Fledermausstollen in Obererbach

OBERERBACH – Fledermauswinterquartier im Bergwerksstollen in Obererbach –

Die Gemeinde Obererbach hat ca. 600 Einwohner und wurde 1358 erstmalig urkundlich erwähnt. Der Ort liegt ca. fünf Kilometer von der Kreisstadt Altenkirchen entfernt, in der Mitte des Westerwaldes. Nur wenige Minuten entfernt verläuft der Westerwaldsteig. Der Stollen ist ein Hand geschlagener ehemaliger Erz- oder Bleibergwerkstollen, der 30 Meter tief ins Erdreich vordringt. Der Stollen wurde in früheren Jahren immer von Fledermäusen als Unterkunft genutzt. Durch herabfallendes Erdreich wurde der Stollen immer wieder zugeschüttet. Zugunsten des Naturschutzes und aus heimatkundlichen Gründen beschloss die Ortsgemeinde den Stollen dauerhaft vor herabfallendem Erdreich zu sichern. Dazu musste eine ca. sechs Meter lange Betonröhre vor den Eingang des Stollens zur Sicherung angebracht werden. Da die Lage des Stollens nicht mit schweren Fahrzeugen erreichbar war, verliefen die Bauarbeiten sehr schwierig. Hinzu kam, dass keine Einschalungen angebracht werden konnten, da bei diesen Arbeiten Lebensgefahr bestand. Die Front des neu erstellten Stolleneinganges wurde mit Natursteinen verkleidet. Vor dem Stolleneingang wurde ein neues Schutzgitter angebracht. Zwei Handläufe ermöglichen den gefahrlosen Zugang zum Stollenmundloch. Eine installierte Infotafel weist Wanderer, Schulklassen und sonstige Interessierte auf die heimische Flora und Fauna, sowie speziell auf die Fledermaus hin. Die gesamte Maßnahme kostete 22.500 Euro. Dieser Betrag kam nur zustande, da die örtliche Baufirma Hartmut Roth auf Arbeitslohn und Materialkosten in Höhe von 4.000 Euro verzichtete. Baumaschinen wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt. Förderer und Helfer Joachim Nehls (AK Fledermausschutz und NABU Altenkirchen) hat die Baumaßnahme zusammen mit Josef Köttnitz (Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, HGON) fachlich unterstützt. Nehls engagiert sich schon seit Jahren ehrenamtlich für den NABU Altenkirchen und den AK Fledermausschutz im Kreis Altenkirchen. Die Ortsgemeinde Obererbach hat mit 18.500 Euro den Großteil der Finanzierung der Stollensicherung übernommen. Der gesamte Ortsgemeinderat stand hinter dem Projekt, obwohl hierfür ursprünglich nur 7.500 Euro im Haushaltsetat eingestellt waren. Weiterhin hat die RWE das Bauprojekt mit 2.000 EUR unterstützt. Zudem unterstützte der Verein für Landschaft- und Naturschutz Altenkirchen das Bauvorhaben finanziell mit 2.000 Euro. Ratsmitglied Christof Kölschbach fertigte kostenlos das neue Schutzgitter und die Handläufe an und der erste Beigeordneter und Revierförster Marcus Follmann war für die umfangreichen Baumfällarbeiten verantwortlich. Ortsbürgermeister Erhard Schneider ist es zu verdanken, dass das Projekt in einer Planungsphase von fast fünf Jahren nicht zum Scheitern verurteilt war. Gegen kritische Stimmen und immer höheren Kosten mussten entsprechende Argumente  gefunden werden. Nachhaltig wurde die Sache von Ratsmitglied Elke Neschen unterstützt, die sich nicht nur ideell sondern auch durch arbeitsmäßige Unterstützung beim Projekt „Fledermaussstollen“ einbrachte. Die Planung des Bauvorhabens mit entsprechenden Zeichnungen und Erläuterungen, sowie die Bauleitung und Baubegleitung wurde kostenlos durch Ratsmitglied Dipl. Ing. Landschaftsbau Martin Heinemann übernommen. Ein Großteil der einheimischen Fledermausarten überwintert in Höhlen. Da natürliche Höhlen selten sind, werden häufig Stollen zur Überwinterung genutzt. Stillgelegte Stollen werden dann aber häufig zu touristischen Zwecken genutzt oder aber geraten in Vergessenheit und sind dann, wie in Obererbach, davon bedroht einzustürzen oder durch Erdrutsche verschüttet zu werden. Mit der Sicherung des Stollens in Obererbach hat die Gemeinde somit nicht nur ein kulturelles Erbe erhalten, sondern auch den Fledermäusen eine dauerhafte und dank der Vergitterung auch sichere Unterkunft geschaffen. Die Infotafeln machen auf die Fledermäuse aufmerksam und durch die Nähe zum Westerwaldsteig sicher auch viele neugierige Menschen auf das Thema Fledermausschutz. Schon bei der inoffiziellen „Eröffnung“ des Stollens am 2. November 2010 waren bereits wieder Fledermäuse im Sollen anwesend. Eine Stollenkontrolle kann erst mit Sicherheit sagen, welche Fledermausarten in dem Stollen überwintern. (eschn) Fotos: Wachow/ Repros: Wachow

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