Informative Führung brachte Einblick und Transparenz in die vielfältigen Tätigkeitsfelder der Polizei

WEIDENAU/WISSEN – Wissener Reservistenkameradschaft zu Besuch bei der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein – Informative Führung brachte Einblick und Transparenz in die vielfältigen Tätigkeitsfelder der Polizei – Weshalb weite Reisen unternehmen, wenn doch in der unmittelbaren Heimat viel Interessantes im Rahmen der sicherheitspolitischen Arbeit der Reservistenkameradschaft (RK) Wisserland zu entdecken und zu enthüllen ist? Anhand dieser Fragestellung organisierte der RK-Vorsitzende, Oberstleutnant d. R. Axel Wienand, im Nachbarkreis einen Besuch bei der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein mit Sitz im Stadtteil Weidenau.

Hauptkommissar Uwe Weinhold nahm die heimische Besuchergruppe sowie zwei eingeladene Kameraden der RK Steinebacher Skipper und RK Montabaur, Klaus Brück und Werner Scheyer in Empfang im Foyer der Polizeidienststelle. Dort gab es eine Einweisung in den Ablauf der Informationsveranstaltung, bevor der Hauptkommissar den begehrten Blick hinter die Kulissen gewährte. Die guten Beziehungen zur Bundeswehr hob er dabei besonders hervor.

Zunächst gab es einen kleinen Exkurs in die Geschichte der Kreispolizeibehörde, die rasch die Frage beantwortete, weshalb man von einer Kreispolizeibehörde in Nordrhein-Westfalen spricht und nicht etwa von einem Polizeipräsidium wie in Rheinland-Pfalz.

Einen weiten mit facettenreichen Themen gespickten Bogen spannte Hauptkommissar Weinhold von den Einstellungsvoraussetzungen in den Polizeidienst, Prüfung der Polizeianwärter und Anwärterinnen bis zu den Menschen, die in seiner Dienststelle und dem untergeordneten Bereich arbeiten, aber auch wie diese arbeiten. Weitere Themen waren das Bildungssystem, die Landes- und Asylpolitik und die Flüchtlingslage im Landkreis Siegen-Wittgenstein. In Dialogform holte Weinhold die Besuchergruppe in jedem Themenbereich stets ab und animierte sie so zur Mitarbeit und kritischen Analyse. Bürgernähe und die Orientierung an den Sicherheitsbedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger seien unstreitig die wesentlichen Bewertungsfaktoren für die Leistung der Polizei, konstatierte der Hauptkommissar, der damit zu der hohen Anzahl von Polizeieinsätzen und der hiermit verbundenen enormen, körperlichen, psychischen und zeitlichen Belastung der Polizeibeamten- und Beamtinnen überleitete. Er nannte Zahlen und Fakten sowie deren Folgen für den Polizeidienst; kein Blatt nahm er dabei vor den Mund. Oberstleutnant d. R. Wienand meinte dazu, wer sich hier im tiefsten Frieden wiege, sähe alles durch die rosarote Brille und sprach auch Entscheidungen aus der politischen Großwetterlage an. Man konnte völlig offen diskutieren und auch Kritik an Politik und am Bildungssystem üben, ohne gleich moralisch sanktioniert zu werden. Die Verbrechensbekämpfung stelle die Polizei vor eine besondere Herausforderung, denn ständig richte sich die Kriminalität auf die entsprechende Bekämpfung ein, beurteilte Weinhold. Das wiederum erfordere hohe geistige Beweglichkeit und Entwicklung von Gegenmaßnahmen durch die Polizei, man sei also ständig in Aktion, so der Hauptkommissar abschließend.

Den Höhepunkt des Informationsbesuches bildete sicherlich die Besichtigung des Schießkinos mit entsprechender Einweisung. Eine hochmoderne Anlage, die realistische Szenarien abbildet und auch auf Polizeimaßnahmen reagiert und handelt. Als Streifenführer durfte Wienand sich selbst davon überzeugen, nachdem er und sein Partner Björn Flug bei einem Verfolgungseinsatz real das Leben verloren hätten. Ebenso musste Wienand unter Stress in einem ähnlichen Szenario die Erfahrung machen, was es bedeutet, einen Unschuldigen mit gezieltem Schuss auf eine Entfernung von 25 Metern im Auto niedergestreckt zu haben. Es herrschte Schweigen und beklemmende Sprachlosigkeit. Weinhold sensibilisierte die Besuchergruppe, sprach psychologische Aspekte, die auch in der Natur des Menschen begründet liegen, dezidiert an. Kleine Übungen verdeutlichten dies am eigenen Leibe umso mehr. Die Botschaft am Ende war klar: Die Beamten stehen in Stresssituationen vor hohen Anforderungen, sie müssen die Lage schnellstens beurteilen, diese anhand der Gesetzeslage unter Eigenschutz abwägen und gesetzeskonform im Rahmen der Verhältnismäßigkeit handeln. Was sich dabei im Kopf abspielt, wurde exemplarisch und eindrucksvoll geschildert und auch selbst erlebt. Ein Schießsimulator also, der nicht für tolle Trefferergebnisse steht, sondern das zielgerichtete und situationsbedingte normative Handeln der Beamten vor allem in Stresssituationen schulen soll.

Hauptkommissar Weinhold verabschiedete die Besuchergruppe und lobte deren Disziplin, Offenheit und hohes Interesse an der Polizeiarbeit. Abschließend bat er, das Erlebte in die Öffentlichkeit zu transportieren.

Im Gasthof „Zum Storch“ in Niederschelden klang der Informationsbesuch mit Reflexion und Gedankenaustausch bei einem deftigen Abendessen gesellig und kameradschaftlich aus. (aw) Fotos: Wienand

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