In Heddesdorf auf den Spuren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen

HEDDESDORF – Auf den Spuren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Heddesdorf. –

Wer vom Westerwald kommend auf der Raiffeisenstraße in Richtung Rhein fährt, stößt in Heddesdorf auf ein großes Plakat, das auf die 1050 Jahrfeier von Heddesdorf hinweist. Ein geschichtsträchtiger Ort, wo schon die Römer ein Kastell gebaut und die Grafen von Heddesdorf lange Zeit ihr Domizil hatten, bevor sie nach Winningen zogen um dort Wein anzubauen. Heddesdorf, eine Gemarkung mit fruchtbaren Äckern und einer großen ebenen Landfläche, die bis nach Engers herunter reichte und einen Gürtel um die Stadt Neuwied bildete. Mancher vermeintliche gebürtige Neuwieder, ist eigentlich Heddesdorfer, weil das Gebiet auf dem das Elisabethkrankenhaus steht, zu Heddesdorf gehört. Heute ein Ortsteil von Neuwied, hat alte Traditionen. Eine der größten Kirmesveranstaltungen im Land ist die Heddesdorfer Pfingstkirmes. Mindestens seit 1564, wahrscheinlich aber schon lange vor 1487, beginnt die Tradition der Heddesdorfer Pfingstreiter, die per Pferd in Engers ihren Pachtzins abholen. Wer einmal in Heddesdorf in den engen gepflasterten Gässchen unterwegs ist, trifft auf viel Geschichte und Geschichten. Da war es für den Flammersfelder Bürgermeister Raiffeisen wahrscheinlich ein Karrieresprung, als er 1852 die Ernennung zum Bürgermeister der Bürgermeisterei Heddesdorf erhielt. Von Weyerbusch, wo Tochter Amalie geboren war und Flammersfeld zog es ihn an den Rhein. Die Weyerbuscher verdankten ihm den Brotverein und in Flammersfeld gründete er die Genossenschaften. Auch in Heddesdorf war viel zu tun für den neuen Bürgermeister. Nachdem er die Bürgermeisterei, die auch sein Wohnsitz war, gebaut hatte, entstand in Heddesdorf 1854 ein Wohltätigkeitsverein, dem 1862 die erste Genossenschaftsbank folgte. Die allerdings liegt heute in der Ortschaft Engers. Unweit der Bürgermeisterei findet man die alte Raiffeisendruckerei. Eine Liegenschaft, die heute von der Neuwieder Stadtverwaltung genutzt und erhalten wird. In Sichtweite der Bürgermeisterei liegt die Heddesdorfer Kirche, die wenige Jahre vor Raiffeisens Dienstantritt in neuromanischem Stil neu erbaut wurde. Das ursprüngliche Gotteshaus aus dem Mittelalter war verfallen. Lediglich die Glocken wurden in den neuen Glockenturm gerettet.

Um die Mittagszeit läuten die Glocken der schmucken evangelischen Kirche herüber zum Friedhof, wo die Familie Raiffeisen die letzte Ruhe gefunden hat. Neben seiner ersten Frau Emilie, die schon in jungen Jahren, im Jahr 1863 mit 37Jahren verstarb, liegen dort noch seine Tochter Amalie und zwei Enkelkinder, deren Geburt er aber nicht mehr erleben durfte. Raiffeisen starb kurz vor seinem siebzigsten Geburtstag. Schon länger war er gebrechlich und litt unter einem Augenleiden. Ein Grund warum er 1865 vorzeitig pensioniert worden war. Jedoch widmete er sich, fast erblindet, mit Hilfe seiner Tochter Amalie, dem von ihm gegründeten neuen Bankwesen. 1881, so auf einem Hinweisschild am Gebäude zu lesen, gründete Raiffeisen die nach ihm benannte Druckerei in der Heddesdorferstraße, die heute noch an anderer Stelle für den Formulardruck von Banken zuständig ist. Wenn die Heddesdorfer nun in wenigen Wochen ihre 1050 Jahrfeier begehen, wird auch der in der ganzen Welt berühmte Sozialreformer und Heddesdorfer Bürgermeister nicht unerwähnt bleiben. Vom Plakat an der Hauswand gegenüber der ehemaligen Bürgermeisterei schaut er auf die historische Raiffeisenstraße, die wie die Raiffeisenbrücke, eine Ringstraße und eine Schule nach ihm benannt sind. Die Patenschaft für sein Grab auf dem Heddesdorfer Friedhof, hat die von ihm gegründete Raiffeisenbank übernommen. Eine Menge Besucher aus aller Welt, so erzählt der Friedhofgärtner, kommen im Jahr zur Grabstätte. Ein Asiatisches Filmteam sei auch dabei gewesen. Wenn auch viele Menschen hierzulande nicht wissen wo Heddesdorf auf der Landkarte zu finden ist, Raiffeisens Wirkungsstätten sind in der ganzen Welt bekannt und sein Genossenschaftsgedanke ist aktueller denn je. (mabe)

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