-Fernstudienprogramm absolviert. Er hatte als staatlich geprüfter Elektrotechniker zunächst bei der IHK Koblenz eine Weiterbildung zum technischen Betriebswirt absolviert. Die Aussicht auf einen akademischen Grad mit international anerkanntem Titel motivierte ihn anschließend noch für das berufsbegleitende MBA-Studium. „Das fehlende Abitur macht sich eventuell im Bereich der Mathematik bemerkbar – doch Berufsausbildung, Lebens- und Berufserfahrung sowie eine starke Motivation sind ausschlaggebend für das Erreichen des Ziels“, so Rasch. „Das Studium erweitert mein Blickfeld im täglichen Arbeitsleben und macht viele Dinge verständlicher. Trotz Herausforderung – auch für das private Umfeld – habe ich meine Entscheidung nicht bereut.“ Rasch ist nach Ablegung einer Eignungsprüfung – ohne vorheriges Bachelorstudium – ins Masterstudium eingestiegen.
Eine ebenso spektakuläre Erfolgsgeschichte hat Andreas Rauland zu erzählen. Der Koblenzer hatte ab 2005 mit einem Maler-Gesellenbrief an der Hochschule Koblenz studiert und dort den Bachelor-Abschluss in Architektur gemacht. 2011 sattelte er dann noch einen Master in Stadtplanung drauf. Seit zwei Jahren ist er nun sogar Doktorand an der Universität in Karlsruhe. „Man kann auch als Handwerker erfolgreich ein Studium absolvieren, wenn man an sich glaubt“, ist Rauland überzeugt, der auch die große Unterstützung von Seiten der Hochschule lobte.
Vom Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) der Universität Mainz präsentierten Dr. Tanja Grendel und Iris Haußmann die bisherigen Erfahrungen mit beruflich Qualifizierten an rheinland-pfälzischen Hochschulen. Sie zogen ein durchweg positives Fazit: „Beruflich qualifizierte Studierende haben zwar einen schwereren Start als ihre Kommilitonen mit Abitur. Im Laufe des Studiums nähern sich die Leistungskurven jedoch stark aneinander an.“ Walter Neddermann vom Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) stellte ein neues Informations- und Serviceportal für beruflich qualifizierte Studienbewerber vor. Diese finden unter www.studium-ohne-abitur-rlp.de alle notwendigen Informationen wie etwa Vorbereitungskurse, Selbsteinschätzungstests und den Kontakt zu Studienberatungen. „Man sollte sich zuvor umfassend informieren und bei der Entscheidung für ein solches Studium auch das soziale Umfeld mit einbeziehen“, empfahl Prof. Dr.Ing. Wolfgang Bogacki, Vizepräsident für Lehre an der Hochschule Koblenz.
Die Möglichkeit, als beruflich Qualifzierter ein Studium aufnehmen zu können, wird auch von den Kammern unterstützt. Anne Quander, Referentin für Hochschulfragen an der Industrie- und Handelskammer Koblenz, sowie Dr. Bernward Eckgold, Geschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz, verwiesen in ihren Grußworten auf die gute Zusammenarbeit mit der Hochschule Koblenz.
Nach den Vorträgen fand ein reger Austausch der interessierten Besucher mit den anwesenden beruflich qualifizierten Studierenden und mit Studienberatern statt. Zudem informierten Stände über verschiedene studienvorbereitende Angebote wie etwa das Orientierungssemester Semester*FIT sowie die Kick-off Camps.
Foto: Vom Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) der Universität Mainz präsentierten Iris Haußmann und Dr. Tanja Grendel (von links) die bisherigen Erfahrungen mit beruflich Qualifizierten an rheinland-pfälzischen Hochschulen. Auch der Vizepräsident für Lehre der Hochschule Koblenz, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Bogacki, interessierte sich sehr für die Ergebnisse.