Holocaust-Gedenktag mit ausgesprochen guter Beteiligung

NEUWIED – Holocaust-Gedenktag mit ausgesprochen guter Beteiligung

Wie in jedem Jahr gedachten Mitglieder der Neuwieder Gruppe von Amnesty International und Gleichgesinnte, so auch Vertreter von Eirene und vom DGB, am Samstag aus Anlass des Holocaust-Gedenktages der Opfer des Naziterrors. Besonders beeindruckend war in diesem Jahr die ansehnliche Zahl der Teilnehmenden, darunter knapp ein Drittel der Neuwieder Stadtratsmitglieder. Nach den eröffnenden Worten von Inge Rockenfeller, die die Orientierung der Menschenrechtsorganisation an der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen herausstellte, erinnerte Manfred Kirsch daran, dass sich den Befreiern des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 ein grauenhaftes Bild des Schreckens geboten habe. Zudem sprach er die heutigen Opfer von Rechtsextremismus an. Es sei unerträglich, wenn heute wieder Menschen in Deutschland um ihr Leben und ihre körperliche Unversehrtheit bangen müssten, was sich etwa am zunehmenden Antisemitismus zeige.

Oberbürgermeister Jan Einig erklärte in seinem Grußwort, die heute lebenden Generationen seien zwar nicht für die Verbrechen des Nationalsozialismus verantwortlich, aber verantwortlich für das, was sei und werde, so dass Einig sich dafür stark machte, täglich daran zu arbeiten, diese schreckliche Vergangenheit in eine gute Zukunft zu führen. Hubert Wölwer unterbreitete einen Blick auf die rechtsextremen Gewalttaten und den rechten Terror in den letzten zehn Jahren. Wie man an den Beispielen sehe, seien wir nicht mehr an dem Punkt: Wehret den Anfängen, sondern schon darüber hinaus. Susanne Kudies umrahmte die Kranzniederlegung und die Schweigeminute mit im Konzentrationslager geschriebenen Gedichten.

Das erste vorgetragene Gedicht schrieb der Tscheche Josef Čapek, der wegen Kritik am Nationalsozialismus verhaftet wurde und im KZ Bergen-Belsen starb, und das zweite lyrische Werk stammt von Hannah Szenes, einer ungarischen Widerstandskämpferin, die bei ihrer Hinrichtung eine Augenbinde ablehnte, um dem Exekutionskommando in die Augen blicken zu können. In ihrem Schlusswort erinnerte Kudies auch an die Widerstandskämpfer um die „Weiße Rose“ und stellte eine Verbindung zur Gegenwart her. Amnesty International unterstütze die Menschen, die sich heutigen Diktaturen widersetzten und Missstände anprangerten. Gemeinsam seien wir stark und könnten viel erreichen, wenn wir Mut und Entschlossenheit zeigten. Zu Wort kamen überdies zwei Schülerinnen der Neuwieder Ludwig-Erhard-Schule: Leonie Kukla und Sarah Hübert. Unerwartet hatte aber die Neuwiederin Friederike Kühnreich das letzte Wort, die ihre Ergriffenheit darüber zum Ausdruck brachte, dass zwei Tage zuvor Jugendliche am Synagogendenkmal ihr Gedenken damit verknüpft hatten, mit einer Zahnbürste Stolpersteine zu säubern.

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