Fluterschen – Prozess geht in die zweite Woche
FLUTERSCHEN – Fluterschens Missbrauchdrama im Fokos des öffentlichen Interesse –
Im gut eine Woche laufenden Prozess um das Missbrauchsdrama in Fluterschen, Kreis Altenkirchen, schlagen die Wellen der Entrüstung immer noch hohe Wellen. Jetzt gerät das Jugendamt des Kreises Altenkirchen offenbar immer mehr unter massiven Druck. Im Prozess am Landgericht Koblenz bemerkte Richter Frank Schmitz: „In den Akten des Jugendamtes herrscht gelinde gesagt ein heilloses Chaos!“ Überhaupt war es kein besonders erfolgreicher Prozesstag. Es kam wenig rüber, was der Wahrheitsfindung zuträglich war. Die mit Spannung erwartete Aussage der 52jährigen Ehefrau des Angeklagten Detlef S. endete recht schnell. Die zierliche, dunkelhaarige Erika S., im grauen Kapuzen Mantel, machte von ihrem Aussageverweigerungsrecht gebrauch und verschwand begleitet von einem Justizwachtmeister nach wenigen Minuten wieder aus dem Saal. Im Anschluss sagten Jugendamtsmitarbeiter aus, darunter auch Hermann-Josef Greb, der das Altenkirchener Jugendamt seit 2009 leitet. Staatsanwalt, Richter und Anwälte bemängelten die Jugendamtsakten. Die 150 Aktenseiten erschienen dem Gericht ungeordnet. Oft sei es ist unklar, wer ein Gespräch führte, wann und mit wem er es führte. Die Akten umfassen die Jahre 1998 bis 2010. Aber 2000 und 2001 sowie von 2004 bis 2007 fehlte jeglicher Eintrag. Mitarbeiter der Behörde befragt, waren oft unwissend, die Akten unvollständig oder sogar schon vernichtet. Auch von der Adoption der Stiefkinder war bei den Unterlagen nichts zu finden. Kein gutes Bild für eine Behörde, die doch der Landrat Michael Lieber in seiner Presserklärung letzte Woche noch so leidenschaftlich verteidigt hatte. Nach seiner seitenlangen Erklärung vor zahlreichen Fernsehsendern und Zeitungsreportern in seinem Altenkirchener Amtssitz, war erst einmal Ruhe im Kreishaus eingekehrt. Das wird sich wahrscheinlich schlagartig wieder ändern, da bei der Staatsanwaltschaft Koblenz ein Ermittlungsverfahren gegen die Behörde läuft. Doch derzeit ist es unwahrscheinlich, dass sich Jugendamtsmitarbeiter strafbar gemacht haben, so die Koblenzer Staatsanwaltschaft. Die größte Sensation des Prozesstages: Es wurde bekannt, dass der Anklagte sein Teilgeständnis widerrufen hat. Sicher wird es noch eine Menge Prozesstage geben, bis die Koblenzer Richter zu einem Urteil kommen und das Jugendamt Altenkirchen, wird noch lange nicht aus den Schlagzeilen der Sensationspresse verschwunden sein . (mabe)