
KOBLENZ – Sprechende Hände: Gebärden-Theater für Hörende und Gehörlose auf der BUGA Koblenz 2011 am Freitag, 9. September –
Die Gebärden-Theatergruppe „Der Pott“ tritt am Freitag, 9. September, mit ihrem Stück „Die Tulpen“ von 16:00 bis 17:30 Uhr auf der Sparkassenbühne der Bundesgartenschau Koblenz 2011 auf. Diese Aufführung erweitert die barrierefreie Bundesgartenschau Koblenz 2011 um eine neue Facette. Hörende und Gehörlose erleben bei dem Gebärdentheater, das für Hörende simultan übersetzt wird, auf unterhaltsame und satirische Art und Weise ein Stück Gehörlosenkultur. Die Aufführung wird durch den Förderverein Netzwerk Gleichstellung und Selbstbestimmung in Rheinland-Pfalz im Rahmen des Förderprogramms „barrierefrei, inklusiv & fair“ unterstützt und ermöglicht. Das Theaterstück „Die Tulpen“ von Jörn Vöcking, aufgeführt von der Theatergruppe „Der Pott“, ist eine satirische Darstellung der Gehörlosenwelt. Die Hauptperson „Michael“ leidet unter multipler Persönlichkeit und Schizophrenie. Im Laufe des Stücks lernt der Zuschauer immer mehr Persönlichkeiten kennen, die Michael in sich trägt. Jede von ihnen zeigt einen charakteristischen, überspitzt dargestellten Typen aus der Gehörlosenkultur. Da gibt es beispielsweise den intellektuellen Gebärdensprachdozenten Ibrahim, den lässig coolen Jugendlichen Jannis oder die Seniorin Erika. Sie alle erzählen dem Publikum kurze Episoden aus ihrem „gehörlosen“ Leben aus ihrer ganz persönlichen Sicht. „Ich hatte die Idee einer Satire über Taube, über Blumen und Taube, mit dem Titel „Die Tulpen“. Eine Geschichte für Hörende, damit sie das wahre Taubenvolk kennenlernen können und um die Tauben aufzuwecken“, so Regisseur Jörn Vöcking.

Premiere des Stücks war im Jahr 2008 bei den Deutschen Kulturtagen der Gehörlosen in Köln. Danach folgten Auftritte im Hamburger Sprechwerk oder beim Deutschen Gebärdensprachen-Theater-Festival (DeGeTh-Festival) 2010 in München. Die Theatergruppe „Der Pott“ wurde 2002 in Essen gegründet. Die DeGeTh 2003 brachte für die Gruppe einen Überraschungssieg in der Kategorie „Bestes Drehbuch“. Im Jahr 2006 gab es beim vierten DeGeTh den Preis „Bester Schauspieler“. Der Regisseur Jörn Vöcking ist verheiratet, hat zwei Kinder und bildet im Berufsbildungswerk in Neuwied Tischler aus. Seine Drehbücher schreibt er nicht alleine, sondern in Zusammenarbeit mit Hörenden. Sie schreiben das Drehbuch, während er gebärdet. Vöcking: „Ich spreche, denke und träume Deutsche Gebärdensprache (DGS), deswegen ist es besser, wenn Hörende übersetzen.“ Vöcking hat schon als 17 Jähriger von 1992 bis 1993 beim Deutschen Gehörlosentheater gespielt. 1998 trat er für die Gruppe Fortuna in München als Faust auf, 1999 bis 2000 in der Doppelrolle Pater Lorenzo und Tybalt (Romeo und Julia). 2003 spielte er für „Der Pott“ die Rolle des menschlichen Wesens und war gleichzeitig Regisseur. Seitdem konzentriert er sich auf die Regiearbeit und hat es sich dabei zur Aufgabe gemacht, insbesondere gehörlose Jugendliche an die Schauspielerei heranzuführen: „Wer als Tauber Schauspiel zu seinem Beruf machen will, hat es schwer. Es gibt keine offizielle Ausbildung zum/zur Schauspieler/innen für Taube und zu wenig Workshops. Mein Traum ist, dass es das in der Zukunft geben wird.“ Das nächste Ziel sei es, für die DeGeTh 2013 eine neue junge Gruppe zu formen und für diese ein Drehbuch zu schreiben.