Hochzeitsmarathon im Kloster Ehrenstein


Erster Samstag im Monat, der Parkplatz vor der Klosterkirche ist überfüllt und auf der Straße vor dem Schlagbaum zum Kloster ein reges Kommen und Gehen festlich gekleideter Menschen. Brautjungfern und Bräute zupfen noch an Blumenschmuck und Haardesign, aufgeregte heiratswillige Herren bekommen die letzten Informationen, bevor es in das Trauzimmer des Klosters oder in die Klosterkirche zum Heiraten geht. Am heutigen Samstag sind es vier Paare die im Stundentakt getraut werden. Drei davon im Trauzimmer der Asbacher Standesbeamtin, die einmal im Monat hier ihren Dienst versieht. Aber bevor es soweit ist, muss man erst mal Schwester Therese konsultieren. Die Ordensfrau von den Waldbreitbacher Franziskanerinnen, die seit ein paar Jahren das Kloster leitet, ist für die Terminvergabe zuständig. Ist das erledigt, kann man in Asbach das Aufgebot bestellen. Inzwischen sind freie Termine Mangelware geworden und in den kommenden Sommermonaten ist alles ausgebucht. Herbst und Winter sind im Kaminzimmer Seminare und Einkehrtage und da muss absolute Ruhe sein, sagt die Ordensfrau, die die heiratswilligen Paare an der Klostertür begrüßt. 150 Euro kostet das Vergnügen, hinter Klostermauern den Bund fürs Leben zu schließen.
Nachdem Steffi und Werner aus dem Puderbacher Land im Kaminzimmer des Klosters standesamtlich den Bund fürs Leben geschlossen haben, geht es in die Klosterkirche, den Segen der Kirche erbitten. Den Pastor haben sie gleich mitgebracht. Der Trierer Domprobst Dr. Martin Loersch hält eine Dankandacht. Trauen geht nicht, denn für das Brautpaar ist es die zweite Ehe. Beide haben eine Scheidung hinter sich. Eine Dankandacht ist ja nicht verboten, meint Schwester Therese, die für die Vergabe der Kirchlichen Termine nicht zuständig ist. Das macht das Pfarramt in Asbach. Das zweite Paar, die Braut aus Bendorf und der Bräutigam aus der VG Waldbreitbach sind inzwischen frisch verheiratet und haben hinter dem Kloster einen kleinen Sektempfang organisiert. Dort spielt eine Light Formation des Musikvereins Waldbreitbach einen Hochzeitsmarsch, während Hans und Ramona noch bei strahlendem Sonnenschein mit ihren Hochzeitsgästen auf dem Weg durch den Klostergarten unterwegs zur Trauung Nummer drei für den heutigen Morgen sind.
Gerade hatten sie Platz genommen, als sich draußen ein Gewitterregen anbahnte. Jetzt wurde es eng, bei gleichzeitig drei Hochzeitsgesellschaften auf dem Klostergelände. Einige kamen um in der Kirche zu heiraten, andere konnten wegen des Gewitters ihren Unterstand im Klostergarten nicht verlassen. Hans und Ramona wurden frisch getraut noch mal mit einem
Schuss Wasser von oben gesegnet ehe sie und ihre Gäste die Autos auf dem Parkplatz erreichen konnten. Ein turbulenter Tag für Schwester Therese, die kurzerhand ihren Schirm holte, damit die Standesbeamtin wenigstens trocken in den Feierabend starten konnte. Wenn am Nachmittag die letzten Festgäste, Fotografen und Musiker abgezogen sind ist wieder Friede im romantischen Mehrbachtal. Solange, bis wieder ein Patrozinium, Konzert oder Ordensjubiläum den ruhigen Ort aus seinem Schlaf weckt und in eine andere Kulisse verwandelt. Feste im Kloster Ehrenstein sind immer etwas Besonderes und Langeweile kommt bei den Ordensfrauen im Seitental der Wied nicht auf. Kunst, Kultur, Musik und Menschen sind immer willkommen in den altehrwürdigen Klostermauern, in denen nach einigen Jahren ohne Bewohner jetzt wieder Leben herrscht. (mabe)