Gespräch mit dem 1. Vorsitzende der SG 06 Betzdorf, Stefan Berndt
BETZDORF – Im Gespräch mit dem 1. Vorsitzende der SG 06 Betzdorf, Stefan Berndt – BK: Die Saison neigt sich dem Ende zu und es ist Zeit ein Fazit zu ziehen. Außerhalb des Spielfeldes hat sich die SG 06 ja mit diversen Aktionen und Veranstaltungen recht erfolgreich in der Öffentlichkeit präsentiert. Doch wie sieht es auf dem Rasen aus? Was ist mit dem Fußball in Betzdorf?
Berndt: Nun – die saisonalen Tabellenplätze sind bekannt, von den vielen Kinder- und Jugendmannschaften bis hin zum Seniorensportverlauf. Bei der B-Jugend ist noch alles offen. Genauso bei der 1. Mannschaft.
BK: Wie steht’s mit dem notwendigen Geld?
Berndt: Wie zumeist – äußerst schwach. Die Einnahmen haben sich weiter deutlich verkürzt. Die gesellschaftliche Aufgabe, die Vereine erfüllen, braucht einfach fremdes Geld. Da wir ja nun kein Produkt des täglichen Bedarfs verkaufen können sind wir auf kleiner werdende Einnahmen, auf Sponsoring und Spenden angewiesen.
Hinzu kommt noch, dass steuerlich unterschieden wird zwischen einem Wirtschaftsbetrieb und einem ideellen Bereich. Wobei wir zum Beispiel Mehrwertsteuern zu bezahlen haben, gegen die es keine Vorsteuer gibt. Für den Steuerbürger ein Novum. Das sind alleine aktuell 30 000 Euro im Geschäftsjahr. Und das ist schon alles mehr als nur belastend. Nicht nur finanziell, sondern es drückt auch auf’s Gemüt. Wir sind derzeit wieder in der Finanzplanung Saison 2017/2018. Man weiß vorher nie genau, wie es ausgeht. Weil auch eine Art sportlicher Erfolg von der Gesellschaft erwartet wird.
BK: Wie geht’s weiter mit den beiden Sportplätzen?
Berndt: Die Gespräche mit der Stadt zeigen deren Bereitschaft, ihre Sport-Liegenschaften weiter zu optimieren bzw. zu erneuern. Das soll dieses Jahr geschehen. Fußballer haben heute andere Ansprüche an eine Spielfläche, als zu unserer damaligen Zeit. In einer Kooperation mit dem SV Bruche nutzen wir auch den dortigen Platz intensiv im Jugendbereich. Auch Dank dafür. Aber Plätze für unsere Fußballmannschaften haben wir eindeutig zu wenige. Auch dieses Hin- und Herfahren kostet uns viel Geld. Und woanders müssen wir dann für die Nutzung auch noch Geld bezahlen.
BK: Wie geht’s weiter?
Berndt: Wir werden weiter „abspecken“, obwohl kein Speck mehr vorhanden ist.
BK: Gibt es bald eine Jahreshauptversammlung?
Berndt: Ja. Für die immer noch offene Funktion des zweiten 2. Vorsitzenden hat sich jemand gefunden. Andernfalls müssen wir die Vereinsstatuten verändern. Bisher sind wir in einem bereits lange andauernden Sanierungsprozess. Es gab erhebliche „Altlasten“, die schon vor vielen Jahren entstanden waren. Dabei ging es um Zehntausende von Euro. Wir wollten keinen zwingen, den notwendigen aber auch schmerzhaften Sanierungsprozess mitzutragen, der inzwischen durch ein großes Engagement Einzelner weitgehend abgeschlossen werden konnte. Die ehemaligen Bürgen, die für Altlasten der SG 06 einstanden, haben wir finanziell komplett entlastet.
Im Rahmen dieses Sanierungsprozesses muss auch unser Abstieg aus der Oberliga gesehen werden. Allerdings ist die Rheinlandliga nun auch nicht gerade deutlich kostengünstiger. In der Winterpause mussten wir beispielsweise mit einem sehr guten Stürmer aufrüsten, was auch mit beträchtlichen Kosten verbunden ist.
BK: Immer wieder verlassen Spieler den Verein. Warum ist das so?
Berndt: Einerseits, weil wir anscheinend mehrheitlich für umliegende Vereine ausbilden. Ohne einen wahren Gegenwert zu erhalten. Seit einiger Zeit „rüstet“ der VfB Wissen, der ja früher sogar Regionalliga gespielt hat und dann in eine große und Jahre andauernde auch finanzielle Re-Strukturierung gehen musste, wieder auf. Viele Spieler gehen dorthin, wo das Geld ist. Im Übrigen übernehmen wir für die neue Saison sieben Spieler aus der A-Jugend und integrieren die Jungs in die 1. Mannschaft. Jugendarbeit soll sich auch auszahlen, und die jungen Nachwuchskräfte erhalten eine gute Perspektive.
BK: Wie sind also die Gesamt-Perspektiven für die SG 06?
Berndt: Wir haben viele Menschen die sich bei uns im Verein engagieren. Entgeltliche wie Unentgeltliche. Die Zuschauerbeteiligung und auch deren Verweildauer im Stadion unterliegt weitgehend den Gesetzen der sonstigen Fußballangebote. Dass Menschen körperlichen Sport brauchen ist für die Gesellschaftsträger, dazu zählen wir auch Politik, Wirtschaft und unseren Verein, eine gesellschaftliche Verpflichtung. Wir werden allerdings unser gesellschaftliches Engagement den Notwendigkeiten weiter anpassen müssen.
Betzdorf und Umgebung könnte sich allerdings mal wieder einen Schwung geben in einer Honorierung durch mehr Besuche des Fußballsports und einer längeren Verweildauer. Jeder unserer Fußballer hat einen privaten „Anhang“. Wenn der jeweils bei Kindern, Jugendlichen und Senioren mitkäme zum Spiel, hätten wir jeweils ca. 900 bis 1.000 Zuschauer.
BK: Okay. Sehen wir, wie der Fußballsport in Betzdorf weiter geht. Vielen Dank.
Berndt: Wir arbeiten dran. Es gefällt nicht allen. Wir wollen allerdings 111 Jahre SG 06 weiter fortsetzen. Der Verein und sein Leben steht für uns im Vordergrund unseres Ehrenamtes.